Beten ist wie mit einem Freund sprechen, meint Teresa von Avila (im 16. Jahrhundert!). Ein Freund interessiert sich für unsere alltäglichen Erlebnisse und wir werden ihm gerne davon erzählen. So nährt sich auch das Gespräch mit Gott von den alltäglichen Lebenserfahrungen. Damit das Kind Gott wahrnimmt als jemanden, der sich für jeden Einzelnen interessiert, ist es sinnvoll, zusätzlich zu den vorgegebenen Gebeten schon früh damit zu beginnen auch in eigenen Worten zu beten. Damit beginnt ein Gespräch, das im günstigsten Fall ein Leben lang dauert.
Alles Gott erzählen. Das Kind darf, soweit es bereits möglich ist, Gott erzählen, was es erlebt hat und dadurch sein Leben mit Gott in Beziehung bringen. Dies kann in Form eines kurzen Tagesrückblicks geschehen mit einfachen Fragen wie: Was habe ich heute erlebt? Habe ich mich gefreut, war ich traurig, wütend? Um diesem freien Gebet einen Rahmen zu geben, können wir es mit einer Gebetsformel einleiten und beschließen. Dazwischen ist Raum für die alltäglichen Erfahrungen und hier darf alles Platz haben, alles Schöne und auch alles Negative. Entscheidend ist, dass nicht bewertet wird. Vor Gott dürfen wir alles hinstellen, ohne dass wir Angst haben müssen beurteilt zu werden. Wie in den biblischen Gebeten, den Psalmen, dürfen wir bitten und danken, jubeln und preisen, klagen und fragen.
Gefühle wahrnehmen. Das Kind kann dadurch auch lernen, seine Gefühle wahrzunehmen und auszusprechen. Natürlich ist dies ein langer Weg und am Anfang müssen wir dem Kind dabei helfen oder es noch für das Kind übernehmen, denn es muss erst lernen wahrzunehmen: Wann bin ich traurig? Wann bin ich glücklich? Wann habe ich Angst? Auch wenn das Kind noch nichts beitragen kann, zeigt ihm das Tun der Eltern, dass das Gebet etwas mit dem alltäglichen Leben zu tun hat.
Gelingt ein solcher Tagesrückblick, kann dies auch für die Eltern-Kind-Beziehung bereichernd sein. Es bietet einen täglichen Rahmen, um etwas zu besprechen oder dem Kind zu erklären, wofür am Tag keine Zeit war. Vielleicht können wir uns auch einmal beim Kind entschuldigen, wenn uns als Eltern die Nerven durchgegangen sind. Damit untergraben wir nicht unsere Autorität, sondern zeigen dem Kind, wie man einen Fehler wiedergutmacht und dass auch wir Eltern auf Gottes Zuwendung angewiesen sind.
Für andere beten. Auch ein Fürbittgebet ist bereits mit kleinen Kindern möglich: Nach einem Einleitungssatz, z. B. Guter Gott, segne und beschütze alle, die wir lieb haben (alle, denen wir heute begegnet sind), kann das Kind alle Menschen aufzählen, die ihm einfallen (auch ein Kuscheltier darf dabei sein). Mit der Fürbitte weitet sich der Blick: Nicht nur ich, sondern auch die anderen sind wichtig.
Gabriele Doblhammer verheiratet und Mutter von zwei Kindern, arbeitet mit Eltern-Kind-Gruppen zu Themen religiöser Erziehung und Kinderbücher.
Lesen Sie kommende Woche hier: Gottes bergende Nähe.
BUCHTIPP: Regine Schindler, Gute Nacht, Anna. Lahr, Ernst Kaufmann Verlag 2003, Euro 13,40.
Guter Vater im Himmel, wir danken dir für den heutigen Tag. (Wir denken nach über den vergangenen Tag, z. B. mit Hilfe von Fragen wie: War ich heute glücklich, traurig, wütend, verärgert, ängstlich? Was war heute besonders schön? Was haben wir gemeinsam erlebt? Worüber haben wir gelacht/gestaunt? Wir sagen dir danke für alles.
Guter Gott, segne und beschütze alle, die ich lieb habe: . . . (Namen aufsagen) Segne und beschütze alle Menschen.