Pfingsten drängt zum Aufmachen des Lebens, denn Glaube lässt sich nicht konservieren.
Ausgabe: 2013/20, Pfingsten, öffnen
14.05.2013
Alu-Dosen sind an sich kein gutes Verpackungsmittel – aus Umweltschutzgründen. Schon gar nicht der Glaube lässt sich aufbewahren für schlechtere oder bessere Zeiten – je nachdem. Geöffnet muss er werden. Nur offen kann er wirksam und spürbar werden. Pfingsten. Das heißt aufmachen, öffnen. Die Herzen, die Hände, den Mund. Alles soll offen werden. Menschen halten ihre Talente nicht mehr zurück. Sie treten heraus aus sich selbst. Pfingsten ist das Fest derer, die ihr eigenes Leben zugunsten der Nächsten wagen.
Wagnis mit Gott
Es waren die Momente, in denen viel auf dem Spiel stand. So erzählen es Ältere, fragt man sie nach den prägendsten Ereignissen in ihrem Leben. Nicht die langen Zeiten fallen einem da ein, in denen alles seinen gewohnten Lauf nahm, eher jene, als gar nichts fix und alles voll Wagnis war. Nach Jahren der vielen Möglichkeiten wagten sie den Schritt in eine „feste“ Beziehung. Ein anderer fand den „Halt“ gerade dann, als er die Lebensbedrohung durch eine Krankheit erfahren musste. Prägend und zu Herzen gehend wird das Leben dort, wo es viel Mut erforderte, wo man nicht um die nächste Ecke sieht – und man sich entscheiden muss – für einen Menschen oder einen bestimmten Weg. Es sind die Momente, die man nicht angestrebt hat, für die Menschen aber im Nachhinein so dankbar sind. Sie werden zu den Ankerpunkten. Aus ihrer Erfahrung heraus lässt sich mehr Vertrauen schöpfen als aus der Routine des sicheren Laufs der Dinge. Pfingsten, das Fest des Geistes. Er kam, als alles ohne Aussicht war. Gottverlassen wähnten sie sich in ihren Mauern. Der unsicherste Moment ihres Lebens wurde zur Geburtsstunde der Kirche. Es ist die Gemeinschaft derer, die das Sich-auf-Gott-Verlassen wagen.
Matthäus Fellinger, Chefredakteur