Nicht ein verstaubtes Dogma, sondern ein Bild der Hoffnung ist Maria Himmelfahrt, betont Prof. Hans Hollerweger.
Ausgabe: 2008/33, Hans Hollerweger, Maria Himmelfahrt
13.08.2008 - Josef Wallner
Was feiert die katholische Kirche am Fest Maria Himmelfahrt? Hollerweger: Wir bekennen, dass Maria nach Vollendung ihres irdischen Lebens mit Leib und Seele in die Herrlichkeit des Himmels aufgenommen wurde. Was Papst Pius XII. 1950 zum Dogma erhoben hat, ist keine neue Lehre, sondern der Papst hat formuliert, was Glaube der Kirche seit den ersten Jahrhunderten war.
Wann hat sich diese Glaubensüberzeugung herausgebildet? Sie wird beim Konzil zu Ephesus im Jahr 431 grundgelegt, bei dem Maria als Gottesgebärerin bezeichnet wird. Diese Ehrenbezeugung ist das erste marianische Dogma und die Aufnahme Mariens in den Himmel eine Ausfaltung dieses Bekenntnisses.
Was bedeutet dieses Fest für heute? Wir Menschen haben ein unstillbares Verlangen nach Glück und erfülltem Leben. In Maria wird uns ein Mensch vor Augen gestellt, an dem sich diese Sehnsucht schon erfüllt hat. Der Literat Franz Kafka hat gesagt: „Unendlich viel Hoffnung, nur nicht für uns!“ Ich möchte dieses Wort im Blick auf die Himmelfahrt Mariens abwandeln: „Unendlich viel Hoffnung, ganz für uns.“ Das Tagesgebet von Maria Himmelfahrt fasst zusammen, was das Fest uns sagen will: „Gib, dass wir auf dieses Zeichen der Hoffnung und des Trostes schauen und auf dem Weg bleiben, der uns hinführt zu deiner Herrlichkeit.“
Warum ist „Maria Himmelfahrt“ der Spitzenreiter unter den Patrozinien? Allein in Oberösterreich sind es 69 Kirchen. Das Spätmittelalter – um 1500 – war eine Blütezeit der Marienverehrung und des Kirchenbaus. Durch dieses Zusammentreffen lassen sich die vielen Patrozinien erklären. In der Barockzeit sind dann die vielen Maria-Himmelfahrts-Bilder entstanden. Das passte bestens in den barocken Zeitgeist. Denn das Barock zeichnet sich durch Lebensbejahung und durch triumphalistische Tendenzen aus. So kommt es, dass die Darstellungen von Maria Himmelfahrt im Vergleich zu anderen Glaubensgeheimnissen in den Kirchen überrepräsentiert sind. Das Zweite Vatikanische Konzil greift übrigens in Zusammenhang mit Maria den Begriff Bild auf: „In Maria schaut die Kirche wie in einem reinen Bilde mit Freuden an, was sie ganz zu sein wünscht und hofft.“
Am 15. August weiht man auch Kräuter ... Um Maria Himmelfahrt war vermutlich die Zeit, in der man Heilkräuter sammelte und verarbeitete. Maria wurde zur „großen Frau“, bei der man Heil fand. Mancherorts wird heute der 15. August auch als eine Art Blumenfest begangen. In Liedern und Gebeten finden sich für Maria Bezeichnungen wie Rose oder Lilie. Wenn Blumen Attribute Mariens sind, heißt das: In Maria spiegelt sich die Schönheit Gottes wider. Denn Blumen sind einfach schön. Wenn wir von Vollendung reden, vom Ziel all unserer Sehnsüchte, dann gehört Schönheit mit dazu. Bei Gott zu sein ohne Schönheit ist undenkbar.
Werden im Himmel also alle zu Schönheitsköniginnen und zu Mister Universum? Maria ist die himmlische Schönheitskönigin, die wir als die „Wunderschön Prächtige“ besingen. Wenn schon diese Ausdrücke verwendet werden, dann ist ihr Sohn zweifellos als „Haupt der Schöpfung“ der Mister Universum.