Die Welt und Umwelt der Bibel erschlossen mit Schätzen aus Israel
Ausgabe: 2010/24, Lebenswelt, Jesu, Umwelt, Biel, Schätze, Israel, Maria Magdalena
16.06.2010
- Josef Wallner
Um von Maria Magdalena fasziniert zu sein, muss man nicht die Ausgrabungen in ihrer Heimatstadt Magdala kennen. Wer sich aber mit dem Leben und Alltag zur Zeit Jesu auseinandersetzt, für den wird die Botschaft der Bibel greifbarer und konkreter. Ein spannendes Buch hilft dabei.
Maria, als Auferstehungszeugin von der Tradition „Apostolin der Apostel“ genannt, hat ihre Heimatstadt Magdala weltberühmt gemacht. Das verhinderte aber nicht, dass die Ruinen dieser Stadt von üppiger Vegetation überwuchert einen Dornröschenschlaf führten. Franziskanische Archäologen haben sich 2006 wieder an Ausgrabungen gemacht. Was dabei zu Tage kam, lässt die Welt am See Gennesaret in neuem Licht erscheinen. Magdala war eine moderne Stadt, die keinen Vergleich mit Kleinasien und Griechenland zu scheuen brauchte: mit Prachtboulevard, einem öffentlichen Bad, dessen Innenhof die ersten Ausgräber wegen seiner Größe sogar als Hauptplatz interpretiert hatten. Das wirtschaftliche Herz der Stadt war der Hafen, der größte am See Gennesaret, und die Gebäude zur Verarbeitung von Fischen. Fischfang und Fischhandel mit den reichen griechisch geprägten Städten am Ostufer des Sees und noch weiter östlich (im heutigen Jordanien) dürften den Reichtum von Magdala und seiner Einwohner/innen begründet haben. Eine von ihnen war Maria, von der es in Lk 8,3 heißt, dass sie Jesus und seine Jünger unterstützte mit allem, was sie besaß. Man kann sich fragen, ob Jesus mit seinen Jüngern einmal ein Theater besucht hat. Wenn es in der Bibel darauf auch nirgends einen Hinweis gibt, Möglichkeit dazu hätte er gehabt: Im Heiligen Land entstanden die ersten Theaterbauten unter Herodes dem Großen (73 – 4. v. Chr.) in Jerusalem, Caesarea und möglicherweise in Jericho. Die Kultur von Amphitheater, Stadien und Pferderennbahnen gehört zum Lebensumfeld Jesu. Breiten Raum nimmt im Neuen Testament die Frage von rein und unrein ein. Pharisäer werfen Jesus und seinen Jüngern immer wieder vor, die Überlieferungen der Alten und die Reinheitsvorschriften nicht zu achten und so für Gottesdienst und Gebet unwürdig zu werden. Jahrzehntelang wurde den Steingefäßen, die man bei den Ausgrabungen in Jerusalem, Masada und anderen Stätten in großer Zahl entdeckt hatte, keine Beachtung beigemessen, bis man diese Funde in jüngster Zeit mit der jüdischen Reinheitspraxis in Verbindung brachte. Stein als reines Naturprodukt kann – wie alles sich im Naturzustand Befindliche – nicht unrein werden, so die jüdische Lehre. Steingefäße waren daher die ideale Möglichkeit für die breiten Bevölkerungsschichten, die religiösen Reinheitsvorschriften im Alltag zu leben. So handelt es sich auch bei der Hochzeit von Kana (Joh 2,6f.) um steinerne Wasserkrüge für die üblichen jüdischen Reinigungsriten. Das Buch „Judäa und Jerusalem. Leben in römischer Zeit“ nimmt auf eine spannende Reise durch die Welt und Umwelt der Bibel (Geschichte, Gruppierungen, Kultur, Orte) mit.
J. Schefzyk, W. Zwickel (Hrsg.), Judäa und Jerusalem. Leben in römischer Zeit, Katholisches Bibelwerk 2010, ISBN 978-3-940743-60-2
-Das Buch gibt es im Buchhandel und beim Bibelwerk Linz: www.dioezese-linz.at/bibel