BRIEF_KASTEN
„Dass der Pfarrhof immer finster war, hat uns geschmerzt“, sagt Hans Humer: „Jetzt brennt wieder Licht.“ Auf diese einfache, aber sprechende Formel bringt der Mesner von Michaelnbach, was Sr. Floriberta und Sr. Verekunda, beide Franziskanerinnen von Vöcklabruck, mit ihrem Einzug in den Pfarrhof Michaelnbach verändert haben.
„Eine franziskanische Schwester sein, ein einfaches Leben führen, bei den Menschen sein, verwurzelt im Evangelium und im Gebet“, so beschreibt Sr. Floriberta, wie sie und Sr. Verekunda ihr Leben in Michaelnbach verstehen. Und sie fügt hinzu: „Wir tun nichts Großes, nichts Sensationelles.“ Das sieht Hans Humer ganz anders und beginnt aufzuzählen. Die Schwestern besuchen wöchentlich im nahen Spital Grieskirchen die Kranken der Pfarre, sie sind Werktagsmesnerinnen, wenn jemand ausfällt, auch für das Auf- und Zusperren der Kirche zuständig – und vieles mehr. „Ihre Herzlichkeit, ihre positive Ausstrahlung tut uns gut.“ Am wichtigsten ist Humer das Glaubenszeugnis der Schwestern: „Die Leute sehen: da ist jemand da, der betet.“ Die Schwestern gehen zum Stundengebet in die Kirche.
Dazugehören. Sr. Floriberta war ihr Berufsleben lang Kindergärtnerin in Linz-St. Theresia, Timelkam und Mattighofen, ehe sie – bereits in der Pension – im Kinderdorf Bruck an der Glocknerstraße tätig war. Dort lernte sie ihre Mitschwester Verekunda näher kennen, die Köchin des Instituts. Als die Franziskanerinnen sich von dem Kinderdorf zurückzogen, haben sich die beiden Schwestern entschieden, miteinander beim Pilotprojekt ihres Ordens „Leben in der Pfarre“ mitzumachen. Im September 2006 zogen die beiden „pensionierten“ Schwestern in den leerstehenden Pfarrhof von Michaelnbach. Sie wurden mit offenen Armen aufgenommen. Geht man mit den Schwestern durch den Ort, spürt man, dass sie ganz dazugehören. „Grüß dich, Schwester Floriberta“, tönt es von der gegenüberliegenden Straßenseite: „Warst schon im neuen Geschäft einkaufen?“ Das soeben eröffnete Lebensmittelgeschäft ist in diesen Tagen Gesprächsthema Nummer 1. Sr. Floriberta: „Die Leute mögen uns, wir mögen sie.“
Auf dem Matratzenlager. „Wenn wir das Gefühl haben, dass wir helfen können, helfen wir gerne“, sagt Sr. Floriberta. So waren die 72-jährige Sr. Floriberta und die 83-jährige Sr. Verekunda heuer bereits zum dritten Mal auf Jungscharlager. Sie verbrachten eine Woche mit 46 Kindern – Matratzenlager inklusive. Auf Wunsch der Jungscharleiter/innen waren sie für das Morgen- und Abendlob, das Tischgebet und die Wort-Gottes-Feier zuständig.
Seelsorgeteam. Vieles in der Pfarre würde brachliegen, wenn die Schwestern nicht da wären, erklärt Hans Humer. Die Pfarre ist froh, dass Sr. Floriberta die Seelsorgeteam-Ausbildung mitgemacht hat und den Bereich Caritas übernehmen wird. Am 23. Oktober 2011 wird das Team gesendet.
Geistliche Zellen
Die Franziskanerinnen von Vöcklabruck haben 2005 das Projekt „Leben in der Pfarre“ gestartet. Schwestern begannen in Zweierteams in Pfarren zu ziehen, um das Ordensleben auch außerhalb ihrer Ordenseinrichtungen wie Altenheime oder Schulen sichtbar zu machen. Je nach Situation vor Ort sind die „Kleinkonvente“ unterschiedlich entstanden und organisiert – entscheidend ist, dass die Schwestern eine geistliche Zelle bilden. „Es geht ums Wirken, nicht ums Tun“, sagt Generaloberin Sr. Kunigunde Fürst: „Innerhalb der Pfarre soll Ordensleben sichtbar gemacht werden.“ Die Schwestern sind in ihren erlernten Berufen pensioniert und sind in die Pfarren übersiedelt. Zurzeit gibt es sieben dieser geistlichen Zellen in Oberösterreichs Pfarren: neben Michaelnbach in Berg, Frankenburg, St. Georgen im Attergau, Höhnhart, St. Johann am Walde und Mondsee. „Kleinkonvente“ sind nicht nur in Pfarren eingerichtet, sondern kennzeichnen auch andere Bereiche des Ordens: Die beiden Franziskanerinnen, die das Frauenhaus Lea leiten, leben in einem Kleinkonvent ebenso wie die drei Schwestern in Kasachstan.
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