Nicht Pilger aus Europa, sondern die eigenen Bewohner von Emmaus-Qubeibeh füllten am 4. Adventsonntag 2016 das katholische Gotteshaus zur Illumination des Christbaums. Außer einem Dutzend Christen waren alle Kirchenbesucher Muslime.
Ausgabe: 2016/51
20.12.2016 - Josef Wallner
Der Franziskanerbruder Salem, der im Dorf Qubeibeh an der Stätte der Emmausjünger seinen Dienst versieht, hatte die Idee. Er lud die Dorfbewohner/innen in die Kirche zu einer Feier ein, die sich zwar in keinem liturgischen Buch findet, die aber zu einer berührenden Begegnung zwischen Muslimen und Christen wurde: der feierlichen Illumination des geschmückten Christbaums mit einem Vorblick auf das neue Jahr 2017. Es war das erste Mal, dass eine derartige Feier stattfand in Emmaus. Der Echo war überwältigend: Die Kirche mit ihren etwa 170 Sitzplätzen war übervoll. Der Bürgermeister der 4000-Einwohner-Gemeinde Emmaus kam zu Wort, ebenso Vertreter der palästinensischen Verwaltung. Dr. Saeed Yaqeen vom Ministry of Jerusalem Affairs wies auf die Einheit hin, die das Zusammenleben der Menschen in Palästina unabhängig von ihrer Religion und sonstigen Unterschieden auszeichnet: „Wir teilen miteinander Freude und Leid.“ Ein Berater des Palästinenserpräsidenten Abas erinnerte an die Opfer, die in der Vorwoche bei einem Anschlag auf eine Kirche in Kairo ums Leben kamen. Er griff Texte aus der Bibel und dem Koran auf. Der Gouverneur von Jerusalem, der in das nahe Emmaus-Qubeibeh gekommen war, hoffte, dass die Feier von Emmaus in den kommenden Jahren Kreise zieht und auch an anderen Orten ähnliche Veranstaltungen stattfinden werden. Sr. Hildegard Enzenhofer (Salvatorianerin aus Vorderweißenbach) nahm als Nachbarin der Franziskaner von Emmaus selbstverständlich an der Feier teil und war beeindruckt: „Alles, was dem Miteinander dient, ist schön und wichtig.“ «