Fasten: Ein gemeinsames Thema für Christen und Muslime in Traun
Es war für viele Gäste einer Veranstaltung im Pfarrheim der Stadtpfarre Traun überraschend: Katholische und evangelische Christen und Muslime finden beim Fasten viele Gemeinsamkeiten.
Ausgabe: 2014/14, Fasten, Traun
02.04.2014 - Helmut Obermayr
Zu einem Vortrags- und Diskussionsabend waren Angehörige der beiden islamischen Gruppen in Traun, der drei katholischen Pfarren und der evangelischen Pfarre eingeladen. In der katholischen Kirche habe sich das Fasten von früher selbstverständlichen Vorschriften zu neuen Formen entwickelt, die in der Beziehung zu Gott einen heilsamen Verzicht für die Fastenden bedeuten, aus der biblischen Wurzel aber auch sozial bezogen sind, schilderte der katholische Pfarrer Franz Wild.
Fasten bis zum Sonnenuntergang
Der Ramadan der Muslime ist im Koran geregelt: Einen nach dem islamischen Kalender rund um das ganze Jahr wechselnden Monat lang essen und trinken Muslime von der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang nichts. Dieses Fasten sei eine direkte Angelegenheit zwischen dem einzelnen Menschen und Gott. Auch im Islam gehe es um eine Neubesinnung, und besonders im Ramadan bestehe die Pflicht, für Arme zu sorgen. Das ganztägige Fasten mache bewusst, was es heißt, nichts zu essen zu haben, erklärte Murat Baser, der Vorsitzende der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Oberösterreich. Die evangelische Kirche kenne zwar das Fasten, aber keine detaillierten Vorschriften, weil sie nicht aus der Bibel ableitbar seien, betonte der evangelische Pfarrer Johannes Pitters. In den Beispielen der Aktionen „Sieben Tage ohne.“ oder „Suppenfasten“ gehe es auch um Neubesinnung und soziales Engagement. Feste seien in der Fastenzeit verpönt, der Karfreitag und der Karsamstag seien Tage der Enthaltsamkeit. „Wir sollten weiterhin das Gemeinsame suchen“, war die Meinung in den Gesprächen nach der Veranstaltung. Besonders dankbar waren die Gäste für die traditionellen Speisen zum Fastenbrechen, die die muslimischen Frauen mitgebracht hatten.