„Fair gehandelte Produkte sind teurer aber leistbar“
Der faire Handel ist einer der wichtigsten Ansatzpunkte, um die Armut in der Welt zu verringern. Konsument/innen muss bewusst sein, dass billige Ware in Wahrheit einen sehr hohen Preis für Produzenten und Umwelt hat, erzählt Susanne Loher von „Südwind“.
Worum geht es beim fairen Handel grob gesagt? Susanne Loher: Das umfasst sehr vieles. Es geht primär um faire Preise, das heißt, dass die Menschen, die die Produkte erzeugen, ein menschenwürdiges Leben führen können. Ist die verstärkte Einführung von Fair Trade in Supermärkten bereits darauf zurückzuführen, dass der Druck der Konsument/innen gestiegen ist? Loher: Der Handel merkt, dass es eine Nachfrage gibt. Das Potenzial wird nicht bei 100 Prozent, sondern bei 30 Prozent der Konsument/innen gesehen, aber es gibt den Markt. Die Supermärkte haben das gesehen und reagiert. Ohne den Druck der Konsument/innen wäre das nicht passiert.
Bei Fair Trade ist ein simples Gegenargument: „Ich bin doch nicht blöd und zahl mehr“? Loher: Wenn wir nicht bereit sind, den ehrlichen Preis für ein Produkt zu zahlen, und glauben, dass ein 4-Euro-T-Shirt wirklich nur 4 Euro kostet mit allen Nebenkosten, läuft was schief. Uns muss bewusst sein, dass wer anderer draufzahlt und etwa hohe Umweltkosten durch das Billigshirt verursacht werden.
Bei der Fülle an Produkten ist es schwierig, sich als Konsument/in richtig zu entscheiden. Wird uns nicht zu viel an Verantwortung umgehängt? Loher: Mündige Bürger/innen zu sein ist eine Herausforderung. Es ist aber unsere Verantwortung, sich ständig zu informieren. Wir dürfen uns auf keinen Fall zurücklehnen und darauf warten, dass allein die Politik etwas ändert.
Was sind seitens der Politik wichtige Ansatzpunkte, um den fairen Handel zu fördern? Loher: Ich glaube, dass gesetzliche Regelungen helfen, dass es Mindeststandards gibt und diese über die ganze Lieferkette gelten. Die momentane Handelspolitik ist sehr auf Unfairness gegenüber denen angelegt, die sich nicht wehren können. Fair Trade scheint eher ein Thema der wohlhabenden Schicht zu sein. Wie sollen sich arme Leute bei uns diese Produkte leisten können? Loher: Mir ist klar, dass es bei uns immer mehr Leute gibt, die auch bei der Grundversorgung ganz massiv aufs Geld schauen müssen. Ich behaupte aber, dass es für den allergrößten Teil der Bevölkerung in Österreich durchaus möglich ist, sinnvoll einzukaufen, also auch fair und nachhaltig, wenn man nicht alles haben muss. Die nachhaltigste Form des Konsumierens ist sicher, weniger zu konsumieren. Mehr Genuss als Überfluss sozusagen. Wir kaufen viel zu viel Bekleidung ein, auch beim Essen. Und weggeschmissen wird Essen quer durch alle Bevölkerungsschichten. Ich behaupte, in den Pfarren ist das Bewusstsein für Fair Trade höher als im Durchschnitt. Aber wenn es etwa bei Buffets darum geht, für die gute Sache Geld aufzutreiben, wird genau da oft gespart und eher Billigware genommen. Loher: Es ist die Frage: Wem nimmt man was weg, um es anderen zukommen zu lassen? Ich glaube, der faire Handel ist ein Ansatzpunkt, die Armut zu vermindern. Wenn man da spart, um das einer anderen Initiative zugute kommen zu lassen, ist das nicht ganz durchdacht, behaupte ich. Die Pfarren und kirchlichen Einrichtungen können als Vorbild hier vorangehen und sagen: Fairer Handel ist selbstverständlich und darunter geht es nicht. Wenn man sich für Gerechtigkeit und für die Erhaltung der Schöpfung einsetzt, ist es klar, dass man sich für Mindeststandards einsetzt.
Montagsaufbrüche in eine gerechtere Welt
- Susanne Loher und Sabine Klapf von Südwind OÖ werden am 15. Oktober um 19.30 Uhr im Pfarrsaal Linz-Guter Hirte im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Montagsaufbrüche in eine gerechtere Welt“ einen Vortrag halten zum Thema „Die Welt verändern mit dem EInkaufswagen? Kritischer Konsum und Politik“.
Weitere Vorträge in der Reihe „Montagsaufbrüche“ sind: - 1. Oktober: „Solidarisches Handeln – Mehrwert für alle“ von Anna Wall-Strasser, Betriebsseelsorge OÖ, 19.30 Uhr, Pfarrsaal Guter Hirte, Am Steinbühel 31, 4030 Linz.
- 29. Oktober: „Gute Arbeit. Arbeitsmarkt und soziale Unternehmen“ von Helmut Bayer, B7 Arbeit und Leben, Linz, 19.30 Uhr, Pfarrsaal Guter Hirte.
- 12. November: „Wirtschaften für ein gutes Leben. Gemeinwohl-Ökonomie“ von Christian Felber, Wien, 19.30 Uhr, Pfarrsaal St. Franziskus, Neubauzeile 68, 4030 Linz.
Die Veranstaltungsreihe organisiert der Gesellschaftspolitische Arbeitskreis der Pfarre Guter Hirte, Linz-Neue Heimat.