Wer Visionen hat, braucht keinen Arzt, sondern „nur“ Mitglied im Pfarrgemeinderat werden – und dann schauen, dass daraus Taten werden. So zumindest sieht es Herma Sutterlüty aus Egg im Bregenzerwald.
Herma Sutterlüty schätzt es, wenn eine Pfarre eine umsichtige und klare Organisation hat. Mindestens so wichtig ist ihr, dass es hier „Menschen mit Visionen gibt“ und diese auch die Möglichkeit haben, ihre Vorstellung in die Tat umzusetzen. Genau aus diesem Grund habe sie sich entschlossen, im PGR mitzugestalten. Wer Visionen habe, der brauche keinen Arzt, wie ein österreichischer Bundeskanzler einmal meinte, sondern „nur Mitglied in unserem Pfarrgemeinderat zu werden“, meint Sutterlüty. Natürlich schaue die Realität oft etwas nüchterner aus, gesteht sie: „Wenngleich Visionen für uns richtungsweisend waren und sind, war es nicht immer ganz leicht, konkrete und realisierbare Schritte für die Umsetzung zu finden. Das Alltagsgeschäft des PGRs hat oft zu wenig Zeit dafür gelassen, Visionär/in zu bleiben!“ Wichtig ist dem Egger Pfarrgemeinderat, dass „das Entwickeln und Gestalten in den Ausschüssen und Arbeitskreisen durch regelmäßige Berichte in den PGR insgesamt einfließen kann.“ In all der Arbeit geht es Sutterlüty darum, „dass wir das zu tun versuchen, was wir im Pfarrgemeinderatsgebet beten: dem Evangelium Raum und Chance zu geben, dass es in unserer Pfarre leben und gelebt werden kann“.
Stützen und fördern. Ein großes Anliegen in der Pfarre Egg ist die Liturgie. Dabei ist Herma Sutterlüty „sehr wichtig, dass wir als Pfarrgemeinderat kein Liturgiekreis sind, sondern dass wir viel mehr all jene Mitarbeiter/-innen und Gruppen stützen und unterstützen, die im Bereich von Liturgie mitdenken und mitgestalten: Eben weil wir als PGR keine Liturgieexperten sind, gehört(e) es zu unserem Lernprozess zu sehen, dass genau aus den Fachausschüssen wesentliche Impulse zur liturgischen Entwicklung kamen, und dass wir diese Impulse gut durchdachten, besprachen und nötigenfalls auch klare Aufträge und Unterstützung aussprachen.“ Als konkretes Beispiel bringt Frau Sutterlüty das Thema WortGottes-Feier: „Vier ausgebildete, qualifizierte und sehr engagierte Wortgottesdienstleiter sind Fachleute dafür, was es an Möglichkeiten der liturgischen Entwicklung gibt und was von alledem mit Sensibilität und Achtsamkeit in unserer Pfarre umgesetzt werden könnte. So macht(e) das Wortgottesdienstleitungsteam einerseits Vorschläge, die wir als Pfarrgemeinderat kennenlernten, uns damit auseinandersetzten und gegebenenfalls mit einem klaren Auftrag Rückendeckung ausdrückten.“ Bei all dem ist es wichtig, dass möglichst alle eingebunden und gehört werden: „Nur ein Beispiel: Nicht jeder im PGR kann gleich gut damit umgehen, dass Laien Gottesdienste leiten. So sind dazu notwendige bewusstseinsbildende Prozesse innerhalb des PGRs sehr wichtig.“
Tut gut. In Egg hat sich in den letzten 15 bis 20 Jahren eine liturgische Vielfalt entwickelt, „die dem Pfarrleben guttut“ – von Vespern über Kreuzweg- und Dankandachten bis zu Totenwachen und Wortgottesfeiern an Werktagen; von speziellen liturgischen Feiern zu Silvester, Mariä Lichtmess, Advent- oder Fastenzeit zu einer Vielfalt an kindergerechten Gottesdienstformen. Eine Erkenntnis des stark gewachsenen Kinderliturgieteams ist es, „dass Kinder nicht ,nur‘ die Zukunft sind, sondern Gegenwart sein müssen. Und dass sich das auch in der Feier unserer Gottesdienste ausdrücken muss. “
Verändern. Die Kraft für ihr pfarrliches Engagement bezieht Herma Sutterlüty aus dem Wort Gottes, als Religionslehrerin aber auch aus der Vertiefung mit den Schülern, wo sie erfahren darf, „dass Liturgie buchstäblich auch noch ein ,heiliges Spiel‘ sein kann, das den Menschen Gott erahnen lässt.“ Die „Liturgiefernen“ sieht sie als Chance, „unsere Feierkultur neu zu entdecken.“ Anfangen tut sie dafür bei sich selbst. Dazu zitiert sie Mahatma Gandhi: „Sei Du selbst die Veränderung, die Du Dir wünscht für diese Welt.“
Glaube. Mitten drin - Serie Teil 4 von 4