Seit 2008 gibt es in Leutasch in Tirol ein Flüchtlingsheim für rund 40 Asylwerber. In der Bevölkerung gab es einigen Widerstand dagegen. Einer, dem die Frauen und Kinder, die dort leben, wichtig sind, ist Pfarrer Josef Schmölzer. Aber er ist nicht mehr allein.
Ausgabe: 2012/01, Asylwerbende, Gott, Geschenk, Kinder, Frauen, Schmölzer, Werte, Kirche
20.01.2012
- Daniela Pirchmoser
„Derzeit betreue ich eine aus dem Iran geflüchtete Familie und bereite sie auch auf die Taufe vor“, erzählt er. Darüber hinaus engagiert er sich für das Flüchtlingsheim als Deutschlehrer: „Weil die Sprache so wichtig ist, um mit Leuten in Kontakt zu kommen, gehe ich einmal pro Woche ins Flüchtlingsheim, um mit den Menschen Konversation zu üben.“
Seine Motivation. „Wir müssen alle zeigen, dass wir als Kirche präsent sind und auf ihrer Seite stehen“, so Pfarrer Schmölzer. Sein Einsatz ist unermüdlich, obwohl er hin und wieder von den Flüchtlingen auch ausgenützt wird. Sagen sie nicht die Wahrheit, ist das für ihn als Betreuer hart. „Als Christ soll man da sein, wenn uns ein Mensch braucht – egal, welche Religion und welche Probleme er hat. Wir müssen jedem zeigen, dass er angenommen ist.“ Das hat er auch zu Weihnachten versucht. „Wir haben Geschenke für die Kinder im Heim verteilt. Einige Engagierte aus der Pfarre helfen schon mit. Da hat sich etwas bewegt.“ Auch der Katholische Familienverband war aktiv und hat einen Erzählabend veranstaltet. Die Frauen aus dem Heim haben dabei für das Essen gesorgt. Ihre Kostproben aus den Heimatländern waren so begehrt, dass die Köchinnen auch für andere Veranstaltungen angefragt wurden.
Heute eine andere Sprache. So richtig bewusst geworden ist Pfarrer Schmölzer das Anliegen der Asylwerber/innen in der Mission. Als Mitglied des Ordens der St.-Josefs-Missionare war er einige Jahre auf den Philippinen und in Malaysia tätig. „In die Mission bin ich als Außenseiter gekommen: Ich musste die Sprache lernen, brauchte Einheimische, die meine Ideen in die Sprache und die Kultur des Landes übersetzten. Auch der Pfarrgemeinderat übersetzt meine Ideen für die Menschen. Die Kirche muss heute eine andere Sprache sprechen“, erklärt Pfarrer Schmölzer und fügt hinzu: „Mein größter Wunsch ist, dass die Menschen sagen: Ich bin Teil der Gemeinschaft und Teil dieser Gottesdienst feiernden Gemeinde.“
Kirche ein Gesicht geben. „Wir alle sind gerufen, unsere Mitverantwortung als getaufte und gefirmte Christen wahrzunehmen, der Kirche vor Ort unser Gesicht zu geben und das Miteinander aus dem Glauben zu gestalten, Gewohntes zu überdenken und neuen Ideen Platz zu geben“, betont Pfarrer Josef Schmölzer mit Blick auf die Pfarrgemeinderatswahlen 2012. Für den neuen Pfarrgemeinderat wünscht er sich vor allem eine Gemeinschaft, die sich gegenseitig vertraut. Dass sie bestmöglich die Fähigkeiten aller Mitglieder nützt, ein Bindeglied zwischen Pfarrer und Pfarrgemeinde ist und junge Menschen für die Arbeit im PGR motiviert.
Er plädiert auch dafür, den Familien wieder mehr Leben einzuhauchen: „Wir müssen Wege suchen, christliche Werte an die Kinder weiterzugeben. Viele Eltern haben nur das eine im Sinn: Dass ihre Kinder immer unter den Besten sind, wie zum Beispiel dass das Kind beim Schifahren den ersten Preis gewinnt. Es stellt sich die Frage, was wirklich wichtig ist. Es geht auch um das soziale Bewusstsein, dass man andere respektiert, egal aus welcher Kultur sie kommen, denn wir alle sind gleichwertig und Geschöpfe Gottes“, erklärt Pfarrer Schmölzer. „Dieses Thema ist ein heißes Eisen. Aber die Asylwerber/innen sind unter uns. Sie sind ein Geschenk Gottes, sodass wir zeigen können, ob wir Christen sind“, gibt Schmölzer zu denken.
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Glaube. Mitten drin – Serie: Teil 1 von 4