Die Feuerbestattung ist in den Pfarren kein Tabuthema mehr. Reichenau im Mühlkreis trägt der Entwicklung Rechnung und weiht zu Allerheiligen den Urnenfriedhof ein. Mit Brunnen, Baum und Sitzbank soll der neue Teil des Friedhofs ein Platz zum Wohlfühlen sein.
Leuchtend rot strahlt die Morgenröte und lässt den Totenkopf verblassen. Die Idee des deutschen Priesters Sieger Köder hat die Künstlerin Nicole Nickl für den Urnenfriedhof Reichenau in ein neues Bild gebracht. Die Auferstehung hat das Dunkel des Todes besiegt. Bei Sonnenaufgang setzt sich die Symbolik in der Röte des Kirchendachs fort. „Der neue Friedhof ist ein Minipark, der zum Verweilen einlädt. Er soll ein Wohlfühlplatz sein“, sagt Pfarrmoderator P. Franz Wenigwieser. Dazu dient neben dem Baum auch ein Sarkophag als Sitzbank sowie ein Brunnen, den der Künstler Johann Gutschi gestaltet hat. Letzterer bildet das Hauptelement für die Ecke, in der für die Ungeborenen anonym Kerzen entzündet werden können.
Trend zur Feuerbestattung. Mit den vorerst 20 Urnenplätzen trägt die Pfarre dem verstärkten Bedürfnis nach Feuerbestattungen Rechnung. „Die Zeiten, als Verbrennen als Zeichen von Ungläubigkeit galt, sind längst vorbei“, sagt Wenigwieser. Vor allem bei den Menschen, die noch über kein Familiengrab verfügen, mache sich der Bedarf an Urnengräbern bemerkbar. Bei manchen spiele sicher auch eine Rolle, dass Urnenplätze weniger kosten als Gräber.
Letzte Ruhe in der Schatzkiste. Franz Wenigweiser empfiehlt Urnen aus Holz zu nehmen. Insgesamt sieben Prototypen hat der Franziskanerpater dafür selbst entworfen: unter anderem in Form einer Osterkerze, eines Fisches oder einer Schatzkiste („Das Reich Gottes ist wie ein Schatz im Acker“). Die Urnen werden von Menschen mit Beeinträchtigung in einer Caritas-Tischlerei gefertigt und sollen auch über den Urnenfriedhof Linz verkauft werden. Kostenpunkt: 55 bis 70 Euro. Fünf Euro davon verbleiben für die Caritas für Menschen in Not.