Ostergedanken und Osterwunsch unseres Diözesanbischofs Dr. Ludwig Schwarz
Ausgabe: 2012/14, Bischof, Ostern, Osterwunsch, Schwarz, Leben
03.04.2012 - Bischof Dr. Ludwig Schwarz
Ostern ist das zentrale und höchste Fest des ganzen Kirchenjahres. Jesus Christus, der für uns am Kreuz starb (Karfreitag), ist von den Toten auferweckt worden. „Der Stein, den die Bauleute verwarfen, er ist zum Eckstein geworden. Dies ist der Tag, den der Herr gemacht hat; wir wollen jubeln und uns an ihm freuen.“ (Ps. 118,22;24) Der christliche Osterglaube sieht das Leiden und Sterben Christi und die Auferweckung durch Gott als eine große Einheit. So beten wir auch im Credo, dass er am dritten Tage gemäß der Schrift von den Toten auferstanden ist. Aber zu Ostern wird uns auch deutlich bewusst, was Gott mit dem Menschen vorhat: Er will ihn aus dem „alten Menschen“der Sünde und Todverfallenheit in den „neuen Menschen“ des ewigen Lebens umgestalten und umbilden. Darum gilt: „Wenn einer in Christus ist, ist er eine neue Schöpfung. Das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.“ (2 Kor 5,17). In diesem Sinne wünsche ich Ihnen frohe, gesegnete Ostern. Mit Severin glauben. Viel österliche Stimmung durfte ich in der vergangenen Woche bei unserer Diözesanwallfahrt erfahren, die uns zum Grab unseres Diözesanpatrons, des hl. Severin, nach Frattamaggiore bei Neapel führte. Vor mehr als 1500 Jahren hat Severin den christlichen Glauben in der turbulenten Zeit der beginnenden Völkerwanderung in unserer Gegend Ufernoricum verkündet. „Bete – faste – sei barmherzig“ war sein Lebensprogramm. Woran der hl. Severin glaubte und was er hoffte, ist im Lauf der Jahrhunderte keineswegs unaktuell geworden. Dieselbe Botschaft vom Leben, Leiden, Tod und der Auferstehung Jesu bewegt uns heute. Für uns bedeutet dieser Glaube, dass wir nicht bloß stumme Unbeteiligte auf dem Kreuzweg Jesu und aller, die heute ein Kreuz zu tragen haben, sein können, sondern dass wir uns barmherzig den Leidenden zuwenden und ihnen helfen. Es bedeutet aber ebenso, dass wir nicht Unbeteiligte an der Freude der Auferstehung sein werden. Wie Gott, der Vater, Jesus, den Sohn, auferstehen ließ, so wird er auch uns Leben in Ewigkeit schenken. Wir leben heute in einer Welt, in der vieles unter dem Gesichtspunkt der Rentabilität und des wirtschaftlichen Nutzens bewertet wird. Selbst vor dem menschlichen Leben macht dieser kalkulierende Blick nicht Halt. Ostern lehrt uns die andere Erfahrung: Alles, was wir aus Liebe und ohne Erwartung eines Vorteils tun, ist nicht umsonst getan. Ostern macht uns hellhörig und kritisch, wenn Menschen zu Opfern von Unrecht oder angeblichen wirtschaftlichen Zwängen werden. Ostern sagt uns auch, was wir bei der ständigen Erneuerung der Kirche im Auge behalten müssen – damit Kirche ein glaubwürdiges Zeugnis für Christus geben kann. Mir hat so gut gefallen, dass wir vor zwei Jahren in unserer Diözese Linz „Kirche um der Menschen willen“ als Leitmotiv gewählt haben. Das ist die Richtung, die wir weitergehen wollen. Mit Severin können wir sagen: Im Beten stärken wir die Verbindung mit Gott. Im Fasten üben wir unsere Fähigkeit zu einem schöpfungsgerechten Leben und unsere Aufmerksamkeit für das Wichtige in unserem Leben. In der Barmherzigkeit wird unser Glaube wirksam für unsere Mitmenschen. Frucht wird die Freude sein – die Freude an die Auferstehung Christi, unseres Herrn. Ich wünsche Ihnen allen diese Freude von ganzem Herzen.
Dr. Ludwig Schwarz, Bischof von Linz
Zusammen mit Bischof Ludwig Schwarz wünschen Ihnen Herausgeber Willi Vieböck und das Team Ihrer KirchenZeitung ein gesegnetes Osterfest.