Nach dem deutlichen Votum für den Erhalt der Wehrpflicht fordert die Katholische Jugend Reformen ein. So soll der Zivildienst dem Präsenzdienst komplett gleichgestellt werden. Ziel bleibt die Entmilitarisierung der Gesellschaft.
Christoph Burgstaller, Leiter der diözesanen Jugendstelle, betont, dass die Katholische Jugend OÖ nach der Abstimmung vehement auf Reformen pochen will. Ganz oben auf der Wunschliste steht die Gleichstellung für Präsenzdienst und Zivildienst. Es sei insbesondere nicht einzusehen, wieso Zivildiener drei Monate mehr ableisten sollen als Grundwehrdiener. Sollten sich bei einer zeitlichen Angleichung dann noch mehr junge Männer für den Zivildienst entscheiden, sei das „wünschenswert“. Zu den Reformplänen zählt Burgstaller zudem eine „angemessenere“ Zivildienstentschädigung und eine umfassendere Begleitung und Weiterbildung der Zivildiener bei den Hilfsorganisationen. Weiterhin ein interessanter Denkansatz sei, das Bundesheer abzuschaffen, so Christoph Burgstaller. Diese dritte Variante sei am Sonntag bei der Wahl aber leider nicht auf dem Abstimmungszettel gestanden.
Abrüstung der Gesellschaft
Obwohl die Katholische Jugend keine Abstimmungsempfehlung abgegeben hatte, habe man insgeheim mit der Entscheidung für ein Berufsheer spekuliert, sagt Tobias Hirschmann, ehrenamtlicher Vorsitzender der Katholischen Jugend Österreich (KJÖ). „Damit sich das System ändert.“ Klar sei aber auch so, dass sich die KJÖ weiter für eine Entmilitarisierung der Gesellschaft einsetze, betont er. Gerade dass der Zivildienst den Ausschlag für den Erhalt der Wehrpflicht gab, ist für Hirschmann ein starkes Argument für die Gleichstellung mit dem Präsenzdienst. „Die Frage sollte für junge Männer dann lauten: Möchten Sie zum Bundesheer oder zum Zivildienst?“, meint Hirschmann. Im jetzigen Modell läuft es so, dass die tauglichen Männer automatisch dem Wehrdienst zugeteilt werden, wenn sie nicht extra Zivildienst beantragen.
Junge für Berufsheer
Rückenwind für Reformen erhofft sich auch Harald Fartacek, Geschäftsführer des Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ). „Die Wählerstromanalysten machen deutlich darauf aufmerksam, dass die Jugend vom Grundwehrdienst absolut nicht überzeugt ist“, sagt er. So haben bei den Unter-30-Jährigen über 60 Prozent für ein Berufsheer gestimmt. „Wenn wir bessere Bedingungen hätten, dann würden auch in Österreich wesentlich mehr junge Menschen ein FSJ leisten können“, ist Harald Fartacek überzeugt. Im Freiwilligen Sozialen Jahr erhalten die Jugendlichen 220 Euro Taschengeld, Fahrtenkostenzuschuss, Kost und Logis und seit einem Jahr die Familienbeihilfe. Zudem sind sie sozialversichert. Fartacek will, dass die Freiwilligen künftig genauso viel bekommen wie Zivildiener. „Dann könnten sie dieses Jahr wirklich finanziell unabhängig von den Eltern leisten Das ist jetzt nur teilweise der Fall.“ Zusätzliche Anreize für das FSJ könnten auch ein Freiwilligenausweis für Ermäßigungen und die ÖBB-Gratisfahrt, wie sie Zivildiener genießen, sein.