Wer könnte, ausgehend von normalen Lebensumständen, etwas gegen ein ehrliches und liebevolles Miteinander haben? Das Liebesgebot Jesu lässt das Zusammenleben so einfach erscheinen: „Liebt einander, wie ich euch geliebt habe.“ Das klingt so einfach, aber ist es das auch?
Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe! Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben, so wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe. Dies habe ich euch gesagt, damit meine Freude in euch ist und damit eure Freude vollkommen wird. Das ist mein Gebot: Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe. Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt. Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage. Ich nenne euch nicht mehr Knechte; denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Vielmehr habe ich euch Freunde genannt; denn ich habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe. Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr euch aufmacht und Frucht bringt und dass eure Frucht bleibt. Dann wird euch der Vater alles geben, um was ihr ihn in meinem Namen bittet. Dies trage ich euch auf: Liebt einander!
1. Lesung
Apostelgeschichte 10, 25–26. 34–35. 44–48
Als nun Petrus ankam, ging ihm Kornelius entgegen und warf sich ehrfürchtig vor ihm nieder. Petrus aber richtete ihn auf und sagte: Steh auf! Auch ich bin nur ein Mensch. [...] Da begann Petrus zu reden und sagte: Wahrhaftig, jetzt begreife ich, dass Gott nicht auf die Person sieht, sondern dass ihm in jedem Volk willkommen ist, wer ihn fürchtet und tut, was recht ist. [...] Noch während Petrus dies sagte, kam der Heilige Geist auf alle herab, die das Wort hörten. Die gläubig gewordenen Juden, die mit Petrus gekommen waren, konnten es nicht fassen, dass auch auf die Heiden die Gabe des Heiligen Geistes ausgegossen wurde. Denn sie hörten sie in Zungen reden und Gott preisen. Petrus aber sagte: Kann jemand denen das Wasser zur Taufe verweigern, die ebenso wie wir den Heiligen Geist empfangen haben? Und er ordnete an, sie im Namen Jesu Christi zu taufen. Danach baten sie ihn, einige Tage zu bleiben.
2. Lesung
1 Johannes 4, 7–10
Liebe Brüder, wir wollen einander lieben; denn die Liebe ist aus Gott, und jeder, der liebt, stammt von Gott und erkennt Gott. Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt; denn Gott ist die Liebe. Die Liebe Gottes wurde unter uns dadurch offenbart, dass Gott seinen einzigen Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir durch ihn leben. Nicht darin besteht die Liebe, dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt und seinen Sohn als Sühne für unsere Sünden gesandt hat.
Möge uns als wahr erscheinen, der genannt wird Sohn der Menschen, tot gesagt und doch lebendig, der erhofft wird, Mensch für alle. Möge dieser uns erscheinen, nicht im Traum, im Stand der Sterne, nicht als Spiegelbild im Wasser, vielmehr in der Liebe Sprache. Hier im Menschenbrot gebrochen, Lebenschance, Recht für alle, hier im Trinken dieses Bechers, in Vergebung und Erbarmen. Huub Oosterhuis
Wort zum Sonntag
Klingt einfach – aber ist es das auch?
Offensichtlich meint es der Monat Mai mit den vorgegebenen Schriftstellen gut mit mir. Die Sätze dieses Sonntagsevangeliums könnten nicht klarer und eindeutiger zeigen, was das Besondere an Jesu Botschaft ist und weshalb ich Theologie studiert habe. „Das ist mein Gebot: Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe.“ Und: „Dies trage ich euch auf: Liebt einander!“ Gibt es ein schöneres Vermächtnis von Jesus Christus? Gibt es etwas Verständlicheres als diesen Auftrag? Und doch – auch hier klaffen Theorie und Praxis oft weit auseinander.
Das Liebesgebot lässt das Zusammenleben ganz einfach erscheinen. Wenn ich das „wahrhaftig Sein“ des vergangenen Sonntags mit Jesu Auftrag „Liebt einander“ kombiniere, erscheint die Gemeinschaft aller Geschöpfe so einfach. Ich bin überzeugt vom Potenzial dieser Weisungen, die Welt und das Miteinander ins Positive zu verändern. Wer könnte, ausgehend von normalen Lebenssituationen, etwas gegen ein ehrliches und liebevolles Miteinander haben? Wer kann sagen, dass dieses Vermächtnis Jesu irgendeinen schalen Beigeschmack hat?
Jesus fordert uns zu einem friedlichen Miteinander auf. Oft habe ich das Gefühl, dass eine gegenteilige Stimmung unsere Gesellschaft beherrscht. Es wird nicht zuerst nach dem Gemeinsamen, sondern nach dem Trennenden gesucht – zwischen politischen Parteien, zwischen religiösen Gemeinschaften, zwischen Menschen im Generellen. Jesus fordert uns hingegen zu einem für alle Menschen und auch für die Umwelt geltenden „Wohlfühlgefühl“ auf. Und um wieder zu zeigen, wie aktuell und „cool“ die Botschaft Jesu ist: Der Auftrag Jesu „Liebt einander!“ könnte auf Facebook gepostet werden – und wahrscheinlich würden auch hier wieder viele die Taste „Gefällt mir!“ drücken.
Zum Weiterdenken
Wie gehe ich auf eine neue Situation, auf einen neuen Menschen zu ... mit welcher Grund-stimmung und welcher Überzeugung? Trägt mich das Jesus-Gebot „Liebt einander!“ durch mein Leben?