Im Herbst 2015 berichtete die KirchenZeitung, dass Gabriela Pfeferle aus Aistersheim ihr Haus für 20 Flüchtlinge räumte. Was ist seither passiert?
Ausgabe: 2016/50, Aistersheim, Hilfe, Flüchtlinge, Privatunterkunft, Asyl
13.12.2016 - Paul Stütz
Mit ihren beiden Kindern Anna und Lukas ist die Lebensberaterin, Supervisorin und Masseurin Gabriela Pfeferle vor eineinhalb Jahren in die deutlich kleinere Wohnung über ihrer Praxis übersiedelt. „House of Hope“ hat Gabriela Pfeferle ihre Flüchtlingsunterkunft getauft. Dafür hat sie viel Zuspruch, aber auch Anfeindungen bekommen.
Syrer bekamen Asyl
Die Hoffnung hat sich vor allem für die syrischen Flüchtlinge erfüllt. Qusai zum Beispiel, der mittlerweile 19 Jahre alt ist, hat Asyl bekommen, lebt jetzt im Nachbarort und konnte eine Lehre bei einem regionalen Bauunternehmer beginnen. Der Architekt Ahmed darf auch dauerhaft in Österreich bleiben. Seine Freundin ist aus Syrien nachgekommen. Sie wohnen jetzt in Grieskirchen. Eine syrische Familie wiederum konnte nach Deutschland zu Verwandten weiterziehen. „Das sind die erfreulichen Nachrichten, die mir Kraft geben“, erzählt Gabriela Pfeferle. Für die 15 Iraker in der Unterkunft ist aus Hoffnung jedoch vielfach Verzweiflung geworden. Eine Familie wartet besonders dringend auf Asyl. Sie leben mit ihren beiden Söhnen, sieben und fünf Jahre alt, in Aistersheim. „Wir haben unser Baby bei der Oma im Irak gelassen, weil der ältere Sohn gehbehindert ist. Wir haben uns deshalb die Flucht mit drei Kindern nicht zugetraut,“ erzählt Familienvater Husam. Das Baby werden sie erst holen können, wenn sie Asyl bekommen. Der Frust, den es bei manchen Flüchtlingen gibt, hat sich im letzten Jahr auch auf das freiwillige Helferteam von Gabriela Pfeferle ausgewirkt: „Sie bekommen nicht die Dankbarkeit, die sie sich eigentlich erwarten“, berichtet sie. Für sie ist das Ganze auch ein Lernprozess: „Das Helfen ist nicht nur eine Gaudi.“ Um die Freiwilligen in dieser schwierigen Lage zu stärken, bezahlt Pfeferle ihnen Supervision. Außerdem hat sie mit Gerhard Berger einen Diplomsozialarbeiter in Ausbildung angestellt. Sie investiert damit das Geld wieder, das sie vom Staat Österreich für die Asylwerber bekommt.
Geld wieder investieren
Gabriela Pfeferle weiß: Wer seine Wohnung für die Flüchtlingsbetreuung hergibt und keine dieser Maßnahmen setzt, dem bleibt mehr Geld als ihr. Sie will jedoch, dass das Zusammenleben im Haus weiterhin funktioniert. Gemeinsam mit Gerhard Berger, der als Kind ein paar Jahre in Ägypten gelebt hat und fließend Arabisch spricht, hat sie in den letzten Monaten Werteschulungen durchgeführt. Nachdem es teilweise handgreifliche Auseinandersetzungen unter den Flüchtlingen gegeben hatte, wurde etwa vermittelt, wie man Konflikte gewaltfrei lösen kann. Nach wie vor macht Gabriela Pfeferle die Flüchtlingsbetreuung gerne, wie sie erzählt. Deshalb findet sie es schade, dass die Privatunterkunft quasi ein Ablaufdatum hat. Denn wenn die Iraker Asyl bekommen, werden aus heutiger Sicht keine neuen Asylwerber nachkommen.
- Die irakische Familie, deren Sohn gehbehindert ist, bittet um Spenden für Ergotherapie. Wer finanziell helfen will, kontaktiert bitte: gabi@pfeferle.at