Sie sind in einem unterirdischen Tresorraum gelagert, der einer Bombardierung standhält, sogar durch Atombomben, wird erzählt. So wertvoll sind dem Staat Israel die Schriftrollen, die von 1947 bis 1956 in Höhlen rund um die Ruine Qumran am Toten Meer gefunden wurden. 2019 kommen sie nach Linz.
Ausgabe: 2016/48
29.11.2016 - Josef Wallner
Ihr Wert hängt am Inhalt, die Qumran-Schriften sind der größte kulturelle Schatz des jüdischen Volkes. Das berühmteste Stück ist eine sieben Meter lange Rolle, die den gesamten Text des biblischen Jesajabuches enthält. Mit der Jesajarolle aus Qumran hatte man plötzlich eine Handschrift, die um tausend Jahre älter war als der bis dahin für Bibelübersetzungen zur Verfügung stehende Codex von Aleppo aus dem Jahr 930 nach Christus. Die Jesajarolle wurde rund 150 vor Christus geschrieben und der Vergleich zeigt, dass der Bibeltext ein Jahrtausend hindurch sorgfältig und zuverlässig weitergegeben wurde. Von vollständigen Rollen bis zu daumennagelgroßen Stücken – insgesamt wurden rund um Qumran 15.000 Fragmente gefunden. Die Pergamente enthalten nicht nur Bibeltexte, sondern auch Hymnen, die den Psalmen ähnlich sind, oder eine Regel für das Zusammenleben in der Gemeinschaft der Essener, einer jüdischen Sekte aus der Zeit Jesu. Der Schriftenfund ist damit auch für das Verstehen des Neuen Testaments von größtem Interesse. So zeigt Johannes der Täufer, der sich „von Heuschrecken und wildem Honig ernährte“, im Lebensstil Ähnlichkeiten mit den Essenern. Auf der heurigen Friedenslichtreise konnte Landeshauptmann Josef Pühringer vereinbaren, dass im Jahr 2019 Originale von den Qumran-Funden im Schlossmuseum Linz gezeigt werden. Dass die israelische Denkmalbehörde Teile dieses Schatzes außer Landes präsentiert, ist für Oberösterreich eine Auszeichnung und Frucht der kulturellen Kontakte, die Pühringer im Zuge seiner regelmäßigen Friedenslichtreisen geknüpft hat.