Im klassischen Verständnis gehört zu Exerzitien der Rückzug, weg von den alltäglichen Verpflichtungen, um in der Atmosphäre der Abgescheidenheit seinen Glauben bedenken zu können. P. Herwartz geht dazu auf die Straße.
Ausgabe: 2016/42
18.10.2016 - Josef Wallner
Im klassischen Verständnis gehört zu Exerzitien der Rückzug, weg von den alltäglichen Verpflichtungen, um in der Atmosphäre der Abgeschiedenheit seinen Glauben bedenken zu können. P. Herwartz geht dazu auf die Straße.
Dreizehn Frauen und Männer haben kürzlich in Linz an Straßenexerzitien teilgenommen und und dabei neue, überraschende, aber auch herausfordernde Erfahrungen gemacht. Das Heraustreten aus dem Alltag ist auch bei P. Herwartz Teil seiner Exerzitien, aber man geht zum Meditieren nicht auf ein behagliches Zimmer, sondern auf die Straße. Die wesentliche Haltung ist die Achtsamkeit. Man überlässt sich – ohne Rucksack, ohne Handy und Geld – seinem inneren Gefühl und schaut, wo es einen hintreibt, erzählt eine Teilnehmerin. Bei den einen war es die Landstraße, bei anderen der Bahnhof, ein Krankenhaus oder der Friedhof. Beim Streifen durch die Stadt geht es darum, seinen Sehnsüchte wahrzunehmen und sich auf fremde Orte und unbekannte Menschen einzulassen. Das Frühstück, der Austausch der Erfahrungen und die Eucharistiefeier waren die täglichen Fixpunkte der Gruppe. Die Straßenexerzitien sind für die Teilnehmer/inne ein Prozess, der sich schwer in Worte fassen lässt. Grundüberzeugung dieser Art von geistlichen Übungen ist das Vertrauen, dass sich Gott auf der Straße finden lässt. Ein Teilnehmer resümiert: Durch die Exerzitien hat sich mein Blick auf die Stadt, auf die Menschen in der Stadt verändert. Ich bin aufmerksamer geworden und im Tempo langsamer.