An der acht Meter hohen Be-tonmauer, die das israelische Jerusalem vom palästinensischen Bethlehem trennt, haben auf der Bethlehemer Seite Sprayer und Graffitikünstler ganze Arbeit geleistet. Die Betonwand ist übervoll mit Slogans und Karikaturen. Ein besonderes Werk hat der englische Ikonenmaler Ian Knowles hinterlassen: Die Gottesmutter thront über einer Mauer, die Sprünge zeigt und ein Tor hat, das den Blick auf Jerusalem freigibt. Es ist ein Hoffnungsbild – gegen die Realität. Denn nur wenige der rund 80.000 Bewohner der Region Bethlehem dürfen auf die andere Seite der Mauer. Die Menschen haben dieser Mariendarstellung einen Namen gegeben: „Unsere liebe Frau, die die Mauern niederriss“. In dem dazu verfassten Gebet heißt es: „Heilige Muttergottes, wir rufen dich an als Mutter der Kirche, Mutter aller Christen, die leiden. Wir flehen dich an, durch deine brennende Fürbitte diese Mauer, die Mauern in unserem Herzen und alle Mauern, die Hass, Gewalt, Angst und Gleichgültigkeit zwischen Menschen und Völkern hervorbringen, zu Fall zu bringen. (...) Beschütze uns vor allem Unheil und öffne in unserem Leben für immer die Tür der Hoffnung. Stärke uns und diese Welt, stärke die Kultur der Liebe, die aus dem Kreuz und der Auferstehung deines göttlichen Sohnes kommt, Jesus Christus, der lebt und herrscht in alle Ewigkeit“.