Mit einem heute manchmal ein wenig verschämt gebrauchten Wort lässt sich beschreiben, wie Glaube greifbar wird – der Hingabe im Tun. Menschen, die sich brauchen lassen, die ihre Talente für andere in Beruf oder Freizeit einsetzen, sind Ferment für eine Gemeinschaft. Oft unspektakulär, aber treu. Diese Hingabe im Tun braucht aber so dringend den Glauben, der davor schützt, alles selbst machen zu können oder müssen.
Evangelium Mk 8, 27–35
Jesus ging mit seinen Jüngern in die Dörfer bei Cäsarea Philippi. Unterwegs fragte er die Jünger: Für wen halten mich die Menschen? Sie sagten zu ihm: Einige für Johannes den Täufer, andere für Elija, wieder andere für sonst einen von den Propheten. Da fragte er sie: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Simon Petrus antwortete ihm: Du bist der Messias! Doch er verbot ihnen, mit jemand über ihn zu sprechen. Dann begann er, sie darüber zu belehren, der Menschensohn müsse vieles erleiden und von den Ältesten, den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten verworfen werden; er werde getötet, aber nach drei Tagen werde er auferstehen. Und er redete ganz offen darüber. Da nahm ihn Petrus beiseite und machte ihm Vorwürfe. Jesus wandte sich um, sah seine Jünger an und wies Petrus mit den Worten zurecht: Weg mit dir, Satan, geh mir aus den Augen! Denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen. Er rief die Volksmenge und seine Jünger zu sich und sagte: Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen und um des Evangeliums willen verliert, wird es retten.
1. Lesung: Jes 50, 5–9a
Gott, der Herr, hat mir das Ohr geöffnet. Ich aber wehrte mich nicht und wich nicht zurück. Ich hielt meinen Rücken denen hin, die mich schlugen, und denen, die mir den Bart ausrissen, meine Wangen. Mein Gesicht verbarg ich nicht vor Schmähungen und Speichel. Doch Gott, der Herr, wird mir helfen; darum werde ich nicht in Schande enden. Deshalb mache ich mein Gesicht hart wie einen Kiesel; ich weiß, dass ich nicht in Schande gerate. Er, der mich freispricht, ist nahe. Wer wagt es, mit mir zu streiten? Lasst uns zusammen vortreten! Wer ist mein Gegner im Rechtsstreit? Er trete zu mir heran. Seht her, Gott, der Herr, wird mir helfen.
2. Lesung Jak 2, 14–18
Was nützt es, wenn einer sagt, er habe Glauben, aber es fehlen die Werke? Kann etwa der Glaube ihn retten? Wenn ein Bruder oder eine Schwester ohne Kleidung ist und ohne das tägliche Brot und einer von euch zu ihnen sagt: Geht in Frieden, wärmt und sättigt euch!, ihr gebt ihnen aber nicht, was sie zum Leben brauchen – was nützt das? So ist auch der Glaube für sich allein tot, wenn er nicht Werke vorzuweisen hat. Nun könnte einer sagen: Du hast Glauben, und ich kann Werke vorweisen; zeig mir deinen Glauben ohne die Werke, und ich zeige dir meinen Glauben aufgrund der Werke.
Ewiger, gütiger Gott, du Schöpfer und Herr aller Dinge: Innig umfängt dich mein Geist und die ganze Kraft meiner Seele, du meine Liebe, mein Lob, du Zierde und Licht meines Herzens.
Du hast den Leib mir erbaut, schufst mir Augen zum Schauen der Schöpfung, schenkst mir zum Hören das Ohr, zum Werken die wendigen Hände.
Was die Erde auch birgt, was Meer und Himmel umschließen, und was immer sich regt, was atmet, begehrt und empfindet, all dies schuf deine Hand und trägt und erhält es im Dasein, gibt ihm Leben und Kraft und lenkt es mit Allmacht und Weisheit.
Lass mich, gütiger Herr, mit ganzem Herzen dir dienen, dich verkünden im Wort, dich tiefer erfassen im Glauben und in freudigem Dank zu dir die Hände erheben.
Du bist mein Weg, meine Kraft, der sprudelnde Quell meines Lebens, du meiner Mühsale Lohn, mein Schöpfer und gütiger Lehrer. Sieh meine Armut und Not und verzeih mir Torheit und Sünde; gib, dass ich Gutes nur will und mit deiner Kraft es vollbringe. Dann lass mich, deinen Knecht, beseligt dein Angesicht schauen und, von Wonne durchströmt, an dir mich ewig erfreuen.
Hrabanus Maurus, + 856
WORT ZUM SONNTAG
Gläubig bin ich nicht für mich allein
Ein Kloster wird von Außenstehenden zumeist als Ort des Glaubens und des Betens wahrgenommen – Gott sei Dank. Nicht selten werde ich bei Führungen gefragt: Was tun die Schwestern den ganzen Tag? Im Gespräch erhalten die Besucher/innen ein wenig Einblick in den Arbeitsalltag unserer Schwestern in den einzelnen Häusern bzw. Stationen und so kommt auch unser Wirken „nach außen“ in den Blick.Glaube, der sich nicht in Werken konkretisiert, ist nutzlos – so hart formuliert es der Jakobusbrief. Glaube und Tat gehören zusammen. Der christliche Glaube ist kein Besitz, den ich allein für mich habe. Ich kann meine (Recht-)-Gläubigkeit nicht als fromme Leistung vor mir hertragen, ich soll aber auch nicht verstecken, was mich in meinem Leben trägt. Glaube ist ein Geschenk, das immer wieder neu empfangen werden will. Und Glaube ist darüber hinaus Auftrag und Aufgerufensein. Was Glaube laut Jakobusbrief nicht sein darf: ein zynisches Trostpflaster, das Menschen in Leid und Not aufgedrückt wird.
Mit einem in unserer Zeit manchmal ein wenig verschämt verschwiegenen Wort lässt sich ein Greifbarwerden des Glaubens beschreiben: die Hingabe im Tun. Menschen, die sich brauchen lassen, die ihre Talente für andere in Beruf oder Freizeit einsetzen, sind Ferment für eine Gemeinschaft. Sie bauen Kirche auf. Oft ist es ein unspektakuläres, aber treues Tun, das wie ein Kitt eine Gruppe, Pfarre oder Gemeinschaft zusammenhält. Und doch braucht auch die Hingabe im Tun so dringend den Glauben. Er schützt vor dem Wahn, alles selbst machen zu können oder müssen, das persönliche Engagement einem zu großen Erfolgsdruck auszusetzen. Der Glaube kann bewahren vor Aktionismus und dem Gefangensein in Sachzwängen. So kann sich auch im je eigenen Tun die Erfahrung von Gelassenheit und Zuversicht einstellen – oder der berühmte lange Atem, den wir bei unseren Aufgaben oft so nötig haben.
Zum Weiterdenken
Am Abend nehme ich mir Zeit um nachzuspüren: sind Glauben und Tun in Balance?
Sr. Marta Bayerseit 1988 Benediktinerin, Ökonomin der Ordensgemeinschaft und Leiterin der Paramentik in Steinerkirchen.