Wer bewusst Lebensmittel aus der Region kauft, denkt dabei meistens an die Umwelt. Es geht aber um mehr: Wie wir einkaufen, beeinflusst die Wirtschaft und das Zusammenleben in der gesamten Region.
Was „regional“ heißt, ist gar nicht so einfach zu beschreiben. Bei der Milch, die jemand am Bauernhof holt, geht das noch. Schwierig wird es bei verarbeiteten Produkten wie etwa bei Brot: Vom Getreide über Mühle, Bäckerei zum Geschäft kann der Weg lang sein. Nicht immer ist automatisch schlecht, was von weiter weg kommt: der Bergkäse etwa, den man vom Urlaub mitnimmt, oder das Olivenöl vom kleinen Biobauern in Griechenland.
Wirtschaftlich betrachtet. Rein wirtschaftlich betrachtet, hat regional Einkaufen vor allem zwei Auswirkungen: Es erhöht die Wertschöpfung in der Region, gleichzeitig schafft und sichert es Arbeitsplätze. Wertschöpfung bezieht sich auf das gesamte Geld, das in einer Region vorhanden ist. Je mehr Vorarbeiten für ein Produkt in der Region erbracht werden, desto mehr Wertschöpfung bleibt dort. Kleinstrukturierte Produktion ist arbeitsintensiver und braucht daher mehr Arbeitskräfte. Doch deswegen auf völlige regionale Abschottung zu setzen, macht ökonomisch keinen Sinn: Produkte können oft effizienter produziert werden, wenn spezialisierte Betriebe nur bestimmte Arbeitsgänge durchführen. Auch wenn Produkte von außerhalb der Region kommen oder regionale Waren exportiert werden, ergibt das Arbeit für die lokalen Betriebe.
Für die Umwelt. „Für regionale Lebensmittelversorgung ist häufig eine aufwändigere Bewirtschaftung notwendig, zum Beispiel für kleine, nicht maschinengerechte Feldstücke. Oft kann eine solche naturnahe, traditionelle Landwirtschaft nur aufrechterhalten werden, wenn dies über einen Mehrpreis für die Produkte abgegolten wird“, erklärt Julia Kaliwoda von der Österreichischen Gesellschaft für Umwelt und Technik. Kürzere Transportstrecken bewirken weniger Abgase und verbrauchen weniger Energie. Entscheidend ist neben den gefahrenen Kilometern die Effizienz des Transportmittels. Wer mit dem Pkw zum Bauernladen um ein Kilo regionale Kartoffeln fährt, belastet die Umwelt mitunter mehr als der Überseetransport von Waren mit großen Schiffen. „Eingeflogene“ Lebensmittel sollten auf jeden Fall gemieden werden! Wichtig ist auch die Effizienz in der Produktion. Aus Umweltsicht betrachtet ist es zum Beispiel besser, Freilandsalat aus Italien zu kaufen als österreichischen Salat aus dem beheizten Glashaus. „Es kommt auch auf das Produktionssystem an“, sagt Julia Kaliwoda. „Die biologische Landwirtschaft verursacht weniger klimaschädliche Treibhausgase und erhält ein gesundes Bodenleben. Auch die Haltungsbedingungen sind wichtig. Wenn der Nachbar eine Legehennenbatterie mit 5000 Tieren hat – ist regional dann wirklich noch so viel ,besser‘?“
Tradition erhalten. Regionale Produktion kann ein Bewusstsein schaffen für eigene Stärken und Besonderheiten: Alte Produktions- und Verarbeitungstechniken können erhalten werden, so werden zum Beispiel traditionelle Rezepte aufgewertet.
Zwischenmenschlich. Nahversorgung ist auch ein soziales Thema. Das Gespräch beim Dorf-Geschäft gehört genauso dazu wie die Versorgung von weniger mobilen Menschen. Gegenseitiges Wissen um die Lebenssituation erzeugt Verständnis und Verantwortung füreinander. Auch bei der Beziehung Verbraucher – Erzeuger. Verbraucher/innen sind bereit, mehr für ein Produkt zu bezahlen, weil sie wissen, wie es produziert wird, und sie die Arbeit der Produzenten schätzen – Erzeuger/innen können auf Wünsche der Kunden direkt eingehen. Natürlich wollen Konsumenten auch, dass sie die Herkunft von Produkten nachvollziehen können, und erwarten Qualitätsstandards: Frische, Gesundheit, Natürlichkeit.