Ausgabe: 2009/17, Garten, Klein, Gärtner, Literaturgarten, St. Florian
22.04.2009 - Matthäus Fellinger
Manche schaffen sich selbst ein Paradies – einen Garten mit verschlossenem Tor. Der Verschönerungsverein St. Florian unterhält für Gäste aus nah und fern einen liebevoll gestalteten gemeinsamen Garten, der allen offen steht: den Literaturgarten St. Florian.
Für Architektur und die künstlerische Gestaltung von öffentlichen Räumen wird viel Geld ausgegeben. Doch für ein paar Bäume und Blumen wäre dann nichts mehr übrig. Augustinus Klein weiß von diesem Denken in Amtsstuben ein Lied zu singen. Von Beruf ist er Landschaftsgärtner und Florist in einem großen Unternehmen. Doch die Leidenschaft für die Natur prägt auch seinen Einsatz in der Freizeit – ganz ohne Bezahlung. Gartenkunst ist ein wichtiger Teil der Kultur, meint er – und vor allem ein schöner. Der „Literaturgarten“ unmittelbar neben dem Stift St. Florian ist ein grünes Juwel unter Oberösterreichs Gärten. Der Verschönerungsverein Stift St. Florian hat in den Siebzigerjahren aus dem ehemaligen Küchengarten des Stifts-Meierhofes einen blühenden Treffpunkt gemacht. Der Eingang liegt gegenüber der Bushaltestelle beim Stift. So finden immer wieder Gäste aus allen möglichen Ländern in den schmucken Garten. Die rund 300 Mitglieder des Verschönerungsvereins tragen die Kosten. Viele zahlen ihren Mitgliedsbeitrag gerne, doch für die Arbeit fehlt ihnen doch die Zeit. Da ist es gut, wenn es Leute wie Augustinus Klein gibt, die auch Hand anlegen.
Glaube kommt zum Blühen. Florian – dieser Name bedeutet wörtlich „der Blühende“. Als Bischof Maximilian Aichern einmal meinte, man müsse den Glauben zum Blühen bringen, verstand Augustinus Klein das sehr wörtlich. Einen Garten zu pflegen heißt für ihn, einen Ort zu schaffen, an dem Menschen zusammenfinden, wo sie sich gerne aufhalten und wo sie Lebensfreude spüren.Der Florianer Garten steht offen – Eintritt frei. Das ist ja der Sinn: dass Menschen zusammenfinden, ins Gespräch kommen oder auch nur ein wenig Erholung finden – wie Margaretha Hieke zum Beispiel. Sie lebt im nahen Altenheim. Mit ihrem Gehwagerl kommt sie fast täglich herein in den Garten. Sie freut sich über die Blumen und Bäume und über die wunderschöne Aussicht hinaus ins Land. „Mein Garten ist dein Garten.“ So versteht Gärtner Klein die Philosophie des nur etwa 1000 Quadratmeter großen Fleckens Erde. Auf etwa 100 Dachschindeln hat er Texte aufgeschrieben, die zum Nachdenken anregen. Aussagen aus dem Nachlass des Priesters Engelbert Schöffl (Freistadt), den Klein sehr geschätzt hat, finden sich dort, Sätze über Anton Bruckner, der hier gewirkt hat, auch eine Tafel zu Dietrich Bonhoeffer. „Sinnvolles“ soll so weitergegeben werden.
Arbeit, die sich lohnt. Mit Blumen kann man liebevolle Lebensräume schaffen, meint Gärtner Klein. Doch leider denken die Planer nur selten daran. Ein, zwei Stunden verbringt Klein täglich hier. Heute ist ein fleißiger Helfer da: Anton Lehner. Er streicht die Bänke neu. Orgelbaumeister Helmut Kögler ist Obmann des Vereins. Seine Sorge ist, dass genug Aktive und Förderer die Idee des Gartens für alle mittragen. Der Lohn der Arbeit? Dass Menschen hereinkommen und sich freuen.
Anton Lehner hat sich heute die Gartenbänke vorgenommen. Er ist einer der Aktiven im Verschönerungsverein. Margaretha Hieke ist glücklich, einen so schönen Garten ganz nahe zu haben. Weite Wege wären ihr nicht mehr möglich.
Lust auf Leben
Lust auf Leben und Natur wünscht der Verschönerungsverein St. Florian. So steht es auf einem Zettel zu lesen, der auf der Werkzeughütte im Literaturgarten angeschlagen ist. Von der Natur lässt sich vieles lernen, steht auf einem weiteren Blatt geschrieben. So regt der Literaturgarten zum Nachdenken an: Wurzeln schlagen Sprießen Erblühen Gedeihen Frucht ansetzen Sich vermehren Welken Sterben und das Entstehen neuer Generationen ermöglichen.