Gott im Wahlkampf: Kritik aus den Kirchen an Hofer und FPÖ
„So wahr mir Gott helfe“, steht auf neuen Wahlplakaten von Norbert Hofer, dem FPÖ-Kandidaten für das Bundespräsidentenamt. Das hat dem Politiker und seiner Partei scharfe Kritik aus den Kirchen eingetragen.
Ausgabe: 2016/43
25.10.2016 - nie/EPD/Kathpress
Die FPÖ begründet den Satz mit der Verankerung in einem „christlich-abendländischen Wertesystem“. Hofer war früher katholisch und ist jetzt evangelisch. Aus den evangelischen Kirchen wird er jetzt aber deutlich kritisiert: Bischof Michael Bünker (Evang. Kirche A. B.), Landessuperintendent Thomas Hennefeld (Evang. Kirche H. B.) und Superintendent Stefan Schröckenfuchs (Evang.-methodistische Kirche) schreiben, jeder könne sich zu seinem Glauben bekennen. „Wir lehnen es jedoch ab, Gott für Wahlkampagnen zu bemühen.“ Der Gott der Bibel sei ein universaler Gott, der Partei ergreife für schwache, arme und notleidende Menschen. Dazu würden „heute ganz besonders auch Flüchtlinge und Fremde“ zählen. Gott mit dem Hinweis auf das christliche Abendland indirekt als Kampfansage gegen andere Religionen und Kulturen einzusetzen, würden sie als Missbrauch seines Namens erachten, sagen die evangelischen Repräsentanten.
Auch Gerda Schaffelhofer, Präsidentin der Katholischen Aktion Österreich, sagt: „Hier wird Gott zum Zweck der Polarisierung missbraucht.“ Ihr sei „eine Vereinnahmung Gottes für politische Zwecke zutiefst suspekt.“ Sie könne „vor einer solchen Politik, die Gott auf die Seite einer Partei oder eines Politikers ziehen will, nur warnen“.
Dagegen sagte FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl, die Verwendung der Gelöbnisformel sei genauso wenig missbräuchlich wie die Ausdrücke „Um Gottes Willen“, „Grüß Gott“ und „Gott sei Dank“. Die Vorwürfe würden auf Fehlinterpretationen beruhen.
Kirchenaustritt
Laut dem „Kurier“ sagte Hofer bei der Plakatpräsentation, er schätze die katholische Kirche sehr. 2009 hatte er aber nach Kritik an der FPÖ vonseiten katholischer Laienvertreter, Ordensoberer und Theologen unter anderem geäußert: „Die katholische Amtskirche hat mich aufgrund der scheinmoralischen Aktivitäten ihrer linken Neo-Inquisitoren, falscher Frömmler und wahrer Heuchler endgültig verloren.“
Hofers Gegenkandidat bei der Wahl, Alexander Van der Bellen, ist aus der evangelischen Kirche ausgetreten. Er hat angedeutet, einen Wiedereintritt zu erwägen – aber erst nach der Wahl, weil das sonst opportunistisch aussähe, wie er sagte.