In seiner Sozialenzyklika spricht sich Papst Benedikt für nachhaltiges Wirtschaften und gegen den Raubbau an der Natur – oft auf Kosten der Armen – aus. Und er fordert jede und jeden auf, den eigenen Lebensstil zu überprüfen.
Für Papst Benedikt gibt es einen Zusammenhang zwischen der weltweiten Ungerechtigkeit (Nord-Süd) mit dem ökologischen Raubbau. Weiters betont er, dass es in der Ära der Globalisierung ein notwendiges Ziel geworden ist, den Hunger zu beseitigen, um den Frieden und die Stabilität auf der Erde zu bewahren.
Nachhaltig gegen Armut. Der ausreichende Zugang aller zu Nahrung und Wasser „hängt weniger von einem materiellen Mangel ab, als vielmehr von einem Mangel an gesellschaftlichen Ressourcen.“ (27) Deshalb fordert die Enzyklika, dass von der Politik eine globale, ökologisch orientierte Wirtschaftsordnung geschaffen werden muss, die eine nachhaltige Entwicklung im Dienste aller Menschen anstrebt. Besonders drängt der Papst auf die Nachhaltigkeit der Entwicklungs-Investitionen, „indem man durch solidarisch ausgerichtete Finanzierungspläne die armen Länder wirtschaftlich unterstützt, damit sie selber dafür sorgen, die Nachfrage ihrer Bürger nach Konsumgütern und Entwicklung zu befriedigen.“ Damit fördere man nicht nur ein echtes Wirtschaftswachstum in den armen Ländern, sondern trage auch dazu bei, „die Produktionskapazitäten der reichen Länder zu erhalten, die Gefahr laufen, durch die Krise in Mitleidenschaft gezogen zu werden.“ (27)
Jede/r trägt Verantwortung. „Caritas in Veritate“ warnt allerdings vor einer blinden Wirtschaftsgläubigkeit, dass der Markt diese Fragen schon regeln werde. Diese – auch von Politikern gepredigte und geglaubte – Position versage nicht nur im Kampf gegen Hunger und Armut, sondern sie sei auch die Ursache eines Abschiebens menschlicher Verantwortung an angebliche technokratische Sachzwänge. Diese seien aber sehr wohl menschlich verursacht, menschlich verantwortet und steuerbar. In diesem Zusammenhang wird auch die Notwendigkeit ethischer Initiativen in der Wirtschaft hervorgehoben, z. B. ethische Investmentfonds, Tauschkreise, Zinsverzicht oder Kleinkredite. Zur Verantwortung gehöre auch, dass wir ernsthaft unseren Lebensstil überprüfen, „... der in vielen Teilen der Welt zum Hedonismus und Konsumismus neigt und gegenüber den daraus entstehenden Schäden gleichgültig bleibt. Notwendig ist ein tatsächlicher Gesinnungswandel, der uns dazu anhält, neue Lebensweisen anzunehmen, „in denen die Suche nach dem Wahren, Schönen und Guten und die Gemeinschaft mit den anderen Menschen … die Entscheidungen für Konsum, Sparen und Investitionen bestimmen.“ (51)
Die Erde dient allen. Die Natur ist Ausdruck eines Plans der Liebe und der Wahrheit. Gott hat den Menschen alle Ressourcen und seine Beziehungsfähigkeit zu Mitmenschen und zur Natur geschenkt. Die ökonomischen Gewinne müssen daher in ihrem letzten Sinn immer allen Menschen und niemals nur einigen dienen. Westliche Aktivitäten, die letztlich zu Vertreibungen ganzer Völker wegen der Bohrplätze für Öl oder anderer Bodenschätze führen, werden als schwere Störung einer gerechten und friedlichen Welt gebrandmarkt. „Das Aufkaufen der nicht erneuerbaren Energiequellen durch einige Staaten, einflussreiche Gruppen und Unternehmen stellt nämlich ein schwerwiegendes Hindernis für die Entwicklung der armen Länder dar.“ (49)
Konflikt der Interessen. Nachhaltiges Wirtschaften bedeutet für Papst Benedikt auch, dass „... die Führung des Unternehmens nicht allein auf die Interessen der Eigentümer achten darf, sondern (sie) muss auch auf die Bedürfnisse von allen anderen Personenkategorien eingehen, die zum Leben des Unternehmens beitragen: die Arbeitnehmer, die Kunden, die Zulieferer der verschiedenen Produktionselemente, die entsprechende Gemeinde.“ (40) Benedikt kritisiert die „Zunahme einer kosmopolitischen Klasse von Managern …, die sich oft nur nach den Anweisungen der Hauptaktionäre richten, bei denen es sich normalerweise um anonyme Fonds handelt, die de facto den Verdienst der Manager bestimmen.“ (40)
Caritas in Veritate
Dr. Severin Renoldner leitet das Sozialreferat der Diözese Linz. Er ist Mitglied der Kommission „Iustitia et Pax“ und der Europakommission der Österr. Bischofskonferenz.