Die Diözese Linz setzt verstärkt auf Ehrenamtliche, auch in pfarrlichen Leitungsaufgaben
Ausgabe: 2008/42, Ehrenamt, Rudinger, KA, Katholische Aktion, Damböck, Waldneukirchen
15.10.2008 - Ernst Gansinger
„Die, die sich heute engagieren, wollen mitgestalten und brauchen dafür offene Möglichkeiten“, sagt Bernhard Rudinger, Generalsekretär der Katholischen Aktion und Beauftragter für das strategische Handlungsfeld „Ehrenamt“ im Zukunftsprozess der Diözese Linz.
Marianne Damböck aus Waldneukirchen im Dekanat Molln bildet mit tausenden anderen diesen Schatz der Kirche. Sie ist Pfarrgemeinderats-Obfrau und Mitglied des Seelsorgeteams in ihrer Pfarre. Seelsorgeteams sind eine pastorale Antwort in einer „priesterarmen“ Zeit. Diese Teams leiten durch Beteiligung von Ehrenamtlichen in Zusammenarbeit mit einem Priester Pfarrgemeinden. Im jahr 2015 werden es 100 Seelsorgeteams sein.
Noch nie gab es so viel Ehrenamt. „Noch nie“, so Bernhard Rudinger, „hat es soviele Formen freiwilliger Mitarbeit in der Kirche gegeben wie jetzt.“ Als Neuling in diesem Ehrenamt bezeichnet sich Marianne Damböck. Neuling – ja in der verantwortlichen Funktion, seit 2007. – Mitgearbeitet hat sie schon immer in der Pfarre, Jungschar, Sternsingen, Kirchenchor. Bei der letzten Pfarrgemeinderatswahl hat sie dann kandidiert.
Mitentscheiden können. „Ehrenamtliche müssen spüren, dass sie Schatz der Kirche sind“, fasst Bernhard Rudinger Überlegungen der von der Diözese eingerichteten Steuerungsgruppe „Ehrenamt“ zusammen. Ehrenamtliche müssen ernst genommen werden, mitentscheiden können und das Ehrenamt muss ihnen auch persönlich etwas bringen, sagt Rudinger. „Ehrenamtliche sind nicht der Ersatz für Hauptamtliche, es geht um ein Miteinander.“ Ehrenamt wird in bekannten Tätigkeiten wie etwa Chorleitung oder Tischmutter, aber auch in selten in den Blick genommenen Aktivitäten wie Waldpflege, Ordnerdienst oder Gebetskreisteilnahme geleistet. Für sie alle strebt die Diözese verbindliche Standards an, etwa für den Spesenersatz oder eine Kultur des Umgangs.
Ist sich die Diözese der Leistung bewusst? Marianne Damböck bestätigt Rudingers Einschätzung, dass Ehrenamtliche Unterstützung brauchen – „etwa auch darin, dass sie spirituell auftanken können“. Und sie sieht Verbesserungsmöglichkeiten: „Ob sich die Diözese bewusst ist, was die Laien alles leisten? Ich bin mir da nicht ganz sicher.“ Ist ein Pfarrer am Ort, so ist ihr Gefühl, ist der Draht zur Diözese leichter, etwa wenn es um Finanzierungsanliegen von Bauvorhaben geht.
Seelsorgeteams mit Ehrenamtlichen
Im September 2006 hat Pfarrer Mag. Johann Hauer Waldneukirchen verlassen, um sich anderen Aufgaben zu widmen. Seither hat die Pfarre keinen Priester am Ort mehr.
Leitung im Team. Ein Seelsorgeteam, bestehend aus sieben ehrenamtlichen Laien, hat viele Leitungsaufgaben übernommen. Die Mitglieder sind für unterschiedliche Bereiche zuständig – für Finanzen, Liturgie, Gemeinschaftspflege, Diakonie, Personal und Verkündigung. Dechant Karl Gruber aus Molln ist Pfarrprovisor. Kurat P. Robert Huber vom Stift Kremsmünster übernimmt priesterliche Aufgaben wie Messfeiern und nimmt auch Vertretungsaufgaben zur Gemeinde wahr. Regionaldiakon Carlo Neuhuber begleitet das Team und kümmert sich um die Verbindung zur Diözese.
Laien machen sich stark. Das Seelsorgeteam bespricht bei monatlichen Treffen die pastoralen und baulich/finanziellen Aufgaben – „kaputt ist immer etwas“, sagt Marianne Damböck.Sie ist Pfarrgemeinderats-Obfrau (siehe auch Bericht links). Eine lebendige, offene Pfarre liegt ihr und den anderen, die sich ehrenamtlich in Waldneukirchen engagieren, sehr am Herzen. „Laien machen sich stark.“ Das hört man – versteht man „stark“ im Sinn von „wichtig“ – manchmal auch als Kritik. „Aber die Kirche braucht’s“, sagt Frau Damböck. Es gibt zu wenig Priester. „Natürlich geht es auch um eine Öffnung. Laien soll mehr Verantwortung übertragen weden. Sie tun viel und leisten eine wertvolle Aufgabe.“