Nach der von Bischof Ludwig Schwarz zurückgenommenen Abberufung des Kopfinger Pfarradministrators Andreas Skoblicki eskalierte in den letzten Tagen der Konflikt. Bischof Schwarz bedauert die entstandene Spannung zutiefst. In der KirchenZeitung äußert er sich nun, wie es weitergehen könnte.
Dass in Kopfing wieder ein gutes Miteinander möglich wird, ist für Bischof Dr. Ludwig Schwarz vorrangiges Ziel. An der getroffenen Personalentscheidung selbst hält er fest, er geht aber auch auf Wünsche jener Pfarrangehörigen ein, die mit dem jetzigen Seelsorger nicht einverstanden sind. So soll es eine Begleitung von außen geben. Eine einladende Kirche nach dem Vorbild Jesu sei das Ziel. Es sei Aufgabe der Leitenden in den Pfarren, keine Engführungen zuzulassen, betont Schwarz.
Es braucht Hilfe von außen
Eskalation im Konflikt in der Pfarre Kopfing und die Ratlosigkeit über den Weg zu einer tragfähigen Versöhnung
Nach der zurückgenommenen Abberufung des Kopfinger Pfarradministrators Andreas Skoblicki eskalierte in den letzten Tagen der Konflikt in dem Innviertler Ort. Wie es weitergehen kann, ist unklar. Klar ist, was die Bewohner/innen wollen: einfach wieder Frieden.
Deutlicher als bei der Prozession mit der Erntekrone hätte die Situation in der Pfarre Kopfing nicht sichtbar werden können: Der Kirchenzug hat sich gespalten. Die einen sind gerade weitergegangen, um im Park zu feiern, die anderen sind in das Gotteshaus abgebogen. Manche hatten bei der Weggabelung Tränen in den Augen, die Entscheidung ist vielen nicht leichtgefallen, berichten Mitfeiernde.
Mit einem geteilten Erntedankfest hatten die Gegner des polnischen Pfarradministrators deutlich ihren Protest gezeigt. Rund 220 Personen nahmen an der Messfeier im Park unter der Leitung von Diersbachs Altpfarrer Otto Soukup teil. „Wir sind überrascht von dem großen Echo“, sagt Johann Weibold, Sprecher der Protestgruppe in Kopfing. Man habe deutlich gemacht, dass die Nichtbefürworter von Skoblicki nicht nur ein kleines Häufchen notorischer Rebellen seien. Diese Spaltung, die letzten Sonntag sichtbar wurde, ist nicht nur eine Frage der Pfarre. Sie verläuft mitten durch die Bevölkerung: durch Vereine, politische Vorfeldorganisationen, sogar durch Familien.
Einfach wieder Frieden. Viele Kopfinger äußern den Wunsch, dass einfach wieder Frieden in den 1850 Katholiken zählenden Innviertler Ort einkehrt. Aus Sicht der Kritiker des Pfarrers ist aber klar: „Nur nach einer ehrlichen Entschuldigung von Skoblicki, der vertrauensbildende Maßnahmen folgen“. So skizziert Weibold eine mögliche Versöhnung. Diese besteht nicht allein darin, dass der Pfarrer sagt: „Ihr könnt wiederkommen.“ Es seien sicher 10 bis 15 Punkte, die zwischen den beiden „Parteien“ zu vereinbaren sind, so Weibold. „Diese müssen von einer unabhängigen Instanz kontrolliert werden“. Was nicht einfach wird, denn eine Reihe von Problemen ist seit Jahren nicht aufgearbeitet.
Rückendeckung für Direktorin. In der Schule schwelt der Konflikt um den Kopfinger Pfarradministrator Andreas Skoblicki schon seit 2005. Damals wandte sich die Volksschuldirektorin an den Fachinspektor für Religion P. Stefan Leidenmühler. Es war zu groben Differenzen zwischen dem Geistlichen und einer Religionslehrerin gekommen. Skoblicki hatte die Lehrerinnen der Volksschule Kopfing als „religiöse Analphabetisten“ bezeichnet, zitiert der Inspektor aus dem Gesprächsprotokoll. Der Pfarrer hatte Lehrinhalte gefordert, die nicht im Lehrplan der jeweiligen Schulstufe vorgesehen waren. Für den Fachinspektor gibt es auch keinen Zweifel an den in den Medien zitierten Aussagen von Skoblicki: Dieser soll zu der Direktorin gesagt haben: „Aus Ihnen spricht der Satan.“ Der Priester hatte diese Aussagen erst letzte Woche in der KirchenZeitung dementiert. „Er kommt aus einer anderen Welt“, sagt P. Leidenmühler über Pfarradministrator Skoblicki. Kritisiert wird auch der Zwang der Kinder zur Mundkommunion. Der Druck, den er ausübe, verstoße gegen Grundsätze des Konzils und die selbstverständlichsten Menschenrechte, so P. Leidenmühler.
Reaktion des Bischofs. Über die Zukunft in der Pfarre herrscht Ratlosigkeit. Die Dekanatsleitung Andorf hat jedenfalls einen klaren, praktikablen und fairen Vorschlag präsentiert. Reaktionen aus der Pfarre stehen noch aus. Diözesanbischof Ludwig Schwarz hat nun in der KirchenZeitung Stellung genommen und weist auf Kriterien hin, die beitragen sollen aus der Sackgasse zu kommen. Zurzeit deutet allerdings nichts auf ein baldiges Ende des Konflikts hin. Beim Elternabend für die 2. Volksschulklasse, der am Mittwochabend stattfindet, wollen mehrere Eltern bekannt geben, dass ihre Kinder nicht zur Erstkommunion in Kopfing gehen, weil das Vertrauen in den Pfarrer fehlt. Wieviel von den neun betroffenen Kindern, ist noch offen. Dass einige Kopfinger bereits laut über den Kirchenaustritt nachdenken, hält Johann Weibold für den falschen Weg. Nur wer dabei sei bei der Kirche habe das Recht mitzureden. Der Pfarradministrator war für eine Stellungnahme zu den jüngsten Vorkommnissen nicht erreichbar. 쇓
Drei Schritte zur VersöhnungDekanat Andorf. Die Leitung des Dekanates Andorf – zu dem die Pfarre Kopfing gehört – mit Dechant Erwin Kalteis an der Spitze – hat in einer Pressekonferenz am 30. September 2011 die Entscheidung von Bischof Ludwig Schwarz kritisiert, die Absetzung von Pfarrer Skoblicki rückgängig zu machen: „Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass dem Bischof die eigenwillige Spiritualität eines Priesters wichtiger ist als das Wohl und das Seelenheil einer ganzen Pfarre.“ Um die endgültige Spaltung der Pfarre zu verhindern, schlagen sie drei Maßnahmen vor: ein Mediationsverfahren, einen pastoralen Begleiter für Pfarrer Skoblicki und dass Bischof Schwarz persönlich das Gespräch mit den Nichtbefürwortern des Pfarrers aufnimmt. Die „drei Schritte“ sind bislang die einzigen konkreten Vorschläge, wie ein Ausweg aus der verfahrenen Situation gelingen könnte. Sie sind getragen von Respekt für „beide“ Seiten. Generaldechant Franz Wild unterstützt nachdrücklich die Initiative des Dekanates.