Der Fasching erlaubt es, selbst kirchliche Angelegenheiten mit einem humorvollen Blick etwas entspannter zu sehen. Also: Nicht ganz ernst und nicht ganz heiter. Ein versehentlich veröffentlichtes Interview.
Herr N., Sie leiten die Kommission für eine sorgenfreie Kirche. Was sind Ihre Ziele? Wir müssen die Sache wirklich vom Ziel her denken. Und ein guter Christ glaubt normalerweise an den Himmel. Und dieser ist der Ort der Freude, also das Ende aller Sorgen. Wenn wir von der sogenannten Theologie der Befreiung etwas gelernt haben, dann das, dass wir auch auf Erden schon den Himmel verwirklichen sollen. Es muss also auch unser Ziel sein, immer himmlischer, also sorgloser zu werden. Steht nicht schon in der Bibel: Seht die Vögel des Himmels, sie machen sich keine Sorgen? Oder so ähnlich.
Es geht somit, um es präzise zu sagen, um die Ent-Sorgung der Kirche.
Haben Sie für dieses Projekt auch die Rückendeckung der Kirchenleitung?
Ich würde sagen, gerade die Kirchenleitung geht mit gutem Beispiel voran, indem sie sagt: Wir sehen die Sorgen, die ihr habt, aber was hilft es, wenn wir uns diese selbst auch noch machen? Kaum sonst wo wird die Grundintention der Lehre von den Vögeln im Himmel, die sich keine Sorgen machen, so ernst genommen, wie bei unseren Spitzenleuten.
An welchen bisherigen Sorgen wird das konkret? Spielen Sie etwa gar auf Zölibat und Priestermangel an?
Sie gehören wohl auch zu denen, die keine anderen Sorgen kennen – wie diese Theologen aus Deutschland und auch bei Ihnen in Österreich. Da liegt doch die Antwort schon auf der Hand. Der Zölibat ist eine Sache um des Himmelreiches willen. Das ist Freude pur. Was sollte man sich da noch Sorgen machen? Und wenn doch, so lassen Sie das ruhig unsere Sorge sein.
Nun werfen aber andere der Kirche geradezu umgekehrt Sorglosigkeit vor.
Wie so oft, wird hier die Kirche Opfer einer gerade in den Medien gepflogenen Oberflächlichkeit. Wie man es macht, ist es verkehrt.
Manche machen sich auch Sorgen um die finanzielle Entwicklung der Kirche.
Diesen Bereich werden wir uns genauer ansehen müssen. Wir prüfen die Frage, ob wir mit dem Ziel einer insgesamt sorgloseren Kirche mit dem Geld nicht auch etwas sorgloser umgehen können. Aber das ist eine heikle Frage. Mit Sorgsamkeit allein ist es wohl nicht getan. Wir müssen die Balance finden zwischen dem christlichen Grundcharakter entsprechenden Ideal der Sorglosigkeit und der noch nötigen Sorgsamkeit.
Werden sich Kirchenangestellte keine Sorgen um ihre Gehälter mehr machen müssen?
Sie werden sich zumindest darum nicht sorgen müssen, was sie mit Ersparnissen machen könnten. Das regeln wir mit unseren neuen Gehaltsschemen. Je weniger Geld jemand hat, desto weniger Sorgen braucht er sich machen, wofür er es ausgibt. So können sich unsere Leute, statt sich mit Veranlagungsfragen zu beschäftigen, der tatsächlichen Arbeit widmen.
Wir haben noch nicht von den Kirchenaustritten gesprochen, die doch besorgniserregend sind.
Wir dürfen uns nicht wundern, wenn die Leute aus der Kirche austreten, wenn sie diese nur als einen Ort der Sorge erleben. Ich bin überzeugt: Wenn wir uns weniger Sorgen machen, werden die Leute zu uns kommen. Dann brauchen wir uns auch um das Geld keine Sorgen mehr machen.
Es ist ja bei Ihnen nicht anders. Warum lesen mehr Leute die Kronenzeitung als die Kirchenzeitung? Weil sie in der Krone mehr von einer sorglosen Kirche lesen als bei Ihnen. Aber das ist Gott sei Dank Ihre Sorge.
Gibt es bereits Vorschläge Ihrer Kommission zur Ent-Sorgung der Kirche?
Wir empfehlen, dass man bereits in der Ausbildung auf eine gewisse Sorglosigkeit unseres Nachwuchspersonals achtet. Und dann können wir zweitens von dem gerade in Österreich so erfolgreichen Schulsystem lernen: Es wird auch bei uns Inspektoren geben – und auch Inspektorinnen. Diese sollen in einem ersten Schritt den Sorgenpegel erheben. Überall dort, wo dieser über dem Freudenpegel liegt, werden wir Maßnahmen ergreifen müssen, bis hin zu Schließungen von Einrichtungen, die uns Sorgen bereiten.