Die Phase der Kandidat/innensuche für den Pfarrgemeinderat ist auch die Zeit, in der über Sinn, Bedeutung und Notwendigkeit dieses Gremiums diskutiert wird.
Ausgabe: 2017/06
07.02.2017 - Josef Wallner
„Der Pfarrgemeinderat ist die verbriefte Möglichkeit, die den Mitgliedern der Kirche echte Teilhabe gewährleistet“, erklärt Monika Heilmann, im Pastoralamt der Diözese Linz für den Bereich Pfarren zuständig. Sie holt ein wenig aus: Durch die Taufe hat jeder und jede Gläubige Teilhabe an der Sendung der Kirche, wir sind berufen, uns zu beteiligen. Das ist das Kirchenbild des Zweiten Vatikanischen Konzils. Die Form der Beteiligung sieht natürlich ganz unterschiedlich aus, macht Heilmann deutlich: Sie kann vom Austragen des Pfarrblatts über Mitarbeit bei Projekten und Gestaltung der Liturgie bis eben zur Mitgliedschaft im Pfarrgemeinderat reichen.
„Der Pfarrgemeinderat hat die besondere Aufgabe, das Gesamte einer Pfarre in den Blick zu nehmen“, betont Heilmann und sagt offen: „Das ist oft ein wenig mühsam, manchmal auch ein wenig bürokratisch, aber trotz allem enorm wichtig.“ Unverzichtbar ist der Pfarrgemeinderat, fügt sie hinzu. Gerade in Zeiten, in denen es immer schwieriger wird, Priester und Pfarrassistent/innen für die Leitung einer Pfarre zu finden, ist es umso wichtiger, dass Leute da sind, die auf das Ganze einer Pfarre schauen.
Gefühl und Statuten
Natürlich mag es gefühlsmäßig erfüllender sein, bei einem Familiengottesdienst mitzutun und danach positive Rückmeldungen zu bekommen, als Sitzungen zu absolvieren. Man darf das eine nicht gegen das andere ausspielen. Beides ist wichtig, unterstreicht Heilmann. Beim Pfarrgemeinderat stellt sich auch weniger die Frage: „Was muss ich tun?“, sondern: „Woran sollen wir denken?“ – nämlich an das Gesamte der Pfarre. Es geht um mehr als nur Statutenfragen. Darüber kann und wird auch immer diskutiert, es geht aber um das Grundsätzliche: das Recht und die Möglichkeit, am Leben der Kirche vor Ort teilzuhaben. «
Zur Sache
Schwierig war es immer
Ternberg. Es ist meine sechste PGR-Wahl hier. Schwierig war die Kandidatensuche immer. Diesmal noch ein wenig mehr, auch in Gaflenz, meiner zweiten Pfarre. Aber wir haben die Leute beisammen. Ob der Wahl, bei der die Nicht-Gewählten immer auch ein wenig verletzt zurückbleiben, doch nicht zu viel Gewicht für das Pfarrleben gegeben wird, frage ich mich manchmal. Außer Diskussion steht für mich aber, dass die Pfarre von möglichst vielen mitgetragen wird. Friedrich Lenhart, Pfarrer
Orientierung an Jesus
Gschwandt. Bei uns ist die Kandidatenfindung recht gut gegangen, wir haben 17 Kandidat/innen auf der Liste. Ich bin dankbar für jede Zusage und freue mich auf die Zusammenarbeit mit jedem/jeder Einzelnen. Wir, Pfarrgemeinderäte, Wahlvorstand und ich, haben an die 100 Leute angesprochen. Ich habe versucht, mich bei diesen Gesprächen an Jesus zu orientieren, wie er auf die Leute zugegangen ist. Eine große Fülle an Talenten kam dabei zum Vorschein.Anna-Maria Marschner, Pfarrassistentin
Größe ist ein Problem
Schärding. Ich halte den Pfarrgemeinderat für unverzichtbar, aber die für unsere Pfarre vorgesehene Größe bringt uns in Schwierigkeiten: Es müssten sich fast zehn Prozent der Kirchenbesucher/innen als Pfarrgemeinderäte zur Verfügung stellen. Wir sind nun im Gespräch mit dem PGR-Referat. In Suben, wo ich auch Pfarrer bin, ist es ebenfalls schwierig, ganz anders ist es in der dritten Pfarre, in St. Florian am Inn. Dort herrscht große Aufbruchsstimmung. Eduard Bachleitner, Pfarrer
Die Balance finden
Königswiesen. Wie die Kirche in der Gesellschaft weniger mitgetragen wird, ist es auch schwieriger geworden, Kandidat/innen für den Pfarrgemeinderat zu finden. Ich halte ihn für wichtig. Es muss gelingen, die Balance zu finden zwischen der Beschäftigung mit organisatorischen Aufgaben und Impulsen für das religiöse Leben. Jeder Getaufte ist zum Apostolat berufen. Für den PGR ist es eine schöne Aufgabe, den Rahmen für das Apostolat zu schaffen.Regina Holzmann, PGR-Vorsitzende