Donald Trump, der neue US-Präsident, sorgt mit seiner Migrationspolitik für Aufregung und stößt damit massiv auf Kritik – auch beim Weihbischof der Diözese Brooklyn (New York), James Massa.
Ausgabe: 2017/07
14.02.2017 - Susanne Huber
Was sagen Sie zu Donald Trumps Abschiebevorhaben von Einwanderern ohne legalen Status und seinem Plan, eine Grenzmauer zwischen Mexiko und den USA zu errichten?
James Massa: Es ist ein großes Problem. 40 Prozent der insgesamt mehr als 77 Millionen Katholiken in den Vereinigten Staaten von Amerika sind so genannte Hispanics, sie stammen aus Mexiko, aus El Salvador, aus Guatemala, aus Kolumbien, aus der Dominikanischen Republik. Mit seinen Mauer- und Abschiebeplänen hat Donald Trump Gefühllosigkeit und Fremdenfeindlichkeit an den Tag gelegt.
Setzt er seine Vorhaben um, besteht die Gefahr, dass Familien auseinandergerissen werden ...
James Massa: Ja, und das macht uns katholische Bischöfe sehr betroffen. Kinder von Einwanderern, die in den Vereinigten Staaten geboren wurden, sind automatisch amerikanische Staatsbürger, ihre Eltern aber nicht. Es braucht eine humane Reform der Einwanderungsbestimmungen, Maßnahmen, damit jene, die schon länger in den Vereinigten Staaten leben, die Staatsbürgerschaft erhalten. Gleichzeitig müssen unsere Grenzen aber auch geschützt und kontrolliert werden – unter anderem wegen der vermehrten Terrorattacken.
Amerika galt ja immer als Land der Einwanderer, als Land der unbegrenzten Möglichkeiten ...
James Massa: Die USA waren immer ein Land von Einwanderern. Gastfreundschaft zählt zu unseren Grundwerten. Diese sind das Herz unserer Nation. Donald Trump zeigt hier eine Sichtweise, die unseren Werten entgegensteht. Viele Menschen aus Lateinamerika kamen und kommen zu uns, weil sie Arbeit suchen. Und was unsere Wirtschaft betrifft, so werden diese Arbeitskräfte dringend gebraucht – ob in der Landwirtschaft, in der Industrie oder im Gastgewerbe. Donald Trumps höchst unsensibles Verhalten den Einwanderern gegenüber ist würde- und respektlos.
Wie haben Sie das Wahlergebnis aufgenommen?
James Massa: Die katholische Kirche in den USA unterstützt ja keine politischen Parteien. Generell wurde die Wahl von Donald Trump mit gemischten Gefühlen aufgenommen – auch von jenen, die ihn unterstützt, die ihn vielleicht auch gewählt haben. Doch wir katholischen Bischöfe stehen ihm nicht nur kritisch gegenüber. So wichtig es ist, sich für die Einwanderer und für jene, die von Armut betroffen sind, zu engagieren, so wichtig ist es auch, sich für den Lebensschutz einzusetzen. Donald Trump hat sich gegen Abtreibung und Sterbehilfe ausgesprochen und hier Entscheidungen angekündigt, die wir katholischen Bischöfe sehr begrüßen.
Sie arbeiten aktiv im Bereich interreligiöser Dialog. Wie bedeutend ist er für Sie?
James Massa: Den Dialog mit nichtchristlichen Religionen voranzutreiben und zu fördern, sich respektvoll und gleichberechtigt auszutauschen und gemeinsam für Religionsfreiheit einzutreten ist sehr wichtig – gerade in Zeiten der vielen Konflikte in unserer Welt heute.
Welche Wünsche haben Sie für Ihr Land?
James Massa: Ich wünsche mir mehr Menschlichkeit, Freundschaft, Friede, Gelassenheit. Der ehemalige US-Präsident George Bush der Ältere hat einmal den Ausdruck eines „freundlicheren, sanfteren Amerikas“ verwendet. Ich denke das brauchen wir jetzt nach diesem schwierigen politischen Jahr 2016.