Sr. Hildegard Litzlhammer über ihre Arbeit im Kongo
Ausgabe: 2008/32
11.08.2008 - Josef Wallner
Der 5. Juli 2008 war für Sr. Hildegard Litzlhammer ein Freudentag: Nono Kabongo feierte Hochzeit. Sr. Hildegard hat die 25-Jährige seit ihrem 15. Lebensjahr begleitet – seit sie als „Hexenkind“ verstoßen wurde.
Mit der Eröffnung ihres „Café Mozart“ im März 2007 wurde Sr. Hildegard in ganz Österreich bekannt. Sie hat im Zentrum von Kinshasa, der Hauptstadt des Kongo, eine Bäckerei, Konditorei und ein Kaffeehaus eingerichtet und gibt dort jungen Frauen eine fundierte Berufsausbildung.
Verstoßen. Nono Kabongo ist eine dieser Frauen. Sr. Hildegard hat sie vor elf Jahren in ihrem Haus für Straßenkinder aufgenommen. Nono musste im Grundschulalter ihre Familie verlassen und kam zu einem reichen Onkel in die Hauptstadt, der ihrem Vater versprochen hatte, der Kleinen eine gute Ausbildung zu ermöglichen. Doch der Onkel verlor seine Arbeit. Als ein zweiter Onkel ebenfalls seine Stelle verlor, war ihr Schicksal besiegelt. Als Hexe wurde sie auf die Straße geworfen. Bei Sr. Hildegard fand sie eine neue Familie – zuerst im Haus Mazarello für jüngere Straßenkinder. Dann gehörte sie zur ersten Generation von Mädchen, die mit Sr. Hildegard vom Haus Mazarello am Stadtrand ins Stadtzentrum zogen und dort im März 2007 das Café Mozart eröffneten. Nono machte eine Bäcker- und Konditorlehre. Für einige Monate wurde sie auch in einer Welser Bäckerei ausgebildet.
Hilfe kommt an. Auf einer Fahrt in den Süden des Landes hat Nono – zufällig – einen Jusstudenten kennengelernt. „Es war Liebe auf den ersten Blick“, schmunzelt Sr. Hildegard. Nach Abschluss des Studiums wurde nun geheiratet. Seit Sr. Hildegard vor mehr als einem Jahrzehnt begonnen hat, kleine Mädchen von der Straße aufzunehmen, ist Nono die Erste, die auf eigenen Füßen steht. Ein Happyend einer Lebensgeschichte, die auch anders hätte ausgehen können.