Sie glauben an die Liebe und gehören zusammen: Kathrin und Gusi haben sich vor drei Jahren im B37 gefunden und kürzlich kirchlich geheiratet.
Ausgabe: 2016/48
29.11.2016 - Elisabeth Leitner
„Als ich sie gesehen habe, da sind meine Augen glänzend geworden.“ – Das war vor drei Jahren. Werner Gussners Augen glänzen noch immer, wenn er von Kathrin Winkler spricht. Seit zwei Jahren bewohnen die beiden gemeinsam ein Zimmer im Wohnheim des B37 – und sind seit Kurzem ein Hochzeitspaar. Mitte November haben sie einander in der Linzer Familienkirche das Ja-Wort gegeben, sie sind dankbar für die schöne Feier. Gefangenenseelsorger Markus Vormayr war ihr Trauungspriester: „Er hat das sehr schön gemacht!“, sagt Gusi, so nennt er sich selbst. „Gusi war so süß. Sogar ein paar Tränen sind ihm die Wange heruntergekullert“, erinnert sich Kathrin und sagt im gleichen Atemzug: „Ich mag das sehr gerne, dass er älter ist.“ Er ist 64, sie 34 Jahre alt. Der Altersunterschied spiele keine Rolle. Sie legt den Kopf an seine Schulter, er lächelt. Hier haben sich zwei gefunden. Zwei, deren Leben von vielen Höhen und Tiefen geprägt war. Sie haben schon viel durchgemacht: Krankheiten, Trennungen, Gefängnisaufenthalte, Jobverlust.Gesundheitlich sind beide angeschlagen. Gusi hatte 2013 eine Oberschenkel-Amputation, Kathrin muss krankheitsbedingt viele Medikamente nehmen. All das gehört zu ihrem Leben. Die Zukunft soll Neues bringen. Sie möchten eine Familie gründen: „Wir gehören zusammen. Ich will mit ihr weiterleben, aber hier, in diesem kleinen Zimmer, ist es hart. Deshalb möchten wir gemeinsam eine neue Wohnung“, träumen die beiden von einer gemeinsamen Bleibe. Irgendwo. Irgendwann. Kathrin überschüttet ihren Gusi mit Liebe: „Ich kann nicht mehr ohne ihn leben. Er ist so zärtlich, so süß. Er ist so schützenswert. Wir teilen alles miteinander. Er ist überhaupt nicht geizig und wir nutzen uns nicht aus“, beschreibt sie selbst ihr Verhältnis zueinander. Gewalt lehnen beide ab. Sie wünschen sich Frieden in der Welt und ganz konkret, dass Wohnen wieder billiger wird. Der Enge des Zimmers entfliehen sie durch Spaziergänge in der Stadt, gerne gehen sie auch ins Hummelhofbad schwimmen. Kathrin schiebt ihren Gusi mit dem Rollstuhl überallhin – auch zur Hochzeit. Und wieder zurück ins B37.
die KirchenZeitung wünscht dem Brautpaar Alles Gute!
- Hochzeitsgeschenk: Wer dem Hochzeitspaar eine Freude machen will, kann Lebensmittel-Gutscheine, Gulaschdosen, Kaffee-Tabs (Tchibo) etc. bis 15. 12. in der KirchenZeitung vorbeibringen. Die Hochzeitsgaben werden dem Brautpaar im B37 überreicht.