Uranabbau – ein profitables Geschäft für multinationale Unternehmen auf der einen Seite. Eine enorme Belastung für die Bevölkerung und die Umwelt auf der anderen Seite. In Tansania soll künftig radioaktives Uran gefördert werden. In der Bevölkerung wächst der Widerstand.
Der Druck ist groß. Doch Anthony Lyamunda ist ein Kämpfer. Sein Ziel ist, den geplanten Uranabbau in Zentraltansania zu stoppen. 2009 gründete er dafür die Bürgerrechtsorganisation CESOPE (Civil Education is the Solution to Poverty and Environmental Management). Nach und nach wurde die lokale Bevölkerung aufgeklärt. Über ihre Rechte und über das radioaktive, giftige Schwermetall Uran, durch dessen Abbau die Lebensgrundlage der Bauern und Fischer massiv gefährdet ist. Die Menschen vor Ort wussten nichts vom Uran im Boden, auf dem sie Landwirtschaft betreiben. Sie wussten nicht, dass dieser Rohstoff als Energieträger in Atomkraftwerken und für den Bau von Atomwaffen genutzt wird; dass der Uranabbau, sollte er genehmigt werden, für sie mit Umweltzerstörung, Gesundheitsgefahren, Wasserverunreinigung, radioaktiven Abraumhalden und der Vertreibung aus ihren Dörfern verbunden sein wird. Nun setzen sie sich vermehrt zur Wehr.
Ein Albtraum
Anthony Lyamundas Engagement missfällt: Der Regierung, Politikern, Behörden und beteiligten Unternehmen. Er wurde von Unbekannten bedroht, verfolgt, unter Druck gesetzt; von der Polizei festgenommen, verhört und der Aufwiegelei bezichtigt. Es ist „wie ein Albtraum, ich fühle mich nicht sicher“, sagt der CESOPE-Leiter bei einem Pressetermin der Plattform gegen Atomgefahren in Salzburg. Doch er denkt nicht daran aufzuhören, Bewusstseinsbildung zu betreiben, Kampagnen durchzuführen, sich mit nationalen und internationalen Organisationen zu vernetzen und Konferenzen abzuhalten, um auf die Gefahren des Uranabbaus hinzuweisen und das Vorhaben zu verhindern.
Gesundheitsschäden
Für den Uranabbau in Tansania hat das Bergbauministerium des Landes 2006 70 Explorationslizenzen an ausländische Firmen vergeben, darunter an das australische Unternehmen URANEX NL. Seit 2012 führt es Probebohrungen im Sumpfgebiet Bahi in Zentraltansania durch, um zu prüfen, wie viel Uran sich hier angereichert hat. Dabei werden auch giftige Chemikalien verwendet und Umweltkriterien missachtet. Im selben Gebiet wird in der Regenzeit Reis angebaut. Bei manchen Bauern sind bereits Gesundheitsschäden an Augen und Haut aufgetreten. Vermutet wird, dass das Wasser im Zuge der Bohrungen verseucht wurde. CESOPE hat nun Wasserproben nach Deutschland geschickt. Aussagekräftige Analysen stehen noch aus. Die Bauern haben kaum eine Chance, sich gegen die Probebohrungen zu wehren. Sie dürfen das Land zwar bewirtschaften, doch staatliche Behörden entscheiden letztlich, was damit passiert.
Liebe zum Land
Wenn Anthony Lyamunda vom Distrikt Bahi spricht, fängt er an zu schwärmen. Der Diplomingenieur wurde hier geboren, im Dorf Makanda. Während der Regenzeit entstehen in diesem Gebiet Seen und Wasserläufe. Dann werden Fische gefangen, Reis und Saatgut angebaut und es wird traditionelle Salzproduktion betrieben. „Davon leben die 250.000 Einwohner der Region. Es ist ein wunderschönes Land.“ Sobald der Uranabbau genehmigt wird, muss die Bevölkerung weg. Das weiß Anthony Lyamunda aus dem Erfahrungsaustausch mit Organisationen und Bergbauarbeitern aus Namibia und Niger, wo bereits Uran abgebaut wird. „Soweit darf es nicht kommen. Wir werden auf jeden Fall weiter Widerstand leisten.“
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