27. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr C), 3. Oktober 2010
Ausgabe: 2010/39, auf den Punkt gebracht, Adi Karlinger, Religionslehrer, Wort zum Sonntag, 27. Sonntag im Jahreskreis, Evangelium, Lesung, Lukas, Habakuk, Almut Haneberg, Hallelujah, Timotheus, Weltkatechismus
29.09.2010
Kleine Ursache, große Wirkung – aus dem winzigen schwarzen Senfkornsamen wird eine große Staude. „Warum heißt es nicht: Wenn dein Glaube groß wäre wie die Vatikan-Bibliothek, umfassend wie der Weltkatechismus, lebendig wie die Bibel, dann könntest auch du Berge versetzen? Im Gegenteil: Wenn er klein ist wie ein Senfkorn, aber auf den Punkt gebracht, dann ist er stark!“ Und dieser Glaube wird Kreise ziehen . . .
Evangelium
Lukas 17, 5–10
Die Apostel baten den Herrn: Stärke unseren Glauben! Der Herr erwiderte: Wenn euer Glaube auch nur so groß wäre wie ein Senfkorn, würdet ihr zu dem Maulbeerbaum hier sagen: Heb dich samt deinen Wurzeln aus dem Boden, und verpflanz dich ins Meer!, und er würde euch gehorchen. Wenn einer von euch einen Sklaven hat, der pflügt oder das Vieh hütet, wird er etwa zu ihm, wenn er vom Feld kommt, sagen: Nimm gleich Platz zum Essen? Wird er nicht vielmehr zu ihm sagen: Mach mir etwas zu essen, gürte dich, und bediene mich; wenn ich gegessen und getrunken habe, kannst auch du essen und trinken. Bedankt er sich etwa bei dem Sklaven, weil er getan hat, was ihm befohlen wurde? So soll es auch bei euch sein: Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen wurde, sollt ihr sagen: Wir sind unnütze Sklaven; wir haben nur unsere Schuldigkeit getan.
1. Lesung
Habakuk 1, 2–3; 2, 2–4
Wie lange, Herr, soll ich noch rufen, und du hörst nicht? Ich schreie zu dir: Hilfe, Gewalt! Aber du hilfst nicht. Warum lässt du mich die Macht des Bösen erleben und siehst der Unterdrückung zu? Wohin ich blicke, sehe ich Gewalt und Misshandlung, erhebt sich Zwietracht und Streit. [. . .] Der Herr gab mir Antwort und sagte: Schreib nieder, was du siehst, schreib es deutlich auf die Tafeln, damit man es mühelos lesen kann. Denn erst zu der bestimmten Zeit trifft ein, was du siehst; aber es drängt zum Ende und ist keine Täuschung; wenn es sich verzögert, so warte darauf; denn es kommt, es kommt und bleibt nicht aus. Sieh her: Wer nicht rechtschaffen ist, schwindet dahin, der Gerechte aber bleibt wegen seiner Treue am Leben.
2. Lesung
2 Timotheus 1, 6–8. 13–14
Darum rufe ich dir ins Gedächtnis: Entfache die Gnade Gottes wieder, die dir durch die Auflegung meiner Hände zuteil geworden ist. Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit. Schäme dich also nicht, dich zu unserem Herrn zu bekennen; schäme dich auch meiner nicht, der ich seinetwegen im Gefängnis bin, sondern leide mit mir für das Evangelium. Gott gibt dazu die Kraft. [. . .] Halte dich an die gesunde Lehre, die du von mir gehört hast; nimm sie dir zum Vorbild, und bleibe beim Glauben und bei der Liebe, die uns in Christus Jesus geschenkt ist. Bewahre das dir anvertraute kostbare Gut durch die Kraft des Heiligen Geistes, der in uns wohnt.
Hallelujah
das Leben setzt sich durch noch mehr, als alle Engel mir versprochen es ist gewaltig was sich fügt und was mir zukommt einfach so geschenkt der off’ne Himmel ist zum Greifen nah nach oben, unten, rechts und links teilt sich die Freude aus wir sind Gesang und Tanz Bewegung, Sein wir jubeln danken tanzen weiter und Halleluja wird noch lang zu hören sein
Almut Haneberg
Wort zum Sonntag
Glaube, so groß wie ein Senfkorn
Der Glaube muss so groß sein wie ein Senfkorn, dann ist er stark! Das Senfkorn ist eines der kleinsten Samenkörner. Aber aus dem kleinen Samen wird ein großer Baum, in dem die Vögel nisten. Wenn nun in diesem winzigen Senfkorn-Glauben so viel Kraft liegt, dass man einen Maulbeerfeigenbaum samt seinen Wurzeln aus dem Boden heben und ins Meer versetzen könnte, dann frage ich mich. Was ist denn das für ein Glaube? Wie schaut dieser Glaube aus? Wo finde ich diesen Glauben heute? Es ist schon klar, dass es bei der Versetzung des Feigenbaumes ins Meer um eine bildhafte Redeweise geht. Aber wo liegt die Kraft des Glaubens heute wirklich und welche Gestalt hat er? Ich erinnere mich, dass sich eine 16-jährige Schülerin vom Religionsunterricht abgemeldet hatte. Ich rief zu Hause an, wollte noch ein Gespräch mit den Eltern führen, aber die Mutter sagte mir schon am Telefon brühwarm ins Gesicht: „Herr Professor, Sie können ja auch nichts dafür, dass Sie Dinge vertreten müssen, die Sie selber nicht glauben.“ Mich hat dieser Vorwurf maßlos geärgert, er hat mir aber auch zu denken gegeben. Ich denke an meine Glaubensgeschichte. Ein Freund schenkte mir zur Priesterweihe ein Buch mit der Widmung „Weißt du, wem du glaubst?“ Ich habe mich durch Bibel, Theologie, Weltreligionen durchgeschmökert. Und ich frage mich: Warum heißt es nicht: Wenn dein Glaube groß wäre wie die Vatikan-Bibliothek, umfassend wie der Weltkatechismus, lebendig wie die Bibel, dann könntest auch du Berge versetzen? Im Gegenteil: Wenn er klein ist wie ein Senfkorn, aber auf den Punkt gebracht, dann ist er stark!
Zum Weiterdenken
Meine eigene Glaubensgeschichte: Mein kindlicher Glaube, dann abgebrochen, verdunstet, unverständlich, uninteressant oder doch stark, kritisch, plausibel und sehr persönlich.Der Himmel tut sich auf: Das ist mein geliebter Sohn! Auf ihn sollt ihr hören! du bist mein geliebter Sohn. Auch für Dich, für uns, für alle Menschen ist der Himmel offen!
Adi Karlinger ist Religionslehrer, Fortbildner und derzeit Pfarrer in Innsbruck-Saggen. Den Autor erreichen Sie unter: sonntag@kirchenzeitung.at