Am 4. Oktober feiern wir das Fest des hl. Franziskus. In seinem Leben und Glauben sieht Markus Hofer eine „Schule“ (nicht nur) für Männer. Er geht von konkreten Begebenheiten aus und legt dann Franz Worte in den Mund, die weiterführen sollen.
Franz tat einiges dazu, dass ihm das Feuer nie ausging. Er wählte das Leben in der Welt, aber er zog sich immer wieder für längere Zeit in seine Einsiedeleien zurück. Das waren Refugien, in denen sich Franz allein gehörte und dem Herrn, in dessen Auftrag er stand. Es waren Orte, an die er sich zurückzog zu Gebet und Betrachtung, Orte, die den Fluss seines aktiven Lebens unterbrachen. Das war für ihn aber ein ekstatisches Tun und kein tatenloses Leerwerden. Er betete und seufzte, rang und klagte, jubelte und schrie, weinte und stöhnte. Franz war ein sinnlicher Mensch, und was ihn innerlich bewegte, bewegte ihn auch äußerlich. Solche Grenzen kannte er nicht.
In der Wildnis. Diese Einsiedeleien kratzen noch heute an allen gehübschten Bildern vom lieben Franziskus, dem Bruder Immerfroh, wie er später bezeichnet wurde. Das hat mit Immerfroh nichts mehr zu tun. Es sind die Refugien eines wilden Mannes, auch wenn er nie viel davon erzählte. Es sind Orte mit einer faszinierenden und gleichzeitig beklemmenden Ausstrahlung, fernab von der Welt, mitten in der Natur, an rauen Felsen, still und unheimlich fast. Einsamkeit und Ruhe stehen dort in einer fruchtbaren Spannung zum Blick in die Welt. Es sind raue Höhlen, in denen Franz hauste, Steinplatten, auf denen er schlief, wilde Felsspalten, in die er sich zurückzog. Der Gedanke, dass er an diesen Orten nahe bei Gott war, hat etwas Faszinierendes und Erschreckendes gleichzeitig.
FRANZ: Ich glaube, solche Rückzugsorte würden den Männern auch heute guttun. Ihr rackert euch ab für alles, für euren Beruf, die Familie, den Verein, euer Ansehen. Doch wo bleibt ihr selber? Wer ständig nur fährt, dem geht irgendwann das Benzin aus. Wer immer nur gibt, wird irgendwann leer. Wer immer nur feuert, ist irgendwann verbrannt. Was ihr braucht, ist weniger Viagra, Hormone oder Sportprogramme. Ihr braucht vielmehr Orte, an denen ihr zu euch selber kommt.
Stille. Ihr braucht Zeiten der Stille. Viele halten das gar nicht mehr aus. Umso wich-tiger ist es. Es wird am Anfang sehr schwer sein, vielleicht sogar wehtun. Das sind Entzugserscheinungen wie bei einem Süchtigen und nichts anderes. Wenn ihr zu schnell aufhört, weil ihr feig oder ängstlich seid, werdet ihr das Entscheidende nicht erleben. Stille kann verdammt wehtun und das muss sie vorerst auch, wenn ihr sie nicht mehr kennt.
Dunkel. Ihr braucht Zeiten der Finsternis. Davor flüchten viele von euch. Das Leben besteht nicht nur aus dem Hellen und Klaren. So einfach ist es nicht gestrickt. Es ist schon gut, wenn ihr nicht ständig jeder Kleinigkeit nachjagt, jeden Floh zu einer Tragödie macht. Männliche Klarheit trägt jedoch erst, wenn sie im Lot ist. Dazu müsst ihr euch auch dem Dunklen stellen, manchmal unter euren Teppich gehen. Das kann sehr schmerzhaft sein, aber daran könnt ihr reifen. Wir haben doch so viele kindische Gockel und so wenig reife Männer.
Bedürftig. Ihr braucht Zeiten der Bedürftigkeit. Wenn ihr eure Grenzen nicht spürt, könnt ihr mit ihnen nicht umgehen. Helden sind einsam und sterben früh. Ist es das, was ihr wollt? Nicht wenige von euch wissen gar nicht mehr, was sie wollen, was ihre eigenen Bedürfnisse sind. Sie spüren sich selber nicht mehr. Sie sind eigentlich lebendig tot. Ihr müsst wieder lernen hineinzuhören, auf euch zu hören, zu schauen, was da in euch ist. Sonst geht das Leben an euch vorbei und bald steht ihr als die Lackierten da. Unglückliche Helden gibt es schon genug.