Die Menschen ermutigen, die Bibel mit ihrem Leben zu verbinden. Mit dieser Botschaft tourt das Bibelwerk Linz durch die Pfarren der Diözese Linz. Die KirchenZeitung hat einen dieser Bibelabende begleitet.
Die Bibel muss man spüren, das Buch in der Hand haben, dann erst im Kopf. Franz Kogler hebt vor den etwa 40 Frauen und Männern, die zum ersten von drei Bibelabenden in den Pfarrsaal Mondsee gekommen sind, seine Bibel in die Höhe. Der bestickte Stoffeinband ist abgegriffen, ein unübersehbares Zeichen dafür, dass diese Bibel zu seinem Buch geworden ist. Darauf kommt es dem Leiter des Linzer Bibelwerks an und dazu möchte er die Leute im Pfarrsaal motivieren: Die unzähligen vertrauten und kaum bekannten Geschichten von Gott und den Menschen, die sich in der Bibel finden, sollen zu ihren Geschichten werden. Die Bibel am Küchentisch. „Bei mir liegt die Bibel immer am Küchentisch, und zwar die Bibel in gerechter Sprache“, sagt eine Frau im Pensionsalter. In der Zeit ihrer schweren Krankheit sind ihr die Erzählungen von den Krankenheilungen Jesu zur Lebenshilfe geworden. „Ich mach die Augen zu und erspüre, was mich anspricht.“ Dann beginnt sie zu malen oder zu schreiben. Ihre Bilder und Texte hat sie manchmal zum Arzt mitgenommen. Das hat geholfen, miteinander ins Gespräch zu kommen und Ansätze für die Therapie zu finden. „So ist mir die Bibel gegenwärtig. Heilung geschieht wirklich“, ist ihre Erfahrung. Mit dem Alten Testament tut sich so mancher Besucher des Bibelabends schwer. Als Kinder waren die blutrünstigen Geschichten zwar spannender als die lieben Jesuserzählungen, aber nun ist es umgekehrt. „Jesus hat das Neue Testament nicht gekannt“, erinnert Franz Kogler. Jesu Bibel waren die Heiligen Schriften des jüdischen Volkes: die fünf Bücher Mose, die Propheten und Psalmen. Diese Schriften sind nur aus der Perspektive der christlichen Tradition Altes Testament, nicht für Jesus. Als Kogler einen Abschnitt aus dem Buch des Propheten Jesaja vorliest, könnte man eine Stecknadel fallen hören. „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich ausgelöst, ich habe dich beim Namen gerufen, du gehörst mir ...“ Die Worte treffen. Verflogen ist alle Skepsis gegenüber dem Alten Testament. Jesaja hilft. Jesus von Nazaret hat häufig auf die Botschaft des Propheten Jesaja zurückgegriffen, erklärt Kogler. Jesaja half Jesus, seinen Auftrag den Menschen verständlich zu machen: dass das Reich Gottes gekommen ist und schon da ist, heute. Kogler versichert sich, ob er verstanden wurde. „Wenn Jesus auf die Uhr schauen würde, was würde sie anzeigen?“ – „Es ist auf seiner Uhr nicht fünf vor zwölf, die Zeiger stehen genau auf zwölf – das Reich Gottes ist da.“ Die Besucher/innen des Bibelabends erfahren auch eine Menge über das religiöse Leben zur Zeit Jesu, über die Pharisäer und Sadduzäer, Zeloten und die Essener. Sie lernen, wie man das Wort „selig“ ansprechend, pointiert, aber einprägsam übersetzen könnte: „Freut euch, super, Prost.“ So kommt auch das Bibelwissen nicht zu kurz. Aber das ist nicht entscheidend, sondern dass man vom Wort der Bibel getroffen wird, zählt. „Das Himmelreich, das Reich Gottes ist Gegenwart. Das nehme ich mit nach Hause“, sagt ein Besucher des Bibelabends.