Zum 20. Klosterfest der Kapuziner in Ried im Innkreis kamen Besucherinnen und Besucher nicht nur aus Ried und Umgebung, sondern aus ganz Oberösterreich, auch aus anderen Bundesländern und aus Bayern. Das Fest war wieder ein Magnet. Aber es war nicht nur ein Fest der Freude, denn es galt „Adieu“ zu sagen.
Bischof Dr. Ludwig Schwarz feierte mit den Patres die Feldmesse. Er hatte die Aufgabe, der großen „Beziehungsgemeinde” der Kapuziner zu sagen, wie es weitergeht. Dass die Kapuziner heuer Anfang September (8. 9.) nach mehr als 360 Jahren Wirken in Ried das Kloster verlassen, war ja bekannt. Aber was ist dann? – Bischof Ludwig hatte bei aller schlechten Nachricht – eine gute: Es wird weitergehen! Wie genau, dazu sind die Gespräche noch nicht abgeschlossen. Er garantierte: Es werde weiterhin in der Kapuzinerkirche vor allem an Sonn- und Feiertagen eine heilige Messe geben. Ein Kirchenrektor werde eingesetzt. Und: Weder die Pfarre Ried noch die Diözese denken daran, das Kloster und den Grund zu verkaufen, noch daran, es für profane Zwecke zu nutzen. „Dahinter stehe ich“, betonte der Bischof. Die Menschen dankten es ihm mit Applaus.
Zurück nach Tirol. Wenn die Kapuziner Ried verlassen, sind in Oberösterreich keine Kapuziner mehr tätig. – Stimmt nicht ganz , denn P. Berthold, der seit 1977 in Ried wirkt, kann hier bleiben. Er übersiedelt ins Kloster St. Anna. Die anderen Kapuziner gehen nach Tirol zurück, wenn sich auch noch nicht alle von ihnen mit diesem Gedanken angefreundet haben. Aber die Personalsituation bei den Kapuzinern in Österreich macht eine Konzentration der Standorte erforderlich. Das Durchschnittsalter der 78 Kapuziner in Österreich ist 64 Jahre. Bruder Radoslaw Celewicz, der den neuen Provinzial Br. Lech Siebert vertrat, hat am Schluss des Gottesdienstes um Verständnis für die Entscheidung der Kapuziner gebeten: „Auch die Brüder dürfen danke sagen und das nicht um den Preis, dass sie sich bis zu ihrem Ende mühen müssen.“ Er bat die Feiergemeinde: „Gebt den Brüdern euren Segen mit.“
Sie gaben Heimat. „Das Kloster soll weiterhin als spiritueller Ort und als Ort der Begegnung erhalten bleiben“, will der „Verein zur Förderung des Klosters am Kapuzinerberg“. Am Tag des Klosterfestes sind 167 Beitrittserklärungen eingegangen. Die Bevölkerung dankt den Patres das viele Gute, das sie in der Region gewirkt haben. Knapp 4000 Menschen haben sich mit ihrer Unterschrift für das Bleiben der Patres in Ried eingesetzt. „So etwas habe ich noch in keinem anderen Bereich erlebt, in dem etwas geschlossen wurde“, sagte der Bischof. „Da sieht man, wie sehr die Kapuziner geliebt werden!“ Sie wirkten segensreich – im Krankenhaus, in der Pfarrseelsorge, wo sie viele Aushilfen leisteten, als Beichtväter. – Wen immer man auf dem Fest fragte, man bekam ähnliche Antworten: „Schade!“, „Furchtbar!“, „Es tut mir leid, dass die Kapuziner gehen.“ Die Menschen lobten ihre Bescheidenheit, ihre Demut, ihre Herzlichkeit. Jemand sagte: „Die Kapuziner sind für viele Heimat geworden.“ Ein Ehepaar fragte: „Wohin gehen jetzt alle diese Menschen aus der Umgebung, die bei den Kapuzinern in die Kirche gegangen sind?“
Das Kapitel der österreichischen Kapuzinerprovinz, v l. n. r.: Br. Marek Krol, Br. Lech Siebert (Provinzial), Br. Peter Rodgers (Generaldefinitor, Rom), Br. Markus Präg (der früher auch in Ried war) und Br. Ernst Ehrenreich.