Der Muttertag hat seinen Ursprung im alten Griechenland. Dort wurde die Göttin Rhea, die Mutter aller Gottheiten, mit einem Frühlingsfest gefeiert. Im Christentum dankte man am Sonntag Laetare in der Fastenzeit der Mutter Kirche und sagte auch der eigenen Mutter Dank. So richtig durchsetzen konnte sich der Muttertag erst im 20. Jahrhundert, doch der Grundgedanke verblasste, und der Muttertag wird immer mehr ein Fest des Profits.Wichtig ist, dass die Dankbarkeit von Herzen kommt, und dass nicht nur einmal im Jahr an die Mutter gedacht wird. Leider wird in unserer gelebten Hektik des Alltags einfach vergessen, was Mütter leisten. War und ist es nicht meistens die Mutter, die beispielsweise am Bett beim kranken Kind saß oder sitzt? Sie ist es, die bei den Hausaufgaben hilft und Kuchen im Sandkasten backt. Selbst wenn die Kinder längst erwachsen sind, stehen Mütter mit einem guten Rat zur Seite. Und wenn die Mutter dem erwachsenen Sohn die Wäsche macht und Hotel Mama Tag und Nacht geöffnet ist, sollte man Dankbarkeit zeigen. Das Bild der Frau ist meist stark mit der Mutterrolleidentifiziert. Sicher ist in unserer Gesellschaft, dass das Kind die Frau zur Mutter macht, aber sie hört damit nicht auf, eine eigenständige Person zu sein.Worüber wir nachdenken sollten, ist das Recht der Achtung der Mutter (Vater). Denn Achtung geben ist Voraussetzung für Selbstachtung. Das ist etwas anderes als Wertschätzung. Viele Mütter (Väter) werden sehr geschätzt und auch „geliebt“, jedoch im Alltag nicht geachtet.Der Muttertag ist eine gute Gelegenheit für Kinder, Dankbarkeit zum Ausdruck zu bringen. Ein „Ich liebe Dich“ ist ganz und gar nicht unangebracht, als Ausdruck inniger Zuneigung zur eigenen Mutter. Leider fehlen dafür aber vielen Vätern und Kindern die Ausdrucksmittel.Doch ich bin zuversichtlich, dass das Lob der Mütter nicht nur mit dem Muttertag verknüpft bleibt, sondern eine ehrliche Bereitschaft der lobenden Väter entsteht, Verantwortung bei der Erziehung der Kinder zu übernehmen.
Mag. Wilma Steinbacher, Vorsitzende des Katholischen Familienverbandes Oberösterreich Mutter eines erwachsenen Sohnes
Muttertag. Umstritten von Anfang an. Seit 1914 ist der Muttertag amerikanischer Staatsfeiertag. Über England, Norwegen und Schweden gelangte er in den 20er-Jahren auch nach Österreich. Schon kurz nach der Einführung des Feiertags wollte ihn die Begründerin Anna Maria Jarvis wieder abschaffen, weil er ihr zu kommerziell geworden war. Eine Kritik, die bis heute anhält. In den Sechziger und Siebziger Jahren hatte das Aufkommen der Frauenrechtsbewegung eine kritische Sicht der Mütterrolle zur Folge. Viele Feministinnen stört dabei die Reduzierung der Frauen auf die Mutterrolle. Befürworter sehen den Muttertag dagegen als Möglichkeit, auf die Doppel- und Mehrfachbelastung von Frauen hinzuweisen und Änderungen zu fordern.
Nein! Mütterideologie muss hinterfragt werden
Der Muttertag wird zu einer Alibi-Aktion, wenn die Mutter nur an einem Tag im Jahr besondere Aufmerksamkeit bekommt. Viele Mütter unterschiedlichen Alters stehen daher dem Muttertag skeptisch gegenüber. Lieber ist mir, wenn das ganze Jahr über immer wieder an mich gedacht wird, mir meine Kinder ihre Zuneigung zeigen, da brauche ich keinen speziellen Tag dazu.Bei all den Lobeshymnen auf die Mütter besteht die Gefahr, Frausein mit Muttersein gleichzusetzen. Was ist mit den Frauen, die keine Kinder haben oder keine bekommen können? Vergessen wird, dass viele Mütter gerne einen Beruf ausüben und viele andere Interessen und Fähigkeiten haben, über das Muttersein hinaus. Vergessen werden auch die Mehrfachbelastungen von Müttern, die oft arbeiten gehen müssen, weil der Lohn des Mannes nicht reicht oder weil sie Alleinerzieherinnen sind.
Es werden idealisierte Erwartungen an die Mütter gestellt: sich für ihre Kinder aufopfern, eigene Bedürfnisse hintanstellen, immer für andere da sein, … Frauen machen oft einen schmerzlichen Prozess durch, bis sie sich zugestehen, auf eigene Bedürfnisse zu achten und einmal nur etwas für sich allein zu tun. Und was ist mit denjenigen Müttern, die an ihrer Mutterrolle scheitern bzw. mit den Kindern, die schlechte Erfahrungen mit ihren Müttern haben? Kinder brauchen Mütter und Väter! Mütter sind nicht allein für das Wohl ihrer Kinder verantwortlich!Sicher freue ich mich, wenn ich am Muttertagmorgen ein Frühstück serviert bekomme. Ich wünsche mir aber, dass in den Gedichten, Reden und Predigten zu diesem Tag ein realistischeres Bild vom Elternsein heute gezeichnet wird und jegliche Mütter-Ideologie hinterfragt wird.
Mag. Sonja Riha, Frauenbeauftragte der Diözese Linz Mutter zweier Söhne (11 und 14 Jahre)