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Das deutsche Wort „Geist" ist mehrdeutig. „Geist" kann sein: das persönliche Bewusstsein des Menschen; der gute (Team-)Geist; die Lebensgeister, die nach Krankheit/Müdigkeit wieder erwachen; der Geist, den etwas „aufgibt", wenn es nicht mehr funktioniert; ein Gespenst oder das (geistige) Wesen Gottes – im Unterschied zur Materie. Die biblischen Wörter für Geist Ruach (hebr.) und Pneuma (griech.) führen weg vom menschlichen „Geist-Bewusstsein" hin zum bewegenden und unfasslichen göttlichen Geist. Das kommt auch in der spezifisch christlichen Wortbildung Heiliger Geist (lat. spiritus sanctus) deutlich zum Ausdruck: Geist Gottes – eine unverfügbare, übermenschliche, belebende (göttliche) Wirk-Kraft.
Wir kommen der Erfahrung des Geistes Gottes in unserem Leben auf die Spur, wenn wir fragen: Wes Geistes Kinder sind wir? Oder: Was bewegt, prägt mich im Innersten, in der Mitte, im Herzen? Was sind meine innersten, meine eigentlichen Antriebe, Gedanken und Motivationen? – Ist es der Geist meines „Ego", der Geist des Gelten-Wollens, des Haben-Wollens, des Herrschen-Wollens – oder der lebensfördernde und gemeinschaftsstiftende Geist Gottes, der Geist der Liebe?
Nein! Dieselbe Liebe Gottes, die in Jesus Christus ein für alle Mal offenbar wurde, ist durch den Heiligen Geist zu allen Zeiten
und allen Menschen nahe. Gott schenkt sich selbst universal – ins Innerste eines jeden Menschen: „Die Liebe Gottes ist ausgegossen
in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist." (Röm 5,5) Gott selbst setzt sich mit jedem Menschen in Verbindung: Der Heilige Geist bietet „allen die Möglichkeit an, dem österlichen Geheimnis in einer Gott bekannten Weise verbunden zu sein." (Vatikanum II, GS 22). Nicht wir halten
die Verbindung zu Gott aufrecht, sondern Gott selbst: „Weil ihr aber Söhne seid, sandte Gott den Geist seines Sohnes in unser Herz, den Geist, der ruft: Abba, Vater." (Gal 4,6) Unsere Gottesbeziehung und unser Beten ist getragen von Gott: „Du bist mein Atem, wenn ich zu dir bete." (Huub Oosterhuis)
Was hat der Hl. Geist mit Jesus und mit Gott zu tun? In Jesus Christus hat Gott sich selbst als Liebe mitgeteilt – geschichtlich konkret in dem einen Jesus von Nazaret an einem bestimmten Punkt in Ort und Zeit. War diese Nähe Gottes also auf die Person Jesu und seine Lebenszeit beschränkt? Sind wir die Zuspätgekommenen?
Jeder Mensch ist von der Gegenwart Gottes berührt, für die es in den verschiedenen Religionen unzählige Namen gibt. Treffend beschreibt der französische Theologe Yves Congar (+1995) die personale Nähe Gottes im Menschen: „Gott ist in unserem Leben aktiv und präsent durch eine Macht, die nicht zwingt; wir (Christen) nennen sie ‚Heiliger Geist‘."
Die christliche Tradition spricht in Hinblick auf die Charismen (Gaben des Geistes) von der „Unterscheidung der Geister". Zwei Kriterien helfen bei der Beurteilung, ob ein Engagement vom Heiligen Geist angestoßen ist: „Spricht" es von der Lebenshaltung und
Praxis Jesu? Und: Dient es der Auferbauung und Einheit der Gemeinde?
Gott handelt dort, wo Menschen ihn einlassen: Wo wir dem werbenden Geist Gottes in uns Raum geben, da kann Gott durch uns wirken: Dort, wo wir uns vorbehaltlos Gott anvertrauen und beten, wo wir Gemeinschaft stiften, Gerechtigkeit schaffen, echte Liebe und Hingabe leben, wo wir uns mit Feinden versöhnen, einen Neuanfang wagen usw. Der Heilige Geist ist die eigentliche Quelle wahren Menschseins.
„Gott ist uns ‚nahe‘, wir aber sind ihm fern; Gott ist drinnen, wir aber sind draußen; Gott ist (in uns) daheim, wir aber sind in der Fremde."
Meister Eckhart, +1328
„Wäre ich so bereit und fände Gott soweit Raum in mir, wie
in unserem Herrn Jesus Christus,
er würde mich ebenso völlig mit seiner Flut erfüllen. Denn der Heilige Geist kann sich nicht enthalten, in all das zu fließen, wo er Raum findet."
Meister Eckhart
„Sei du mein täglich Brot,
so wahr du lebst. Du bist mein Atem, wenn ich zu dir bete."
Huub Oosterhuis, Gotteslob 621
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