In den weltberühmten Fresken sieht Abt Maximilian Neulinger das geistliche Testament des Klostergründers von Lambach. Für den Abt zeigt sich im Bildprogramm, dass der heilige Adalbero trotz aller Schicksalsschläge die Gottsuche nicht aus den Augen verloren hat.
Die Karriere, die Adalbero eingewoben in das Netz reicher und einflussreicher adeliger Verwandter in kürzester Zeit hinlegte, war beeindruckend. 1010 auf der Burg der Grafen Lambach-Wels in Lambach geboren, schickten ihn seine Eltern an die Kathedralschule nach Würzburg, wo sein Onkel Bischof war. Adalbero trat anschließend in den Dienst von König Heinrich III., bis er Bischof von Würzburg wurde. Am kaiserlichen Hof war Adalbero weiterhin anerkannt als Ratgeber und Friedensstifter. Doch bald brach eine Tragödie über seine Familie herein: Bei einer Belagerung der Burg Lambach wurden die Mutter und seine zwei Brüder getötet. Der Vater überlebte durch Zufall und machte 1050 aus seiner Burg ein Kanonikerstift. Adalbero übertrug dann das Stift Benediktinermönchen. Als der Streit zwischen Kaiser und Papst um die Frage ausbrach, wer Bischöfe ernennen darf (Investiturstreit), stellte sich Adalbero auf die Seite des Papstes – mit allen Konsequenzen. Er wurde aus Würzburg vertrieben, lebte in verschiedenen Klöstern in Franken und Schwaben sowie im Benediktinerstift in Lambach. Adalbero starb achtzigjährig in Lambach und ist dort begraben.
Im Konflikt aufrichtig. Adalbero lebte in einer Zeit, in der ein Weltbild zusammenbrach. Es zerfiel die Einheit von Thron und Altar, was zu Streit und Kämpfen führte. „Mich fasziniert an Adalbero, dass er in diesem politischen Durcheinander im Glauben Orientierung gefunden hat“, erklärt Abt Maximilian. Im Blick auf die heutige Situation in der Kirche meint er: „Unser Gründer ist den Konflikten nicht ausgewichen, er hat klar Position bezogen, hat aber mit den Menschen nicht gebrochen. Das ist für mich ein religiöses Moment.“ Die Aufrichtigkeit Adalberos wurde von Freund und Feind geachtet. Der Kaiser hatte sogar, nachdem er Würzburg erobert und Adalbero besiegt hatte, ihm den Bischofsstuhl wieder angeboten. Adalbero lehnte ab. Abt Maximilian: „In Konflikten und Krisensituationen kann man das Leben mit Blick auf Christus meistern. Darin ist Adabero bis heute Vorbild.“
Ermutigung zum Gott suchen. Abt Maximilian sieht Adalbero im Investiturstreit nicht so sehr als Parteigänger des Papstes, sondern als Gottsucher. Das zeigt sich im Freskenprogramm des einstigen romanischen Westchors der Kirche. Adalbero konnte noch 1089 die Klosterkirche einweihen und es gilt als gut begründet, dass er bei der Ausgestaltung des Gotteshauses mitgeplant hat. Die Dreikönige nehmen in dem Kuppelfresko (siehe unten) einen zentralen Platz ein. Sie sind Gottsucher, unterwegs zum Jesuskind, um es anzubeten. „Nicht so sehr die historischen Fakten rund um Adalbero, sondern dieses Fresko regt mich an, mit unserem Stifter immer wieder in den Dialog zu treten und mich von ihm in die Gottsuche rufen zu lassen“, sagt Abt Maximilian.