„Freut euch zu jeder Zeit“ – Aber geht das in einer Welt wie dieser? „Meine Seele soll jubeln über meinen Gott“ – Aber wie soll ich das machen neben den 100 anderen Dingen des Alltags? Advent. Zeit der Umkehr. Zeit der Vorbereitung. Ich weiß zwar nicht, wer oder was mir alles begegnen wird . . . aber: ich mach‘ mich auf den Weg.
1. Lesung
Jesaja 61, 1–2a. 10–11
Der Geist Gottes, des Herrn, ruht auf mir; denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine frohe Botschaft bringe und alle heile, deren Herz zerbrochen ist, damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Gefesselten die Befreiung, damit ich ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe. [. . .]Von Herzen will ich mich freuen über den Herrn. Meine Seele soll jubeln über meinen Gott. Denn er kleidet mich in Gewänder des Heils, er hüllt mich in den Mantel der Gerechtigkeit, wie ein Bräutigam sich festlich schmückt und wie eine Braut ihr Geschmeide anlegt. Denn wie die Erde die Saat wachsen lässt und der Garten die Pflanzen hervorbringt, so bringt Gott, der Herr, Gerechtigkeit hervor und Ruhm vor allen Völkern.
2. Lesung
1 Thessalonicher 5, 16–24
Freut euch zu jeder Zeit! Betet ohne Unterlass! Dankt für alles; denn das will Gott von euch, die ihr Christus Jesus gehört. Löscht den Geist nicht aus! Verachtet prophetisches Reden nicht! Prüft alles, und behaltet das Gute! Meidet das Böse in jeder Gestalt! Der Gott des Friedens heilige euch ganz und gar und bewahre euren Geist, eure Seele und euren Leib unversehrt, damit ihr ohne Tadel seid, wenn Jesus Christus, unser Herr, wiederkommt. Gott, der euch beruft, ist treu; er wird es tun.
Evangelium
Johannes 1, 6–8. 19–28
Es trat ein Mensch auf, der von Gott gesandt war; sein Name war Johannes. Er kam als Zeuge, um Zeugnis abzulegen für das Licht, damit alle durch ihn zum Glauben kommen. Er war nicht selbst das Licht, er sollte nur Zeugnis ablegen für das Licht. [. . .] Dies ist das Zeugnis des Johannes: Als die Juden von Jerusalem aus Priester und Leviten zu ihm sandten mit der Frage: Wer bist du?, bekannte er und leugnete nicht; er bekannte: Ich bin nicht der Messias. Sie fragten ihn: Was bist du dann? Bist du Elija? Und er sagte: Ich bin es nicht. Bist du der Prophet? Er antwortete: Nein. Da fragten sie ihn: Wer bist du? Wir müssen denen, die uns gesandt haben, Auskunft geben. Was sagst du über dich selbst? Er sagte: Ich bin die Stimme, die in der Wüste ruft: Ebnet den Weg für den Herrn!, wie der Prophet Jesaja gesagt hat. Unter den Abgesandten waren auch Pharisäer. Sie fragten Johannes: Warum taufst du dann, wenn du nicht der Messias bist, nicht Elija und nicht der Prophet? Er antwortete ihnen: Ich taufe mit Wasser. Mitten unter euch steht der, den ihr nicht kennt und der nach mir kommt; ich bin es nicht wert, ihm die Schuhe aufzuschnüren. Dies geschah in Betanien, auf der anderen Seite des Jordan, wo Johannes taufte.
Meine Sehnsucht segne
Meine Sehnsucht nach Leben nach Lieben nach Glück Stille meinen Durst meinen Durst nach Leben nach Lieben nach Glück Schick mir Menschen die mich anleiten zu suchen zu bohren zu finden Lass mich selbst zu einer Quelle werden die Kraft schenkt denen, die sie brauchen
aus: Brigitte Enzner-Probst. Damit du dir glückst.
Wort zum Sonntag
Zeigefinger der Freude
„Was ist die schwierigste Bibelstelle?“, war einmal die Frage eines Professors während meiner Studienzeit. Von seiner Antwort waren wir überrascht, es handelt sich um einen Vers aus der 2. Lesung: „Freut euch zu jeder Zeit!“ Zum Gaudete-Sonntag (lat. gaudete bedeutet „Freut euch“) passt dieser Satz sehr gut. Die liturgische Farbe ist Rosa, das aufgehellte Violett der Bußzeit! Mir fällt aber auch gleich jede Menge „Aber“ ein zu diesem Bibelvers! Es ist in unserer Welt, gerade auch in der Vorbereitung auf Weihnachten, nicht immer alles Rosarot. Die Adventzeit ist eine emotionell verdichtete Zeit. Es gibt intensive, berührende, beglückende Momente. Daneben spüren viele Menschen gerade in dieser Zeit ihre Einsamkeit oder ihre Trauer besonders intensiv.
In sehr poetischer Sprache wird uns im Johannesprolog, dem ,Vorwort‘ des Evangeliums, von Johannes dem Täufer berichtet. Er weist als Bote auf das Licht der Frohen Botschaft hin und kommt „als Zeuge, um Zeugnis abzulegen für das Licht, damit alle durch ihn zum Glauben kommen“. ,Zeuge‘ hat den gleichen Wortstamm wie ,zeigen‘ – Johannes verweist (in einem Bild ausgedrückt) wie ein Zeigefinger auf Christus als das wahre Licht der Freude. Die Gestik des Zeigens ist mehrdeutig: Indem wir mit dem Zeigefinger auf einen Menschen oder eine Sache zeigen, weisen gleichzeitig drei Finger auf uns selbst (einfach ausprobieren!). Wenn wir wie Johannes Zeugnis für jemanden oder für etwas (z. B. den Grund unserer Freude) abgeben, legen wir gleichzeitig Zeugnis über uns ab. Vielleicht war die Person Johannes’ des Täufers deshalb so interessant, weil er etwas von dem widerspiegelte, den er verkündete – Jesus Christus, das Licht der Welt. Wir selbst sind Beschenkte, wenn wir etwas von dieser Frohen Botschaft weitergeben, besonders an jene, die in dieser Zeit das Dunkel intensiv spüren.
Zum Weiterdenken
Was löst in mir Freude aus? Wem könnte ich wie ein Zeigefinger Gottes in dieser Adventzeit eine Freude bereiten?
Roland Sommerauer
Referent für Sakramentenpastoral und Verkündigung der Diözese Feldkirch und Sekretär der Katho-lischen Männerbewegung; verheiratet und drei Kinder. Den Autor erreichen Sie unter sonntag@kirchenzeitung.at