Eines der drängendsten Themen in der Armutsbekämpfung in Österreich ist leistbares Wohnen. Darauf verweist eine aktuelle gemeinsame Studie der Österreichischen Armutskonferenz und der Wirtschaftsuniversität Wien.
Ausgabe: 2017/04
24.01.2017
Für armutsgefährdete und armutsbetroffene Menschen wird es immer problematischer, Wohnungen zu finden, die für sie erschwinglich sind. Vor allem in Salzburg, Innsbruck, Wien, aber auch in Graz und im ganzen Bundesland Vorarlberg sind die Mieten extrem hoch und der Markt an Wohnungen knapp. Das ergab eine Studie, die von der Wirtschaftsuniversität Wien und der Armutskonferenz durchgeführt wurde.
Teure Garçonnièren
Durch den Mangel an leistbaren sozialen Mietwohnungen für Personen mit geringem Einkommen nehmen prekäre Wohnverhältnisse zu. „Je nach Bundesland gibt es unterschiedliche Erscheinungsformen. So werden Häuser in Innsbruck in teure Klein-Garçonnièren aufgeteilt. In Wien leben Menschen in fensterlosen Räumen, ohne Wasser, ohne Strom. Zum Lüften wird die Tür zum Hausgang hinaus geöffnet. Dort befindet sich dann ein Waschbecken“, erzählt die Studienautorin Karin Heitzmann. Betroffen von Wohnungsnot sind junge Erwachsene, für die Wohnintegrationsprogramme fehlen; alleinerziehende Frauen; vermehrt geschiedene, unterhaltspflichtige Männer und sehr häufig „anerkannte Flüchtlinge, die noch nicht im Arbeitsmarkt integriert sind und wenig finanzielle Mittel haben. Dazu kommt, dass sich Paare, deren Ehe zerrüttet ist, nicht scheiden lassen können, weil es nicht möglich ist, sich alleine eine Wohnung zu leisten“, erläutert die Sozialwissenschafterin.
Zugenommen habe auch die so genannte versteckte Wohnungslosigkeit, sagt Karin Heitzmann. „Armutsbetroffene Personen ohne Wohnung finden oft Unterschlupf bei Bekannten, Freunden oder Verwandten, um nicht auf der Straße zu landen. Ein anderes Problem ist der Zugang zu Wohnungen. Mietverträge kommen häufig durch hohe Makler-Provisionen und der Kaution nicht zustande.“
Studie
Erhoben wurde in der Studie, die im Auftrag des Sozialministeriums entstanden ist, die Arbeit von österreichischen Nichtregierungsorganisationen im Hinblick auf die Armutsbekämpfung und die Herausforderungen, denen sie sich stellen müssen. Die inhaltlichen Schwerpunkte lagen neben dem Thema Wohnen in den Bereichen Beschäftigung, Migration und Gesundheit. Die beiden Studienautorinnen Karin Heitzmann und Evelyn Dawid befragten Expertinnen und Experten aus 26 sozialwissenschaftlichen Einrichtungen in ganz Österreich. Bereits 2005 ist erstmals erhoben worden, welche Leistungen Nichtregierungsorganisationen in der Armutsbekämpfung erbringen. Die aktuelle Studie schließt nun an diese Arbeit an.