„Only You“ (The Platters) bringt die Tanzschüler/innen an ihrem vierten Kursabend in rhythmischen Schwung. Tanzlehrerin Christine Krenn zeigt Übungsschritte vor: Side Step, Side Schluss: In der Tanzschule Horn sind Menschen mit Beeinträchtigung zu Gast.
Drei kleine Schrittchen. Die Tanzstunde ist viel zu rasch vorbei. Die sechs Tanzschüler/innen hätten es noch länger ausgehalten. „Super war's“, schwärmt Inge, die mit ihrem Tanzpartner Thomas die ersten Rumba-Schritte geübt hat. Drei kleine „Schrittchen“ hatte Christine Krenn ihren Schüler/innen gezeigt und alle übten sie im Tanzsaal vor dem großen Spiegel. Auch Birgit im Rollstuhl bewegte sich vor und zurück, drehte sich im Kreis, rollte von außen nach innen und wieder zurück – im gleichen Rhythmus wie die anderen. „Only you can make this change in me ...“ Nur du kannst diese Veränderung in mir auslösen ...
Applaus voll Freude. „Der Herr steht links, die Dame rechts“, erklärt Christine Krenn und leitet damit den Abschluss des Kursabends ein: eine kombinierte Figur. – Zuerst gehen die Damen vier Schritte in die Mitte und wieder zurück, dann machen die Herren das Gleiche. Sind sie dort angekommen, drehen sich die Paare rundherum und kommen in acht Schritten wieder in die Ausgangsposition zurück. Nach dem Trockentraining wird zur Musik getanzt. Als diese und mit ihr der Kursabend endet, applaudieren die Tanzschüler/innen. „Wir sehen uns nächste Woche wieder“, verabschiedet sich Christine Krenn und für alle steht fest: Ja, wir kommen wieder.
Rollstuhltanzen „Schön!“ – Das eine Wort von Rollstuhlfahrerin Birgit und ihre strahlenden Augen sprechen eine beredte Sprache. Die Bewegung, die Musik und das Gemeinsame machten großen Spaß. Ihre persönliche Assistentin Maria hat die gemeinsame Wellenlänge des Tanzes auch genossen. An diesem Tag hat Richard gefehlt, der viel als Erfahrener vorzeigen kann. Er ist seit einem Verkehrsunfall auf den Rollstuhl angewiesen und trainiert intensiv die Turniertänze. Rollstuhltanzen kann man, wenn beide Partner im Rollstuhl sind oder als gemischtes Paar – Fußgänger und Rollstuhlfahrer. – Richard fährt zum Training wöchentlich nach Salzburg, in Oberösterreich fehlt nämlich dazu noch eine Möglichkeit. „Viele wissen nicht, dass es das für Rollstuhlfahrer gibt“, sagt Christine Krenn und erzählt von der Absicht, dass möglichst auch in Linz so eine Rollstuhl-Tanz-Gruppe aufgebaut wird.
Offenes Angebot. Die Tanzschule Horn führt den Tanzkurs als offenes Angebot für alle. FRISBI, Zentrum für Freizeit – Sport – Bildung des Evangelischen Diakoniewerks Gallneukirchen, hat ihn angeregt und ist auch durch Betreuerin Sabine Hagenauer im Kurs vertreten. Aktuell sind vier der sechs Teilnehmer/innen über FRISBI auf die Möglichkeit aufmerksam geworden, tanzen zu lernen.
Runter vom Gas. „Im Wenigen liegt das Viele“, beschreibt Christine Krenn, was sie als Tanzlehrerin in diesen besonderen Tanzstunden für sich gewinnt: „Man muss sich auf das Einfachste beschränken, daraus wird aber eine große Sache!“ Die Menschen glaubten immer, man müsse viel lernen, viel haben, viel können und alles noch dazu schnell. Durch den Kurs lerne sie: „Runter vom Gas, dann kommt viel Schönes heraus!“ Sie schwärmt auch von der Dankbarkeit, die einem großartig gezeigt wird. Eine Dankbarkeit, genährt von der Freude, Teil der ganzen Sache sein zu können. Die „ganze Sache“ meint nicht nur das Tanzen und Tanzen-Lernen, sondern auch das Drumherum. Die Kurse finden nicht im geschützten Rahmen, in einer Einrichtung für Menschen mit Beeinträchtigung, statt, sondern in der Tanzschule mitten im Kursalltag. Das vermittelt ein Gefühl: Ich bin dabei! Oder wie Experten sagen würden: Inklusion! Wenn sich dann einmal im gleichen Kurs Menschen mit Beeinträchtigung und Menschen ohne Beeinträchtigung mischen, wäre das Inklusion total. Das ist ein Ziel von Christine Krenn.