Die von der Bundesregierung in Aussicht gestellte Absetzbarkeit von Spenden würde in erster Linie die Spender/innen entlasten. Die Spendenorganisationen hoffen, dass der Spendenrückgang aufgefangen wird.
Die wichtigsten kirchlichen Spendenorganisationen in Oberösterreich wären darauf vorbereitet, wenn sie für Spenden Bestätigungen ausstellen müssten. Solche werden Spender verlangen, wenn sie ihre Spende steuerlich absetzen wollen.
Gegen Armut. Bis jetzt waren nur Spenden für Wissenschaft und Forschung steuerlich absetzbar. Finanzminister Josef Pröll hatte am 7. Dezember angekündigt, dass Österreich wie die meisten europäischen Staaten Spenden künftig steuerfrei stellen werde. Tags darauf hat er – nach Absprache mit dem Koalitionspartner – die Sache auf Spenden zur Bekämpfung der Armut eingeschränkt. Spendenorganisationen etwa im Umweltbereich würden dann doch wieder durch die Finger schauen.
Spendengipfel sollte Klarheit bringen. Ein Spendengipfel zwischen Vertretern der Regierung und Spendenorganisationen sollte Klarheit bringen: Welche Spenden sind gemeint – und vor allem: Wie lässt sich die Neuregelung organisieren? Dieser Gipfel war für 16. Dezember nachmittags (nach Drucklegung dieser Ausgabe) anberaumt.Die Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz hat sich grundsätzlich positiv zur Initiative des Finanzministers geäußert. „Es ist höchste Zeit, dass Österreich mit Hilfe der Spendenabsetzbarkeit einen angemessenen Beitrag zur Bekämpfung der Armut im In- und Ausland leistet“, betont Bischof Dr. Ludwig Schwarz als Vorsitzender der Koordinierungsstelle. Spenden für humanitäre und soziale Zwecke sowie für Entwicklungszusammenarbeit sollten bis zu 10 Prozent des Jahresgewinnes eines Unternehmens beziehungsweise des Jahreseinkommens von Privatpersonen abgesetzt werden können, meint deren Geschäftsführer Heinz Hödl. Bereits 2005 habe es einen ausgearbeiteten Gesetzesentwurf im Parlament gegeben, der nun rasch umgesetzt werden solle.
Für In- und Ausland. Zwischen Armut im Inland und Armut im Ausland soll bei der Absetzbarkeit kein Unterschied gemacht werden. Dafür plädiert auch Elisabeth Neuwirth, die den Familienfasttag der Katholischen Frauenbewegung in Oberösterreich betreut. Auch für Josef Geißler von der Aktion SEI SO FREI der Katholischen Männerbewegung ist klar: „Humanitäre Hilfe“ schließt Entwicklungszusammenarbeit ein. Wer langfristig Lebensbedingungen verbessert, beugt damit der Armut vor.
Organisationen sind gerüstet. Und viele Spender und Spenderinnen unterscheiden auch nicht: Sie spenden an die Organisation ihres Vertrauens und überlassen es der Organisation selbst, für welche Projekte das Geld verwendet wird. Das trifft besonders auf die Caritas zu. Von der jährlichen Spendensumme von sechs Millionen Euro fließt zwar das meiste Geld in die Armutsbekämpfung im Inland, doch die Caritas betreibt auch Auslandshilfe. Svjetlana Varmaz von der Caritas-Spendenabteilung hofft, dass die Entscheidung auf eine allgemeinere Spendenabsetzbarkeit hinausläuft, „egal für welchen humanen Zweck“. Wie die anderen Organisationen sieht sich auch die Caritas in der Lage, die Folgen bewältigen zu können. Die EDV-Systeme sind darauf eingerichtet. Bei größeren Spenden werden schon jetzt Bestätigungen ausgestellt. Die Caritas könnte sich ein System einfallen lassen, das das Ausstellen von Belegen etwa bei der Haussammlung möglich macht.
Spendenrückgang auffangen. Das neue Gesetz würde vor allem Großspendern zugute kommen. Firmen, zu deren Betriebskultur die Spende für einen guten Zweck gehört, könnten einen Teil der Ersparnis den Spendenorganisationen zugute kommen lassen. Damit könnten die Organisationen die Spendenrückgänge – so hofft man – wettmachen. Bei den Spendenorganisationen führt man auch ein moralisches Argument an. Mit der guten Tat der Menschen sollte der Staat nicht auch noch ein Geschäft machen. Wenn die Organisationen das Geld ausgeben, zahlen sie ja auch Steuern.