„72 Stunden ohne Kompromiss“ stellen Jugendliche freiwillig in den Dienst der guten Sache. Eines der 60 Projekte in Oberösterreich ist das Seniorenheim in Bad Hall, wo neun Jugendliche vom Gymnasium Ort in Gmunden eine Fünfziger-Jahre-Party organisieren.
Ausgabe: 2016/43
25.10.2016 - Paul Stütz
Was genau ihre Aufgabe sein wird, war für die Jugendlichen aus Gmunden eine Überraschung. Erst einen Tag vor Projektstart wurde das Geheimnis gelüftet. In den „72 Stunden ohne Kompromiss“ sollen sie eine Party für und mit den Bewohner/innen des Caritas-Seniorenwohnhauses Schloss Hall schmeißen. Das Motto: Die goldenen Fünfziger. „Diese Herausforderung haben wir gerne angenommen. Wir wollen den Bewohner/innen eine schöne Zeit bereiten“, sagt die Schülerin Sarah Schwarz.
Gern gesehene Gäste
Die Party wird heute Freitag zur seniorenfreundlichen Zeit am Nachmittag steigen. Doch schon am Vormittag sind die Senioren in Feierstimmung. Die 93-jährige Anna Lippert gibt mit kräftiger und klarer Stimme das Lied „Die Perle von Tirol“ zum Besten und beweist, dass sie jodeln kann.
Wo Musik ist, kann auch Tanz sein, doch das ist Auslegungssache. „Die Männer sind zu faul zum Tanzen. Das war schon früher so“, meint Anna Lippert. Ganz ernst meint sie ihre Kritik wohl nicht, wie aus ihrem verschmitzten Lachen zu schließen ist. „Das lasse ich mir nicht sagen, dann werde ich Sie am Abend zum Tanz auffordern“, kontert ein Heimbewohner augenzwinkernd.
Er lebt hier in Schloss Hall mit seiner Frau. In den 1950er-Jahren war er eigentlich zu jung, um fortzugehen, wie er erzählt. „Ich bin zu den Konzerten von Freddie Quinn und Peter Alexander gegangen. Die waren nicht jugendfrei, man musste beim Eintritt seinen Ausweis herzeigen. Ich habe mich irgendwie reingeschmuggelt“, erinnert er sich. Über die strengeren Regeln in den früheren Zeiten kann er genauso wie die anderen Senioren ein Lied singen. Kein Alkohol für Jugendliche unter 20 Jahren und Fortgehen nur mit Erlaubnis der Eltern. In vielen Orten kam noch ein Bürgermeister dazu, der aufpasste, dass alles seine Ordnung hatte.
Geschichten wie diese lassen die Zeit schnell vergehen, die Party rückt immer näher. „Ich wünsche mir, dass Lieder von James Last gespielt werden“, hat der Heimbewohner Rolf Farnbacher schon seine Pläne. Elvis Presley oder Marilyn Monroe gefallen ihm auch. Diese beiden Weltstars der Fünfziger werden Bernhard El-Masri und sein Kollege Felix Eder wieder auferstehen lassen: „Wir opfern uns auf“, scherzen die beiden einzigen Burschen in der Gruppe, während die Jugendlichen im Werkstättenraum den letzten Feinschliff an dem selbst gebastelten Wurlitzer legen.
Einblicke in den Heimalltag
Schon jetzt können die Jugendlichen sagen, dass ihnen die Einblicke in den Heimalltag gut gefallen haben. „Die Bewohner/innen können hier ganz schön viel Freizeitprogramm machen“, sagt Bernhard. Das gewisse Extra, für das die Jugendlichen in den drei Projekttagen sorgen, ist dennoch sehr willkommen, wie Rolf Farnbacher betont: „Schön, wenn was los ist. Da lebe ich auf.“ «
72 Stunden
„72 Stunden ohne Kompromiss“ ist Österreichs größte Jugendsozialaktion und wird von der Katholischen Jugend und der youngCaritas organisiert. Die Aktion fand von 19. bis 22. Oktober statt.
www.72h.at