Gert Smetanig (39), Pfarrer im Innviertel über sein außergewöhnliches Hobby, das Zaubern
Ausgabe: 2011/33
17.08.2011
Der Priester Gert Smetanig (39) verzaubert als Magier sein Publikum in Shows und in der Kirche. Ab September nimmt er an der ORF-Talenteshow „Die große Chance“ teil. Der KirchenZeitung erzählt er, was ein zaubernder Gottesmann bei seinem Publikum bewirkt und was er im Fernsehen zeigen will.
Was war bei Ihnen zuerst da, die Berufung zum Priester oder die zum Zauberer? Gert Smetanig: Die als Zauberer. Mit sieben Jahren habe ich einen Zauberkasten geschenkt bekommen, von meinen Eltern zu Weihnachten. Mit 14 Jahren stand ich in meiner Heimatpfarre in Klagenfurt zum ersten Mal auf der Bühne.
Das heißt das Handwerk haben Sie vor allem durch den Zauberkasten erlernt? Ja, dadurch aber auch durch das Kaufen von Zauberkunstücken und durch den Besuch von Seminaren der Zaubervereinigungen.
Wenn Sie Zauberkollegen treffen, wie offen sind die beim Weitergeben von Tricks? Die meisten helfen einem mit Tipps weiter.
Was macht einen guten Zauberer aus? Zum einen, dass man das Kunststück in eine Geschichte verpacken kann. Und man sollte in sich schon ein Kind sein und die Fähigkeit haben zu träumen.
Sie bieten Zauberkurse mit Kindern an, was bewirkt Zaubern bei Kindern? Sie lernen sich zu präsentieren, was das Selbstvertrauen stärkt. Bei mir selbst war das auch so.
Wer sind Ihre Vorbilder? Das größte ist David Copperfield, den ich auch Oktober 2010 in Las Vegas getroffen habe. Das war ein einmaliges Erlebnis. Ich hatte die Möglichkeit, eine Viertelstunde lang mit ihm zu quatschen.
Haben Sie überlegt, mit der Priesterweihe Ihre Zauberei aufzugeben? Eigentlich nie. Auch Don Bosco hat gezaubert, und der ist immerhin von Rom heilig gesprochen worden. So falsch kann es also nicht sein.
Sie können mit dem Zaubern auch Leute ansprechen, die der katholischen Kirche fernstehen? Gerade durch Zaubern komme ich in Kreise herein, in die du sonst als Priester nicht eingeladen wirst. Und wenn ich mich dann als katholischer Pfarrer oute, dann sind sie zu 90 Prozent positiv überrascht.
Es gibt bei Ihren Vorstellungen einige Leute, die vorher nicht wissen, dass der Zauberer vorne auch Priester ist? Wenn ich etwa bei Jubiläums- oder Geburtstagsfeiern eingeladen werde aufzutreten, wissen es viele im Publikum eigentlich nicht.
Sie treten also nicht immer mit Kollar auf? Überhaupt nicht. Das wird bei „Die große Chance“ eine Ausnahme sein, weil der ORF gesagt hat, ich soll für das Fernsehen erkennbar sein.
Sie kündigen vorher an, wenn Sie rund um den Gottesdienst zaubern. Kommen dann mehr Leute? Schon, da kommen sehr viele. Und der Zaubertrick ist meistens eine Art Belohnung nach dem Gottesdienst.
Was zaubern sie da? Bühnenkunststücke: zum Beispiel wie aus Tüchern Regenschirme werden. Manchmal vertiefe ich aber auch einen Gedanken der Predigt damit. Die Dreifaltigkeit habe ich etwa schon einmal mit einem Seiltrick veranschaulicht.
Gibt es negative Reaktionen auf Ihre Zauberei in der Kirche? Es hat Leute gegeben, die einen Brief an den Bischof geschrieben haben als ich Pfarrer in Mauerkirchen wurde. Das hat sich aber in Luft aufgelöst. Die meisten sind mit mir zufrieden, viele junge Familien kommen in den Gottesdienst.
Für Teile der Kirche ist Zauberei ein Werk des Teufels, was in der heftigen Ablehnung von „Harry Potter“ gipfelt. Das ist aber ein sehr kleiner Teil in der katholischen Kirche.
Sind Sie selbst Harry-Potter-Fan? Ja, ja. Ich seh da nichts Teuflisches drin.
Sie werden ab September bei der ORF-Show „Die große Chance“ Ihr Talent beweisen. Was hat Sie dazu bewogen? Ich habe mir gedacht, ich werde jetzt 40, vielleicht ist „Die große Chance“ die letzte Chance für mich. Ich wollte immer einmal ins Fernsehen kommen. Ich weiß, dass ein junges Publikum zuschaut. Die sollen sehen, okay da gibt es einen Priester, der hat ein Hobby, mit dem er die Leute verzaubert.
Wollen Sie religiöse Themen über die ORF-Show thematisieren? Das eine oder andere lässt sich sicher ansprechen. Ich will zeigen, dass Kirche auch heute modern sein kann.
Was sind Ihre Ziele bei „Die große Chance“? Mich würde es schon freuen, wenn ich ein paar Runden weiterkomme. Ich will vor allem Spaß haben.
Und als Sprungbrett Ihre Zauberkarriere auszubauen und auf Zaubertournee zu gehen? Das habe ich mir vor Jahren vorgenommen als ich noch nicht Pfarrer von zwei Gemeinden war. Aber jetzt würde die Pfarrarbeit zu sehr darunter leiden.
Sie sind Priester und Zauberer, glauben da Leute, Sie hätten besondere Kräfte? Nach manchen Vorstellungen gibt es schon Leute, die glauben, ich habe übernatürliche Fähigkeiten. Ich habe bereits Mails bekommen, wo sich die Leute echte Wunder von mir erwarten. Zauberei ist aber etwas Erlerntes und keine magische Gabe.
Gibt es zwischen der kirchlichen Mystik und der Zauberei Gemeinsamkeiten? Ich sehe da keine Parallele. Unser Glaube hat auch nichts mit Zauberei oder Magischem zu tun.
Das heißt während der Eucharistie zu zaubern ist tabu? Das geht überhaupt nicht. Dass ich etwa die Hostie schweben lasse, wäre total fehl am Platz.
Haben Sie bei dem Arbeitsdruck als Priester manchmal den Wunsch, wirklich zaubern zu können? Schon, aber eigentlich wäre das gar nicht gut, wenn man zaubern könnte. Dadurch würde ich als Priester noch belastbarer und könnte alle Termine und Aufgaben wahrnehmen. Da würde dann nur noch mehr von mir verlangt.
Dann hätten Sie statt zwei auf einmal zehn Pfarren? Ich sage eh, dass ich in zehn Jahren vielleicht der einzige Pfarrer im Dekanat Braunau sein werde. Ich bin mit meinen knapp 40 Jahren ja fast der jüngste Priester in der Region.
Wenn Sie Zaubermacht über die Zustände in der katholische Kirche hätten. Was würden Sie her- oder wegzaubern oder verwandeln? Dass jeder die Berufung leben kann die er in sich spürt, egal ob Frau oder Mann.
Interview: Paul Stütz
Zur Person
Gert Smetanig (39) ist Pfarrer von Mauerkirchen und Burgkirchen (Bezirk Braunau) und gibt als „The Magic Priest“ Zaubervorstellungen. Zudem bringt er Kindern das Zaubern in Kursen näher. www.themagicpriest.at