Nachhaltigkeit ist ein großes Wort, das aber nur durch die Umsetzung in das konkrete Leben lebendig wird. Georg Winkler, Assistent am Institut für Moraltheologie der KTU Linz, hat erhoben, welche Bedeutung Nachhaltigkeit in Benediktinerklöstern hat.
P. Bernhard Eckerstorfer ist froh, dass das Stift Kremsmünster bei dem Prozess „Umgang mit der Schöpfung“ mitgemacht hat. „Das hat unseren Blick geschärft und uns in Erinnerung gerufen, dass wir durchaus auf das stolz sein können, was schon da ist“. Dem stimmt Georg Winkler nur zu. So betreibt jedes der sechs „durchleuchteten“ Klöster (siehe Randspalte) eine Hackschnitzelheizung. Hier waren die Stifte die ersten und hatten Vorbildwirkung für ihre Region. Auch wenn der Anstoß für den Wechsel von Öl auf Holz im Ölpreisschock der Siebzigerjahre lag, muss man diesen Umstieg als Pioniertat anerkennen.
Gutes Klima. Schwieriger verhält es sich mit der Landwirtschaft. Von der konventionellen Bewirtschaftung bis zu den Biobetrieben des Stiftes Altenburg und Plankstetten, das sogar selbst vermarktet, reicht hier die Spannweite. Aufs ganze gesehen herrscht in Benediktinerklöstern ein Klima, in dem Nachhaltigkeit gut gedeihen kann, erklärt Winkler. Das Stift Altenburg betreut seine sämtlichen Gärten nach Öko-Richtlinen und wird auch Grundstücke für einen Windpark zur Verfügung stellen. Das Stift möchte beitragen, dass das Waldviertel 2025 eine ausgeglichene Energiebilanz aufweisen kann, sagt. P. Michael Hüttl. Das Stiftsgymnasium Kremsmünster hat dieser Tage eine kleine Photovoltaikanlage in Betrieb genommen. Dabei geht es nicht um die Versorgung des Stiftes, der produzierte Strom würde lediglich für ein Einfamilienhaus reichen. Adressaten der Initiative sind die Schüler/innen: Sie können in der Aula stets aktuell ablesen, wie viel Strom die Anlage erzeugt, und sie sollen auf die notwendige Energiewende aufmerksam gemacht werden, erklärt Prof. Klaus Thaler.
Küche als Kristallisationspunkt. Mit Rezepten aus der Klosterküche lassen sich zwar leicht Kochbücher produzieren, die sich gut verkaufen, der konkrete Lebensstil in den Stiften ist aber ein heikles Thema. „Es gibt täglich ein Konventmenü für die Mönche, die Sängerknaben, die Angestellten, und auch in der Gastronomie wird es angeboten“, sagt P. Michael. Bei der starken Reduktion von Fleisch gilt es Kompromisse zu finden: „Wir haben uns bewusst als Zeichen der Gastfreundschaft für ein gemeinsames Essen entschieden, das muss dann für alle stimmen.“ Bei der Ernährung braucht es viel Geduld und Fingerspitzengefühl, ist seine Erfahrung. Ganz ähnlich sieht das P. Bernhard: „Die Küche ist der Kristallisationspunkt, wo sich Ideal und Wirklichkeit zeigen.“ Nachhaltigkeit ist im benediktinischen Leben nichts Aufgesetztes. Der Moraltheologe Michael Rosenberger, der Betreuer der Studie Georg Winklers, macht auf die starken Impulse der Schöpfungsverantwortung aufmerksam, die sich in der Benediktsregel finden. Ob es um Essen oder Bekleidung geht, ist „maßvoll“ das entscheidende Wort. Es geht um ehrfürchtigen Umgang mit allen Dingen. Benediktiner sollten keine Scheu haben, mehr darüber zu sprechen, so sein Appell.