Sr. Zahia hat in ihrer Ordensschule St. Vinzenz im Libanon ein Drittel syrischer Flüchtlingskinder aufgenommen. Das ist ihre Art, auf die Krise zu reagieren.
Ausgabe: 2017/02
10.01.2017 - Matthäus Fellinger
„Wir werden ärmer, ärmer und ärmer“, sagt Sr. Zahia Frangie. Für die libanesische Ordensfrau gibt es nichts zu beschönigen. Die fast zwei Millionen syrischen Flüchtlinge bringen den Libanon, ihre Heimat, an den Abgrund: von der Wasserversorgung angefangen über das Gesundheitswesen bis zur Wirtschaft. „Natürlich nehmen uns die Syrer die Arbeitsplätze weg.“ Beispiele dafür gibt es genug. Schon längst geht es nicht nur mehr um Hilfsarbeiten. 2014 wird in Beirut ein Einkaufszentrum eröffnet, 85 Prozent der Angestellten sind Libanesen. Eineinhalb Jahre später nur mehr 22 Prozent, die anderen verdrängt von ebenfalls ausgebildeten, aber billigeren Flüchtlingen. Sr. Zahia versteht die Angst der Leute: „Niemand weiß, was die Zukunft bringt.“ Aber die Antwort der Ordensfrau besteht nicht darin, weitere Unsicherheit zu schüren, sondern auf die Flüchtlinge zuzugehen. Besonders auf die Kinder. Exakte Zahlen zu nennen ist schwierig, aber es sind deutlich mehr als 200.000 schulpflichtige syrische Kinder im Land. Viele von ihnen haben seit Jahren schon keinen Unterricht mehr gehabt. Sr. Zahia hat in ihrer Ordensschule St. Vinzenz ein Drittel syrischer Flüchtlingskinder aufgenommen. Das ist ihre Art, auf die Krise zu reagieren.