Begegnungen mit dem Auferstandenen werden manchmal so hollywoodmäßig wiedergegeben, als ob irgendein Magier trotz verschlossener Tür dagestanden wäre. So begeistert, so überzeugend und glaubwürdig waren die zwei Emmausjünger, dass plötzlich alle Jesu Anwesenheit spürten. Er war bei ihnen, obwohl manche noch immer zweifelten.
Da erzählten auch sie, was sie unterwegs erlebt und wie sie ihn erkannt hatten, als er das Brot brach. Während sie noch darüber redeten, trat er selbst in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! Sie erschraken und hatten große Angst, denn sie meinten, einen Geist zu sehen. Da sagte er zu ihnen: Was seid ihr so bestürzt? Warum lasst ihr in eurem Herzen solche Zweifel aufkommen? Seht meine Hände und meine Füße an: Ich bin es selbst. Fasst mich doch an, und begreift: Kein Geist hat Fleisch und Knochen, wie ihr es bei mir seht. Bei diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und Füße. Sie staunten, konnten es aber vor Freude immer noch nicht glauben. Da sagte er zu ihnen: Habt ihr etwas zu essen hier? Sie gaben ihm ein Stück gebratenen Fisch; er nahm es und aß es vor ihren Augen. Dann sprach er zu ihnen: Das sind die Worte, die ich zu euch gesagt habe, als ich noch bei euch war: Alles muss in Erfüllung gehen, was im Gesetz des Mose, bei den Propheten und in den Psalmen über mich gesagt ist. Darauf öffnete er ihnen die Augen für das Verständnis der Schrift. Er sagte zu ihnen: So steht es in der Schrift: Der Messias wird leiden und am dritten Tag von den Toten auferstehen, und in seinem Namen wird man allen Völkern, angefangen in Jerusalem, verkünden, sie sollen umkehren, damit ihre Sünden vergeben werden. Ihr seid Zeugen dafür.
1. Lesung
Apostelgeschichte 3, 12a. 13–15. 17–19
Als Petrus das sah, wandte er sich an das Volk: [. . .] Der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, der Gott unserer Väter, hat seinen Knecht Jesus verherrlicht, den ihr verraten und vor Pilatus verleugnet habt, obwohl dieser entschieden hatte, ihn freizulassen. Ihr aber habt den Heiligen und Gerechten verleugnet und die Freilassung eines Mörders gefordert. Den Urheber des Lebens habt ihr getötet, aber Gott hat ihn von den Toten auferweckt. Dafür sind wir Zeugen. [. . .] Nun, Brüder, ich weiß, ihr habt aus Unwissenheit gehandelt, ebenso wie eure Führer. Gott aber hat auf diese Weise erfüllt, was er durch den Mund aller Propheten im Voraus verkündigt hat: dass sein Messias leiden werde. Also kehrt um und tut Buße, damit eure Sünden getilgt werden.
2. Lesung
1 Johannes 2, 1–5a
Meine Kinder, ich schreibe euch dies, damit ihr nicht sündigt. Wenn aber einer sündigt, haben wir einen Beistand beim Vater: Jesus Christus, den Gerechten. Er ist die Sühne für unsere Sünden, aber nicht nur für unsere Sünden, sondern auch für die der ganzen Welt. Wenn wir seine Gebote halten, erkennen wir, dass wir ihn erkannt haben. Wer sagt: Ich habe ihn erkannt!, aber seine Gebote nicht hält, ist ein Lügner, und die Wahrheit ist nicht in ihm. Wer sich aber an sein Wort hält, in dem ist die Gottesliebe wahrhaft vollendet.
Wort zum Sonntag
Die Anwesenheit des Abwesenden
„Wenn die Kirche einerseits eine strenge lebens- ferne Sexualmoral verkündet, z. B. künstliche Methoden der Empfängnisverhütung verbietet, andererseits sich Vertreter der Kirche an Kindern vergreifen, dann ist sie unglaubwürdig.“ Dieser Satz, in einem Gespräch mir gegenüber geäußert, macht mich nachdenklich. Wie können wir glaubwürdig sein? Welche Würde muss unser Glaube haben, damit wir ,glaub-würdig‘ trotz unserer Fehler sind? Die zwei Jünger, die der gemeinsame Weg und das gemeinsame Brotbrechen mit dem unbekannten Bekannten so begeisterte, dass sie noch „in derselben Stunde nach Jerusalem“ zurückkehrten, „erzählten den Elf und den anderen Jüngern, was sie unterwegs erlebt und wie sie Jesus erkannt haben, als er das Brot brach“. Plötzlich war Jesus in ihrer Mitte.
Mich stört, dass die Begegnungen mit dem Auferstandenen manchmal so hollywoodmäßig wiedergegeben werden, als ob irgendein Magier trotz verschlossener Tür dagestanden wäre. Ich denke, die zwei Jünger waren so begeistert, so überzeugend, so glaubwürdig, dass alle plötzlich die Anwesenheit des Abwesenden spürten. Und er war so menschlich normal, kein strenger Richter irgendwo oben auf der Wolke, weit weg von der Realität des Lebens oder versteckt hinter der goldenen Fassade der Monstranz. Er war mit „Fleisch und Knochen“ bei ihnen, hat mit ihnen den gebratenen Fisch vor ihren Augen genossen. Der für sie Abwesende war da. Er war bei ihnen, obwohl manche noch immer zweifelten. Zweifel sind kein Gegensatz zum Glauben, sie sind vielmehr Zeichen eines reflektierten Glaubens. Sie gehören dazu, damit Glaube nicht zu einer Fertigware wird, zu etwas, was wir selber gebastelt und für fertig erklärt haben. So ein verschlossener Glaube kann leicht auch Gott aussperren und ihn im Glauben abwesend machen.
Zum Weiterdenken
Wie kann ich glaubwürdig sein, damit andere durch mich erfahren, dass Gott mit uns ist?
Lass dein Angesicht über uns leuchten
Wenn ich rufe, erhöre mich, Gott, du mein Retter. Du hast mir Raum geschaffen, als mir angst war.
Sei mir gnädig und hör auf mein Flehen! Du legst mir größere Freude ins Herz als andere haben bei Korn und Wein in Fülle.
In Frieden leg ich mich nieder und schlafe ein; denn du allein Herr lässt mich sorglos ruhen.