Menschen auf der Suche nach neuer Lebenskraft erhalten im Kneipphaus zahlreiche positive Impulse. Vor allem im Gespräch mit Oberin Sr. Emmanuela Reichl.
Ausgabe: 2012/27, Marienschwestern, Aspach, Emmanuela Reich, Kneipphaus, Logotherapie, Orden
04.07.2012
- Christine Grüll
„Wir möchten Menschen begleiten, die auf der Suche nach dem Heil sind“, sagt Sr. Emmanuela Reichl, Oberin der sechs Marienschwestern vom Karmel in Aspach. Der Duft der Blumen und Kräuter im Garten des Kneipphauses verstärkt die Kraft ihrer Worte. Denn Heilpflanzen sind eine der fünf Säulen der Kneippkur in Aspach. Seit 1911 bietet die Gemeinschaft der Marienschwestern diese Form der Stressbewältigung und der Burn-out-Prävention an. Doch das sind nur modische Bezeichnungen für ein Angebot, das viel tiefer geht.
Die Quellen finden. Die Menschen auf der Suche nach dem Heilsamen für Körper, Seele und Geist zu begleiten, das ist eines der Anliegen der Marienschwestern. „Wir möchten so manche versiegte, oft auch verschüttete Quelle erschließen“, sagt Sr. Emmanuela. Sie erzählt von Sr. Raphaela Freund, die Ende des 19. Jahrhunderts mithilfe von Pfarrer Kneipp ihre lebensbedrohende Krankheit überwunden hat. Sr. Raphaela führte seine Erkenntnisse in Aspach weiter. Die Ordensgemeinschaft war offen für die neue Herausforderung, im Sinne der offenen Karmelspiritualität. „Vor Gott stehen und sich für eine Sache einsetzen, um dieses Anliegen hat sich der Orden entwickelt.“
Logotherapie. Vor Kurzem hat Sr. Emmanuela die Ausbildung der Logotherapie abgeschlossen. Ihr Begründer Viktor Frankl wollte die Menschen auf ihrer Suche nach dem Sinn und Wert ihres Lebens unterstützen, auch in schmerzhaften Erfahrungen. „Die Logotherapie ist eine heilsame Ergänzung zur Psychotherapie und eine notwendige heilsame Antwort auf viele Nöte und Fragen der Menschen heute“, meint Sr. Emmanuela und fasst dabei in Worte, was ihre Gesprächspartnerin spürt. Sorgfältig und aufmerksam geht Sr. Emmanuela auf Menschen ein. Sie vermittelt, was sie lebt – ihre Freundschaft zu Gott und zu den Menschen, ein Kernsatz der karmelitischen Spiritualität.
Ein offenes Haus. Drei Vitrinen stehen im Haus. Sr. Anna, Sr. Emmanuela und Sr. Christine haben sie im Rahmen des Ausstellungsprojekts „Treffpunkt Kloster-Leben“ zu den Themen Salben, Singen und Kneipptherapie gestaltet. Auch wenn die Besucher/innen wenig Interesse an ihnen zeigen, spricht das offene Haus für sich, ist die geistliche Leiterin überzeugt. Die Gäste suchen das Gespräch mit den Schwestern oder singen mit Sr. Emmanuela vor dem Mittagessen, manche schon seit Jahren. Sr. Emmanuela meint lachend: „Die besten Vitrinen sind wir selbst.“