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Markus Hofer ist nicht nur selbst ein Mann, er arbeitet in der Katholischen Männerbewegung auch viel mit anderen Männern und Männergruppen und kann daher viel darüber erzählen, wie Männer ticken.
Es gibt eine Studie über Männer in Deutschland, die besagt, dass 70 % von ihnen keinen Freund haben. „Ich schätze, das ist in Österreich nicht viel anders“, meint Hofer. „Männerbeziehungen sind oft funktional. Man kennt sich vom Job, vom Fußballverein, es ist eine äußere Situation, die einen zusammengebracht hat.“ Bevor aus einem Kollegen oder Kumpel ein „richtiger“ Freund wird, prüft ein Mann sehr genau, ob er diese Nähe eingehen und zulassen will. „Männerfreundschaften sind deshalb etwas sehr Exklusives.“
„Seien wir doch ehrlich: Wenn zwei Frauen miteinander unterwegs sind, denkt sich kaum einer was. Checken zwei Männer im Hotel ein, fragen sich die Leute, ob sie schwul sind.“ Markus Hofer kennt diese Angst aus vielen Gesprächen. Er selbst hat einen „besten Freund“, mit dem er wöchentlich durch die Wälder streift oder sonst eine Aktivität unternimmt. „Die fragenden Blicke kenne ich, aber sie sind mir mittlerweile egal.“
Aber auch eine Art von Rivalität lässt Männer oft zögern, eine Freundschaft einzugehen. Macht oder Kontrolle abgeben ist für Männer wohl nicht so einfach. „Männer gehen oft aufeinander zu wie Ritter in der Rüstung. Erst nach einem gründlichen Check machen sie das Visier auf“, so Hofer.
Mit echten Freunden reden Männer über alles. „Aus meiner Erfahrung kann ich nur sagen, da geht es wirklich ans Eingemachte, und zwar ohne große Einleitungen.“ Als Seminarleiter hat er viele solcher Situationen erlebt. „Ich glaube, das ist ein Punkt, wo Frauen ganz anders ticken“, vermutet der Vorarlberger.
Was aber für Männer und Frauen gelte, sei, dass der Austausch der verschiedenen Sichtweisen einfach guttue. „Das ist das Wesen jeder Freundschaft. Ein Freund ist einer, der alles von dir weiß und dich trotzdem liebt. Es ist eine Beziehung, bei der man nicht buhlen muss und die verlässlich ist.“
Einen großen Unterschied zu Frauenfreundschaften ortet Hofer in der Gesprächskultur. Für ihn steht fest, dass Männer ein wesentlich geringeres Redebedürfnis haben. „Haben Männer ein Problem, neigen sie zum Rückzug in die Höhle. Sie lecken erst ihre Wunden und wollen sich Klarheit verschaffen, bevor sie darüber reden. Frauen greifen in dieser Situation schneller zum Telefon“, so seine Diagnose.
Eine Leidenschaft, die viele Männer verbindet, sind Aktivitäten in der freien Natur. „Wenn wir Indianer spielen können, fühlen wir uns wie richtige Männer“, schmunzelt Hofer, „das erinnert ein bisschen an Winnetou und Old Shatterhand. Die haben übrigens auch nur wenig miteinander gesprochen. Für mich wäre interessant, wie wenige Worte sie in all den Büchern oder Filmen gewechselt haben. Das sind in Summe sicher nur ein paar Minuten. Typisch Mann eben!“
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