Armut. Arbeitslosigkeit. Die Antworten und Maßnahmen für die großen sozialen Herausforderung waren in Schweden klar staatliche Angelegenheit. Die Kirchen beschränkten sich auf die Feier der Gottesdienste. Seit Flüchtende in großer Zahl auch in den Norden Europas kommen, ist das anders geworden. Der Staat hat sich aus seiner sozialen Verantwortung zurückgenommen. Die Kirchen wurden sich eumso mehr bewusst: Die Armen sind Kernaufgabe der Kirche.
15 Mitarbeiter/innen und Verantwortliche der schwedischen Diözese Vasteras begaben sich daher von 19. bis 21. Jänner als Gäste der Betriebsseelsorge und des Cardijn-Vereins nach Oberösterreich. Die Betriebsseelsorge OÖ hat in diesem Feld über ihre europäische Vernetzung seit Jahren Kontakt mit Verantwortlichen in verschiedenen Ländern Europas, vor allem in Nordeuropa. Auch mit Griechenland gab es Kontakte.
Ziel des jetzigen Besuches war ein Austausch, wie gutes Leben für alle in Europa möglich sein könnte – und das unter den verschiedenen sozialstaatlichen Rahmenbedingungen. Vor allem wollte man auf Tendenzen zu Spaltung und zur Ausgrenzung von immer mehr Menschen aus dem gesellschaftlichen Prozessen, wie Arbeitslose, Jugendliche und Asylwerber/innen, Antworten finden. Wie die Bedürfnisse der „verwundbaren und ausgeschlossenen Gruppen“ wahrgenommen werden können, wurde bei Ausflügen in die Regionen unter die Lupe genommen.
Besuche in Regionen
In Leonding ging es darum, wie Jugendliche bei Schwierigkeiten, mit Alkohol, Drogen und anderen Problemen, im Jugendzentrum Plateau Gehör finden, oder wie Geflüchtete im Kauf-nix-Laden kostenlos „einkaufen“ können. Asylwerber/innen betreiben den Laden mit Ehrenamtlichen gemeinsam. In Rohrbach war eine Gruppe zu Gast bei ALOM, dem „Verein Arbeiten und Lernen im Oberen Mühlviertel“, um sich über die Frauen- und Jugendarbeit auszutauschen. Dabei zeigten sich die Gäste sehr an das Theaterspielen, die Margit Scherrer in der Bildungsarbeit einsetzt, interessiert. Die eigene Erfahrung auf die Bühne zu bringen hilft, Nachdenkprozesse anzustoßen. Beeindruckt waren die Besucher/innen von der Gedenk- und Erinnerungsarbeit, die die Pfarre St. Georgen/G. mit der Gemeinde seit Jahren betreibt – vor allem, wie ein Kunstprojekt eine „Lichtgestalt“ wie Johann Gruber ins Licht rückt, andererseits auch die Abgründe menschlichen Verhaltens offenbart. Asylwerber/innen erzählten, wie es ihnen während des Asylverfahrens geht. Von der Vielzahl der Ehrenamtlichen waren die Besucher/innen überrascht, ebenso von der Vielfalt ihres Engagements – von der Gefängnisseelsorge über die Flüchtlings- und Sozialarbeit, die Pflege der Pfarrräume bis zur Arbeit im Gemeinschaftsgarten. In Schweden gibt es dafür vor allem bezahlte Arbeitskräfte. Eine spezielle österreichische Qualität lernten die Besucher/innen schätzen, dass es nämlich auch auf gemütliche Begegnung ankommt. Eine Bar etwa würde man in einem schwedischen Versammlungshaus nicht so schnell finden. «